Die verbotene Bunkerstadt Wünsdorf

In der "verbotenen Stadt" arbeitete einst das Oberkommando der Wehrmacht in riesigen Bunkern.

Der kleine Ort Wünsdorf ist für seine verlassene Stadt voller Bunker als Geisterstadt bei Berlin bekannt. Die Ortschaft mit knapp 6000 Einwohnern liegt etwa 40 Kilometer südlich von Berlin zwischen vier großen Seen. Es ist in der Region bekannt für seine Kaserne, in der einst das Oberkommando des GSSD stationiert war.

Die Bunkerstadt liegt dabei gerade mal 20 Minuten von einem anderen riesigen verlassenen Militärgebiet, der Kaserne Sperenberg, entfernt. Doch im Vergleich zum Komplex Sperenberg, besteht Wünsdorf größtenteils aus Bunkern. Das Gebiet blickt allgemein auf eine große militärische Vergangenheit zurück.

Während des Ersten Weltkriegs wurde Wünsdorf bald zu einem der größten Militärstützpunkte Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stützpunkt mit der kommunistischen Ära zum Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Ostdeutschland. Es war das größte sowjetische Lager außerhalb der UdSSR.

Die verbotene Stadt Wünsdorf hatte 60.000 Einwohner, davon 50.000 Soldaten. Anwohner des Kasernengeländes durften die Militärstadt nicht betreten, sodass der Name „Die Verbotene Stadt“ zusutande kam.

Bunkerstadt in Wünsdorf

Im Jahre 1877 wurde in Kummersdorf ein Artillerie-Schießplatz für die Preußische Artillerieprüfungskommission errichtet.

Ab 1907 wurden Kummersdorf und der verbundene Übungsplatz Jüterbog erweitert und die Bereiche Zossen, Wünsdorf und Zehrensdorf miteinbezogen, um ein verbundenes Trainingsgebiet zu errichten.

In Wünsdorf wurden ab 1910 zahlreiche Militäranlagen erbaut und Truppenübungsplätze im Wald errichtet. 1912 kamen Einrichtungen des Fernsprech- und Telegrafenamtes dazu.
1913 wurde zudem die Infanterieschule auf dem Gelände Wünsdorf eingerichtet.

1914 wurde eine Turnanstalt in das Gelände integriert, die mit moderner Ausstattung die Soldaten sportlich ausbilden sollte.

1919 wurde hier die Heeressportschule gegründet, die deutsche Leichtathleten im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 in Berlin ausbildete.

Militärische Zwecke von Wünsdorf zwischen 1918 und 1939

Die Kaserne wurde in den ersten Jahren mit weiteren militärischen Einrichtungen erweitert. Es kamen Lazarettbauten und Ställe hinzu. Als die sowjetische Armee das Gelände mitverwendete, wurde es auch als „Lenin-Stadt“ bekannt.

Dann kam die Machtergreifung der NSDAP und in Wünsdorf gab es zahlreiche Neuerungen. So wurde Wünsdorf zu einem Zentrum in der Entwicklung der schnellen Truppen und der Panzertruppen.

Noch 1933 wurde auf dem Truppenübungsplatz der erste Panzerverband der Wehrmacht aufgestellt. 1935 wurde die 3. Panzerdivision in Wünsdorf neu aufgestellt und die Heereskraftfahrschule wurde in den Ort verlegt. Wünsdorf war bereits jetzt ein wichtiger Standort der Wehrmacht.

1935 kam das Oberkommando des Heeres (OKH) ebenfalls nach Wünsdorf und Oberkommando der Wehrmacht folgte 1938. Diese brachten meistens auch ihre Familien mit, die in einer neuen Waldsiedlung im Norden von Wünsdorf untergebracht wurden.

