Am Strand von Tarajalejo, einer kleinen, schönen Stadt auf Fuerteventura, ragt am Ende der Promenade ein riesiger, kahler Betonbau empor – ein verlassenes Hotel. Das große verlassene Hotel, das sich direkt neben einer aktiven Hotelanlage befindet, ist nunmehr eine Ruine, als ein üblicher Lost Place, so sehr hat hier der Vandalismus zugeschlagen.
Vergangenheit des Hotels in Tarajalejo
Da das verlassene Hotel direkt neben dem R2 Bahía Playa Design Hotel liegt und wir ohnehin schon vor Ort waren, sind wir natürlich kurzerhand zur Rezeption des engen, aber hübschen Aparthotels gegangen, um ein par Informationen über den Lost Place zu erhalten. Die Dame am Schalter, die durchaus beschäftigt zu sein schien, konnte uns allerdings nicht wirklich mit Informationen aushelfen. Ebenso die Dame, die gleich hinter dem Schalter in einem Büro hinter geöffneter Türe tippend am Computer saß, interessierte sich nicht sonderlich für uns, geschweige denn unser Anliegen. Lediglich teilte man uns mit, dass die Anlage wohl einem Investor auf Gran Canaria gehöre, der sich hier selten blicken lasse. Für weitere Informationen könnten wir ja am späteren Abend für eine andere Rezeptionistin nochmal wiederkehren, doch da hatten wir bereits andere Pläne.
Was war das verlassene Hotel in Tuineje?
Aus einem Forum erfahren wir von anderen Besuchern, die ebenfalls an der Rezeption nachgefragt hätten, dass die Anlage laut Aussage des Personals wohl als Erweiterung zum Bahía geplant gewesen sei. Ein Indiz dafür lässt sich sogar auf dem Lost Place Hotel selbst entdecken, doch dazu später mehr.
Die Besucher berichten in dem Forum, dass die Anlage an eine Familie Pérez Saavedra verkauft worden sei, die es renovieren wollte. Für das fünf Millionen Euro Projekt habe es allerdings keine Genehmigung seitens der Gemeinde gegeben, das es Streitigkeiten über das angrenzende Grundstück und den dafür vorgesehenen Bebauungsplan gegeben habe. Etwas fragwürdig ist eine solche Begründung besonders mit Blick auf andere Gemeinden Fuerteventuras, in denen die Politik jede Möglichkeit zu nutzen scheint, den Tourismus der eigenen Region zu fördern und neue Bauprojekte, besonders von Hotels, zu unterstützen. Nicht selten werden dabei scheinbar mal Augen zugedrückt.
Wie sieht das verlassene Hotel von Innen aus?
Wir entdecken das Lostplace Hotel von der Autobahn aus, da der große Betonbau ziemlich kalt wirkt und die Reflexionen des Sonnenlichts durch die Fenster, wie es bei jeglichen anderen Gebäuden in der Umgebung der Fall ist, fehlen. Scheinbar verfügt die Anlage über keine Fenster, was ein gutes Indiz für einen Lost Place ist. Wir entschließen uns, kurzerhand von unserem ursprünglichen Ziel abzulassen und eine kurze Abbiegung in den Ort Tarajalejo vorzunehmen. Als wir näher kommen und auf einen Strand zu fahren, entdecken wir ein großes Graffiti auf dem Dach des Hotels, das nur noch wenige hundert Meter entfernt liegt. Mittlerweile sind wir uns sicher, hier einen kleinen Fund gemacht zu haben und so biegen wir in eine Sackgasse ab, die geradewegs zur Promenade, direkt an dem Komplex vorbei, führt.
Da liegt es also vor uns: das verlassene Hotel von Tarajalejo auf Fuerteventura.
Die Apartments im Lost Place Hotel
Wir betreten das erste Gebäude, das neben der Straße liegt und stehen direkt in einer der vielen Apartments des großen Gebäudes. Jegliche Scheiben fehlen bereits und die halbe Decke hängt herunter. Ein Flur, der an eine Endzeitstimmung erinnert, ist vollkommen mit Müll verdreckt und nur mit Mühe bahnen wir uns unseren Weg hindurch. Wir lassen unsere Blicke in die Räume schweifen, die fast alle gleich aussehen. Sie sind simpel aufgebaut und bestehen aus Bad, Wohnzimmer und Balkon. Das Bad, das direkt neben der Türe liegt und Platz für eine Dusche, ein WC und eine Ablage vor einem Spiegel bietet, hat keinerlei Einrichtung (mehr). Lediglich ein breites Rohr im Boden weist auf den potentiellen Platz des WCs in dem engen Bad hin. Im Wohnzimmer, das wir jetzt betreten, sieht es nicht einladender aus. Hier steht rein gar nichts mehr von jeglicher Einrichtung. Eine kahle Betonfläche führt direkt auf den Balkon des Apartments zu, der nicht einmal eine Brüstung hat. Ohne Geländer führt der Blick direkt in den Innenhof der verlassenen Hotelanlage.
