Basse & Selve war ein großes Unternehmen mit Sitz in Altena im Sauerland, das sich mit der Verarbeitung von Nichteisenmetall beschäftigte und nun seit vielen Jahren eine verlassene Münzfabrik bei Wuppertal ist. In dieser verlassenen Fabrik wurden Reichsmark und andere Produkte aus Nichteisenmetall produziert.
Nichteisenmetall – das sind diverse Metalle wie Kupfer, Zink oder Nickel, nur eben nicht Eisen. Aus ihnen fertigte die Fabrik unter anderem Münzen, weshalb sie in der Urbex Szene auch als Lost Place Münzfabrik bekannt ist.
Dazu betrieb Basse & Selve mehrere Walz- und Nickelwerke sowie eine Patronenfabrik. Des Weiteren gehörten Drahtziehereien zu dem Betrieb, was zu seiner Zeit ein großes und in Altena weitverbreitetes Geschäft war.
Die Gründung von Basse & Selve
Carl Basse (* 1802; † 1873), ein Manufakturwarenhändler, gründete die Firma gemeinsam mit dem Landwirt Hermann Diedrich (* 1813; † 1881). Dabei spielte Hermann Selve eine wichtige Rolle. Dieser hatte die Wasserrechte an der Verse, die später direkt neben der Fabrik entlang fließen sollte, in der Ortschaft Bärenstein bei Werdohl erworben.
Mit dieser Berechtigung durfte er die Verse wirtschaftlich zum Beispiel zur Produktion von Gütern verwenden.
Sein Plan war anfangs, ein Holzsägewerk zu errichten und so holte er sich dafür eine Baugenehmigung.
Gründung der Münzfabrik
Doch Carl Basse, ein Freund und Geschäftspartner, konnte Selve davon überzeugen, die Pläne für ein Sägewerk zunächst zu verwerfen und sich auf den immer weiter wachsenden Markt der Metallproduktion zu fokussieren.
So gründeten Hermann Selve und Carl Basse 1861 die Handelsgesellschaft Basse & Selve.
Die Produktion richtete sich zunächst an Messingdrähte und andere Metallprodukte aus Messing. Schnell wurde Basse & Selve ein etablierter Lieferant für ansässige Unternehmen unter anderem aus der Knopfproduktion.
Nur ein Jahr später trat der Sohn von Selves namens Gustav Selves (* 1842; † 1909) in das Unternehmen ein. Er sollte seinen Vater und Basse schon bald mit der Führung des Unternehmens unterstützen, das bereits 20 Mitarbeiter hatte.
1872 gründete einer der beiden Gründer, Carl Basse, ein weiteres Unternehmen in Lüdenscheid unter dem Namen Basse & Fischer. Er hatte erkannt, dass dieser Markt die Zukunft und eine hohe Nachfrage vor sich hatte.
Expansion in das heute verlassene Walzwerk
Versetal, wo sich das Unternehmen Basse & Selve bisher befand, war leider nicht bereit für die massiven Expansionspläne der Unternehmer. So bot es sich an, im Jahre 1868 das stillgelegte Walzwerk „Schwarzenstein“ an der Lenne zur Erweiterung der Produktion zu erwerben. 1869 wurde auch der Firmensitz dorthin verlegt. Von ihm stammen die großen Gebäude neben den Fabrikhallen.
Das Unternehmen ging von nun an auch in den internationalen Raum an und gründete 1870 ein Werk in Dinnaz, Italien. Gustav Selve übernahm gemeinsam mit seinen Brüdern Fritz (* 1849; † 1916) und August Selve (* 1845; † 1925) die Führung der Firma in Italien.
1872 wurde Gustav Selve schließlich zum Teilhaber und Geschäftsführer von Basse & Selve.
Als 1883 der Mitinhaberfamilie Basse ausstieg, war er Alleininhaber des Unternehmens.
Umstellung der Produktion
Zur Reichsgründung im Jahre 1871 führte Kaiser Wilhelm I. die erste Währungsunion im Deutschen Reich ein, der es noch an Produktionskapazitäten für die neue Währung fehlte.
Basse & Selve sahen ihre Chance, die Münzen mit Legierungen aus Kupfer und Nickel mitzuproduzieren, da sie sich bereits mit diesen Metallen gut auskannten.
So wurde die Firma ein wichtiger Lieferant für die Währungsproduktion des Deutschen Reichs.
Diese erste staatliche Zusammenarbeit war ein Grundstein für weitere staatliche Aufträge, die später ein Schwerpunkt der Produktion wurden. So kamen schon bald die Herstellung von Patronenhülsen und weiteren Münzen hinzu.
Drei Jahre später wurde die Produktion erneut erweitert und die Verhüttung von Nickelerzen mit ins Portfolio aufgenommen. Schnell konnte sich Basse & Selve zu einer der größten Nickelhütten Deutschlands entwickeln.
Um die Entwicklung beizubehalten und anderen Unternehmen stets einen Schritt voraus zu sein, bemühte sich das Unternehmen, immer neue Metalle in die Produktion aufzunehmen, die auf dem Markt noch nicht zu präsent waren.
So konnte die Firma eine Großzahl an Legierungen und Metallprodukten, wie Drähte, Rohre und Bleche, herstellen und verarbeiten. Darunter auch die kupferhaltige Messinglegierung Tombak und Metallgüter aus Aluminium.
1911 begann einer Firmenzweige „Basse & Selve Motorenwerke“ mit der Fertigung von Motoren aus Leichtmetallegierungen, die unter anderem in der Flugzeugindustrie eingesetzt wurden. Die Firma entwickelte die jemals ersten Motoren mit Leichtmetallkolben, mit Aluminiumlegierung, die je in Autos verbaut wurden.
Als Gustav Selve im Jahr 1909 starb, gehörten 11 Werke, die etwa 3000 Mitarbeiter beschäftigten, zu dem Unternehmen Basse & Selve.
In der Nähe der verlassenen Münzfabrik Schwarzenstein gibt es ein Denkmal für ihn.
1977 wurden die beiden Werke in Altena und Werdohl zum VDM-Geschäftsbereich Kupfer und Nickel zusammengelegt. Damit verlor der Standort an der Lenne seine Funktion als Gießerei und Verwaltungssitz und lediglich sein Walzwerk wurde noch drei Jahre lang genutzt. 1980 wurde das Werk Schwarzenstein dann für immer geschlossen.