Während der sowjetischen Besatzung war hier auch das 3. Militärstädtchen (genannt „Fliegerstädtchen“) untergebracht, das heute besichtigt werden kann und als „Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf“ bekannt ist

Bunker in Wünsdorf

Im Jahre 1937 wurden in Wünsdorf mehrere große bombensichere Bunker erbaut. Sie trugen die Tarnnamen „Maybach I“ und „Maybach II“ und waren mit einer damals hochmodernen Nachrichtenzentrale namens „Zeppelin“ verbunden. Eine andere große Bunkeranlage gibt es übrigens im Buhlert in der Eifel.

Spitzbunker

Desweiteren wurden rund 20 Luftschutzbunker der Bauart „Winkel“ erbaut, die als spitze Betontürme aus dem Boden hervorstanden. Zur Tarnung der Bunkeranlagen wurde eine Siedlung mit Landhäusern errichtet, welche die Bunker umgab. Die Bunker Maybach I und Maybach II führten bis zu 20 Meter unter die Erde und die Bauarbeiten an den Bunkeranlagen waren bis 1939 abgeschlossen.

Militärische Zwecke zwischen 1939 und 1945

Da die Bunkeranlage Maybach 1 fertiggestellt war, konnte das OKH am 26. August 1939 in die Anlage verlegt werden. Im Sommer 1940 wurde Maybach 2 fertiggestellt und das Oberkommando der Wehrmacht wurde dort untergebracht.

Für die Befehlskoordinierung der deutschen Truppen in Europa war der Bunker Zeppelin zuständig. Der Bunker war einer der größten und wichtigsten Knotenpunkte für Koordination während des Zweiten Weltkrieges. Er war auch bekannt als „Amt 500“.

Mit der Zeit wurden weitere Dienststellen der Wehrmacht nach Wünsdorf verlegt. Grund dafür waren auch die verstärkten Luftangriffe der Alliierten auf Berlin 1943. Unter den neuen Stellen waren auch Bereiche des Oberkommandos des Heeres und des Heereswaffenamtes.

Weil in Wünsdorf viele wichtige Stellen untergebracht waren, wurde es mehrfach Ziel von Bombardierungen der US. Der schwerste Angriff mit 580 Maschinen ereignete sich am 15.03.1945. 120 Menschen wurden getötet und zahlreiche Häuser beschädigt oder zerstört. Fünf Tage später marschierten die sowjetischen Truppen in Wünsdorf ein und übernahmen das Gelände ohne große Kämpfe. Das Gelände wurde weiter zu militärischen Zwecken verwendet und der Führungsstab des sowjetischen Marschalls Schukow in Wünsdorf für die Schlacht um Berlin stationiert.

Weiterverwendung der Bunkerstadt Wünsdorf durch die GSSD

Die meisten Bunkeranlagen wurden wegen des Potsdamer Abkommens nach einer technischen Demontage im Jahr 1947 gesprengt, damit sie keiner weiteren militärischen Nutzung zur Verfügung standen. Vom „Amt 500 Bunker“ wurde allerdings lediglich ein Eingang zerstört, sodass der große Bunker weiterhin existiert.

März 1953 begannen die Räumungen der Wohnungen und Häuser, in denen einst die Militärangehörigen wohnten. Desweiteren wurden die ehemalige Poststelle, die Sparkassen sowie die Apotheke geräumt. Bei der Räumung wurden etwa 800 Einwohner umgesiedelt und 30.000 sowjetische Soldaten wurden in Wünsdorf stationiert.

Bunkergang

Von Wünsdorf aus wurde unter anderem der sowjetische Panzerschutz für den Bau der Berliner Mauer geplant. Weitere wichtige Aufgaben lagen in der Koordination der Luftsicherheit über der DDR, die seit 1974 mit der Vereinigten Hauptzentrale 14 umgesetzt wurde. Bis 1990 arbeiteten hier sowjetische Offiziere mit Offizieren der NVA zusammen. Seit der deutschen Wiedervereinigung wurden Offiziere der Bundesluftwaffe hinzugeholt.