Pools und Restaurants im Hotel
Hinter dem großen Pool, der sich im vorderen Teil des Innenhofs erstreckt, befindet sich ein weiterer, kleinerer Pool, der die Trapezform des Ersten hinter einem schmalen Zwischenweg fortführt und die beiden Pools so zu einem großen, spitz zulaufenden Trapez formt. Um die Poolanlagen stehen zwei Duschen mit gefliestem Sichtschutz verteilt. Unter dem Gebäude, in dem wir noch zuvor standen, entdecken wir eine Theke und einen großen Raum mit Blick auf den Pool. Das könnte eine Bar gewesen sein, doch außer einigen Lüftungsanlagen, ist hier nicht mehr viel zu finden.
Doch gerade diese Details geben uns ein bisschen Aufschluss über das Hotel und darüber, ob es jemals in Betrieb war. Wie bereits zuvor festgestellt, haben jegliche Zimmer mit Balkon keinerlei Geländer und kein einziges Fenster, geschweige denn eine Türe. Dass wir in der Bar eine verbaute Lüftung sowie diverse elektrische Leitungen an der Decke entdeckt hatten, könnte bedeuten, dass lediglich diese Bereiche ausgebaut waren, die Zimmer jedoch nie fertiggestellt wurden. Leider konnten wir im Netz kaum Details zu der Anlage finden und auch die Gemeinde stellte uns keine Informationen zur Verfügung.
Verlassenes Restaurant mit Meerblick
Die Pools werden rundum von Hotelgebäuden umgeben und in dem rechten Gebäude, hinter dem auch die Strandpromenade von Tarajalejo verläuft, sind sogar noch Fensterscheiben.
Mittlerweile sind wir in diesem Gebäude angekommen, in welchem sich zwei lange Räume mit Blick in den Hof und auf der anderen Seite auf das Meer, erstrecken. Die Vorstellung, dass hier mal ein Restaurant eingerichtet gewesen sein könnte, passt sehr gut. Eine breite Treppe führt eine Etage nach oben, auf der sich ein gleicher Raum auftut. Überall liegt Müll und die großen Fenster sind teilweise stark beschädigt. Das sind offensichtlich die Folgen eines ungeschützten und derartig bekannten Lost Places an der Promenade. Alleine während unseres Aufenthaltes, entdecken wir immer wieder Touristen, die durch den Innenhof spazieren.
Tunnel unter dem Hotel
Als wir das Gebäude wieder verlassen, entdecken wir ein rundes Tor aus Beton neben den Pools, das unter dem Bau, in welchem wir gerade waren, hindurch führt. Dahinter pfeift ein leichter Wind, mit dem ein unangenehmer Geruch mitschwingt. Das Tor führt in einen dunklen Vorraum. Wir zögern nicht lange, gehen durch den Bogen und stehen hinter einer Abbiegung vor einem langen, dunklen Tunnel.
Über uns müsste gerade ungefähr die Promenade von Tarajalejo verlaufen. Wir gehen langsam durch den breiten Tunnel und stellen uns die Frage, was wir hier eigentlich gerade gefunden haben. Wir entdecken weder irgendwelche Rohre, noch andere elektrische Leitungen, die hier entlang geführt haben könnten. Für einen solchen Versorgungstunnel wäre dieser auch viel zu breit. Es könnte sich natürlich auch um einen Tunnel für Gäste des Hotels gehandelt haben, wie es beim Strand-Tunnel im verlassenen Hotel Stella Canaris auf Fuerteventura der Fall war. Das Ende des Tunnels ist etwa hundert Meter entfernt und grelles Licht taucht den Anbau, der sich dahinter erstreckt, in ein grelles, beißendes Weiß. Plötzlich tauchen zwei Silhouetten am Ende des Ganges auf, die kurz stehen bleiben und in den Tunnel starren, ehe sie nach Rechts, in Richtung des Strandes, verschwinden. Wir nähern uns diesem Ausgang und verspüren ein immer dringender werdendes Verlangen, dem stechenden Gestank, der uns entgegen weht, baldmöglichst zu entkommen. Rund zehn Meter vor dem Ausgang, vor dem wir erst jetzt haufenweise Müllsäcke entdecken, taucht links eine Tür auf, die wieder in den Innenhof führt. Dankbar nehmen wir diese Möglichkeit, nicht über diverse Müllberge steigen zu müssen, wahr und stehen nun wieder in der heißen Mittagssonne im Innenhof. Tief durchatmen, ein par Fotos aus dieser Ecke schießen und raus aus der Anlage. Wir hatten schließlich noch weitere Pläne für den Tag.