Das Munitionsdepot Brüggen-Bracht ist das größte verlassene Munitionsdepot Europas. Es diente zwischen 1948 und 1996 als Munitionsdepot für die britische Rheinarmee und der Royal Airforce und beherbergte neben zahlreichen Bunkern sogar ein eigenes Schienensystem samt Bahnhöfen. Es umfasst eine Fläche von ca. 1300 Hektar.
Die Geschichte des Munitionsdepots Brüggen-Bracht
Seit 1945 verwendete die britische Rheinarmee (RAF) Teile des heute riesigen Gebietes, um Blindgänger zu sprengen. 1948 begann dann eine Umstrukturierung, wobei das Gelände umzäunt und es zum größten Munitionsdepot Europas ausgebaut wurde.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände von 1948 bis 1996 unter dem Kommando der NATO durch die britische Rheinarmee genutzt. Befehle kamen auch aus dem unweit erntfernten, heute verlassenen NATO Hauptquartier in Mönchengladbach. Dieses liegt nur ungefähr 20 Kilometer weit weg und hält auch ein ehemaliges Krankenhaus der britischen Rheinarmee.
Anfangs wurde die Munition in einfachen Hütten aus Wellblech gelagert. Die britische Rheinarmee baute zu dieser Zeit auch schon an Munitionsbunkern.
Später wurden die Wellblechhütten dann durch mobile Schuppen ersetzt, damit die Munition an verschiedenen Stellen abgestellt werden konnte, da der Transport nicht immer leicht war. Die Schuppen wurden dann einfach darüber geschoben. Dies war eine gute Lösung für die begrenzten Lagermöglichkeiten der 1960er-Jahre.
Einige Munition konnte aufgrund aufgrund ihrer Größe oder ihres Gewichts gar nicht erst in eine überdachte Lagestelle gebracht werden. Die Fliegerbomben wurden beispielsweise einfach im westlichen Bereich des Depots unter freiem Himmel gelagert.
Heute befindet sich das knapp 1300 Hektar große Gelände zum größten Teil im Besitz der Nordrhein-Westfalen-Stiftung „Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege“. Seit dem Jahre 2000 gehört es zum Naturschutzgebiet Brachter Wald. Eine angrenzende Firma verwendet gerodete Flächen des Gebietes zu industriellen Zwecken.
Das befindet sich im Brachter Wald
Auf dem Gelände befinden sich mehr als 200 Hallen und Bunker, vier Verladebahnhöfe, zu denen 15 Kilometer Schienennetz gehörten und knapp 90 Kilometer Straßennetz.
So besaß das Munitionsdepot Brüggen-Bracht eine ausreichene Infrastruktur, um schnell und organisiert bis zu 45.000 Tonnen an Munition zu lagern. Mit dieser außerordentlichen Menge an gelagerter Munition war es zeitweise das größte Munitionsdepot Europas.
Die Infrastruktur im Munitionsdepot Brüggen-Bracht
Neben üblicher Handfeuermunition wurden auch Fliegerbomben des RAF-Flugplatzes Brüggen-Elmpt gelagert. Auch dieser ist heute ein Lost Place, zu dem noch ein Artikel folgt.
Die Munition wurde per Güterbahn über die Kleinbahn Kaldenkirchen–Brüggen angeliefert. Sie wurde dann an einem der vier Verladebahnhöfe abgeladen und über die Straßen weitertransportiert.
Der am östlichen Ende des Depots liegende Bahnhof diente dabei als Verteilerplatz. Hier wurde ankommende Munition zu den entsprechenden anderen Ladestationen weitergeleitet.
Die Straßen umrunden das Gelände, dass sich neben einer Autobahn befindet, entlang eines Zauns.
An einigen Kreuzungen kehren die Straßen in das Gelände ein und münden auf der gegenüberliegenden Seite des Depots in den Straßenring.
Besonders auffällig ist auf Luftaufnahmen dabei eine große Kreuzung, die ein riesiges „X“ formt.
Von dem ungefähr 15 Kilometer langen Schienennetz ist heutzutage allerdings nicht mehr viel zu sehen.
Nach der Aufgabe des Geländes bauten die Briten einen großen Teil der Schienen ab und verbleibende Schienen wurden wenige Jahre später durch Deutsche Arbeiter entfernt.
Doch die meisten Bunker sind heute nach wie vor existent und können teilweise sogar betreten werden.
Auf offiziellen Wegen besteht hierbei jedoch kein Zugang.
Von den offiziellen Wegen aus lassen sich lediglich einige der Wellblechhallen erreichen, in denen zu Anfangszeiten des Depots Munition gelagert wurde.
Sprengungen von Blindgängern
Bevor das Gelände zum Munitionsdepot wurde, diente der Komplex hauptsächlich gezielten Sprengungen von Blindgängern und anderer Munition.
Hierzu wurden große Betonmauern errichtet und künstliche Berge aufgeschüttet, damit umherfliegende Teile und Druckwellen eingedämmt werden konnten.
Auch ein Funkhaus samt Antennen steht noch dazwischen.
Die Blindgänger wurden teils per Schiene an den Sprengungsort transportiert.
Doch trotz Splitterschutzwänden kam es bei Sprengungen mehrfach durch umherfliegende Teile und Feuerbälle zu Busch- und Waldbränden.
Auch später, als das Munitionsdepot bereits in Betrieb war, stellten Waldbrände auf dem Gelände immer wieder Probleme für die Existenz des Depots dar. So gab es im Jahre 1976 einen verheerenden Waldbrand, der nur durch eine enge Zusammenarbeit deutscher und britischer Feuerwehren unter Kontrolle gebracht werden konnte. Bei dem Brand wurden 200 Hektar Wald vernichtet und der Brand dauerte acht Tage an.
Als Reaktion auf den Waldbrand, errichtete man um 1980 einen Feuerwachturm.
Der alte Feuerwachturm im Brachter Wald
Auf dem gemauerten Wachtturm befand sich oben eine kleine Holzkabine, die sich etwas höher lag, als die umstehenden Bäume.
Der Turm verfügte sogar über ein installiertes Kabeltelefon, mit welchem die Feuerwehr im Falle eines Waldbrandes alarmiert werden konnte.
Doch 2010 wurde der Turm abgerissen, da bereits einige Steine in seinen Mauern fehlten und die marode Holzkabine eine große Gefahr darstellte.
Durch den Abriss sollte verhindert werden, dass sich Leute dem Verbotsschild des Betretens widersetzten und ihr Leben riskierten.
Für den Abriss des Turmes wurden knapp 15.000 Euro zur Sicherheit der Bevölkerung investiert.
Das Munitionsdepot Brüggen-Bracht heute
Heute umrundet immer noch der alte Zaun das gesamte Depot. Dieser ist ungefähr 19 Kilometer lang und hat heute mehrere Durchgänge. Teile des Geländes wurden zusätzlich von Innen umzäunt, um den Zugang zu bestimmten Bereichen zu erschweren.
Somit ist es kein Problem, dass die meisten Durchgänge geöffnet sind. Dahinter führen Wanderwege entlang der alten Straßen über das Gelände. Das Verlassen dieser Wege ist jedoch aus Gründen des Naturschutzes verboten. Das Depot befindet sich nämlich mitten im Brachter Wald und gehört zum Naturschutzgebiet „Brachter Wald“. Der kleine Ort Brüggen, der nahe der deutsch-niederländischen Grenze bei Bracht liegt, gab dem Gelände seinen Namen „Munitionsdepot Brüggen-Bracht“ und ist heute ein beliebtes Ziel für Wanderer.