Ab 1977 wurde der Stab der 16. Sowjetischen Luftarmee unter den Tarnnamen „RANET“ und „WIMPEL“ ebenfalls in Wünsdorf stationiert und vom „Zeppelinbunker“, dem Amt 500, koordiniert.

Zu Hochzeiten des Betriebes kam die Stadt Wünsdorf so auf etwa 2700 Einwohner und etwa 50.000 bis 75.000 stationierte Militärs. Die Stadt war mit einer guten Infrastruktur und allen nötigen Geschäften und Einrichtungen ausgestattet. Einige der Einrichtungen befanden sich innerhalb des Militärgebiets und waren für Bürger der DDR unzugänglich.

Auf dem Gelände befanden sich bis 1994 Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten, Sportanlagen, Geschäfte und sogar ein militärpolitisches Museum. Desweiteren gab es eine Badeanstalt, die heute öffentlich besucht werden kann.

Offiziersgebäude

1994 wurden dann die Truppen aus Wünsdorf abgezogen und eine riesige Bunkerstadt blieb zurück. Auf dem ehemals militärischen Gebiet mit 260 Hektar Fläche stehen seitdem etliche Gebäude und Einrichtungen leer. Außerdem blieben 98.300 Geschosse und 47.000 weitere Kampfmittel auf dem Gelände gemeinsam mit 29,3 Tonnen Munitionsschrott zurück. Diese wurden gemeinsam mit rund 45.000 Kubikmetern Sperrmüll und Chemieabfällen entsorgt. Es soll an einigen Stellen jedoch weiterhin Überreste der riesigen Müllmengen auf dem Gelände geben. Daher gilt das Betreten der verlassenen Kaserne als gefährlich und wir empfehlen die Teilnahme an angebotenen Führungen durch das Gelände.

Nachmilitärische Nutzung

Auf einigen Grundstücken ehemaliger Wohnhäuser des Militärgebiets Wünsdorf befindet sich heute Industrie. Andere geräumte Flächen wurden zu Wohnraum umfunktioniert. Die Bunker „Amt 500“, „Maybach“ sowie „Uk 20“ und „Panzir“ gibt es weiterhin. Auch andere Gebäude und Bunker stehen immernoch in dem großen Waldgebiet.

In einigen der Gebäude sind heute Behörden wie das Grundbuchamt oder der Kampfmittelräumdienst untergebracht. Große Teile des ehemaligen Wünsdorfer Stützpunktes sind heute Teil eines Museums. Sie können öffentlich und legal betreten werden.

Koordinaten von verlassenen Bunkern und Militäranlagen

  • 52.163, 13.4863 Badeanstalt
  • 52.16401, 13.4847 Großes Offiziershaus
  • 52.16483, 13.4875 Kommandeurshaus
  • 52.19342, 13.4738 Bunker Maybach 1
  • 52.19524, 13.4731 Nachrichtenbunker Zeppelin
  • 52.19194, 13.4684 Spitzbunker

Fotos: Ulrich Schmidt, Gamerzone, Christoph Artz, Michael Schart, Gerd Engelmann

Weitere Informationen

Einschätzung des Ortes

Bekanntheit
40%
Gefahr
10%
Vandalismus
15%
Schwierigkeit des Betretens
30%

Adresse von Die verbotene Bunkerstadt Wünsdorf

Jasminweg 3, 15806 Zossen
52.195119, 13.472604

Die verbotene Bunkerstadt Wünsdorf Wegbeschreibung

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  • Eine Antwort

    1. Die angegebene Adresse ist falsch. Dort befindet sich ein Wohnhaus. Unsere Anlage ist kein Lost Place, denn man kann hier jeden Tag, außer montags, an Führungen teilnehmen. Das Gelände ist Video überwacht. Wer das Gelände unberechtigter Weise betritt, begeht Hausfriedensbruch und muß mit einer Anzeige rechnen.

      Der Eigentümer – Bücherstadt-Tourismus GmbH

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