Lost Places: Neuverwendung verlassener Orte

Viele Lost Places werden nach ihrer Aufgabe nicht mehr gepflegt oder instand gehalten, weil sie einfach nicht mehr gebraucht werden. Doch genau solche Orte sind auch für inoffizielle Nutzungen interessant. Fotografen, Videoartists und Urban Explorer lieben solche Orte, um sich dort auf die Spuren der Vergangenheit zu stürzen.

Manche Lost Places werden durch Kunst wieder zum Leben erweckt. Es gibt viele Beispiele für künstlerische Verwendungen verlassener Orte.

Video- und Filmproduktionen auf Lost Places

Lost Places bieten häufig tolle Kulissen für Medienproduktionen. Dabei können die alten und großen Maschinen aus der Stahl- oder Kohleindustrie und andere große Produktionsstätten besonders interessant sein.

Hollywood im Landschaftspark Duisburg

Eines der womöglich bekanntesten Beispiele für filmerische Aktivitäten auf ehemaligem Werksgelände ist der Landschaftspark Duisburg. Auf dem großen Areal wurden schon diverse Produktionen von Amateur- bis Profibereich durchgeführt.

Unter anderem finden hier regelmäßig Fotoshootings für Modelabels statt, aber auch Amateurfotografie wie zum Beispiel von Cosplays. Auch Videosequenzen in Videos des YouTube Creators Julien Bam und Szenen des bald erscheinenden Films „Die Tribute von Panem: Das Lied von Vogel und Schlange“ wurden hier gedreht.

Bei der Verwaltung des Landschaftsparks müssen solche gewerblichen Verwendungen allerdings angemeldet und bezahlt werden. Außerdem gibt es Einschränkungen bei der Umsetzung von Aufnahmen.

Musik im großen verlassenen Kraftwerk

Kühltürme aus der Ferne

Auch unangemeldete Medienproduktionen auf verlassenen Geländen gibt es in Massen. So fanden (höchstwahrscheinlich) inoffizielle Medienproduktionen für verschiedene Interpreten in einem riesigen alten Kraftwerk und besonders in seinem Kühlturm statt. Dort wurden zum Beispiel das Cover und große Teile des Musikvideos der Single „Für den Himmel durch die Hölle“ von Kontra K produziert. Dieser Kontra K Drehort ist in der Filmproduktion eine besonders herausstechende Location und als verlassenes Kraftwerk zugleich sehr ausdrucksstark in dem Video.
Interessant ist dabei, dass in dem alten Kühlturm sogar heute noch ein Schlagzeug zu finden ist. Es ist jedoch unklar, ob es tatsächlich von der Produktion des Kontra K Videos stammt.

Neben Kontra K hat auch das Trio Curtis Alto ein Musikvideo in dem alten Kraftwerk gedreht. Besonders der riesige alte Kühlturm ist dabei ein spannendes Motiv, das in dem Video mit beeindruckenden FPV-Drohnenaufnahmen in Szene gesetzt wurde.

Wo genau der Drehort der beiden Videos war und wo der anspruchsvolle Weg dahin entlang führt, erklären wir detailliert in dem Beitrag über das verlassene Kraftwerk.
Falls du mehr über Fotografie und Filmereien mit Drohnen, insbesondere auf Lost Places erfahren möchtest, könnte der Beitrag über Drohnenfotografie interessant für dich sein.

Neue Unternehmen in alter Fassade

Doch auch außerhalb des Kreativsegmentes gibt es häufig Neuverwendungen verlassener Orte.

Besonders in der heutigen Zeit sind Wohn- und Arbeitsraum sehr gefragt. So kommt es nicht selten vor, dass Unternehmen alte Fabrikgelände aufkaufen und renovieren. Häufig werden zwar alte Gebäude abgerissen und neue errichtet, doch gelegentlich werden die Überreste der Vergangenheit auch einfach wieder instandgesetzt und neubezogen.

Eine Schraubenfabrik wird zur Heilstätte

In Hagen, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen, steht eine rieisge alte Schraubenfabrik leer. Die Fabrik, die im Jahre 1844 gegründet und errichtet wurde, produzierte einst Inbus-Schrauben und wurde über die Jahre immer größer.

Heute stehen die alten Werkshallen leer und warten auf eine Neuverwendung. Dazu fand sich vor wenigen Jahren eine Investorin, die eine Pflegeschule in den Gebäuden plant. Die Renovierungsarbeiten dazu sollten planmäßig im Frühjahr 2022 beginnen und den Denkmalschutz der schönen Hallen berücksichtigen.

Neben einer Pflegeschule in der verlassenen Schraubenfabrik, werden dort auch Eventräume und eine Gastronomie geplant. Der alte Industriekomplex soll dabei in eine schöne Parkanlage integriert werden und mit der Natur um die Ennepe verschmelzen. Dabei erhält das Projekt sogar Unterstützung durch die Stadt Hagen. Du kannst weitere verlassene Industriekomplexe in unserem sortierten Archiv finden.

Wohnen auf ehemaligen Werksgeländen

Wohnraum ist in diesen Zeiten gefragter denn je. Viele alte Werksgelände, insbesondere im Raum München und in anderen Großstädten werden schnell abgerissen, um neu bebaut zu werden. Dabei ist es nicht immer neue Industrie, die auf solche ehemaligen Werksgelände zieht, sondern häufig auch neuer Wohnraum. Es werden vermehrt kleinere Wohnsiedlungen und einzelne Bürogebäude auf den teils sehr großen ehemaligen Werksgeländen gebaut.

Wohnen im Satellitenzentrum

Eines der wohl ausgefallendsten Beispiele für solche Wiederverwendungen ist eine verlassene Satellitenstation. Das alte Satellitenzentrum, von dem noch riesige Parabolantennen und große Gebäude übrig sind, haben wir erst vor Kurzem in einem Beitrag thematisiert.

In dem Artikel sind wir auch auf die interessanten Ideen zur Neuverwendung der verlassenen Anlage eingegangen.
Da die Sendestation bereits seit einigen Jahren nicht mehr ihrer ursprünglichen Funktion inder Kommunikation mit Satelliten dient, wurde aktiv nach neuen Projekten gesucht.

In Satellitenschüsseln auf Lost Places wohnen
Parabolantennen stehen auf einem großen Sockel, der viel Platz bietet.

Dabei kam auch ein spezielles Wohnprojekt auf, das die alten Anlagen bewohnbar machen sollte.
Ein Investor plant bei dem außergewöhnlichen Wohnprojekt, die alten Parabolantennen auf dem Gelände zu erhalten und in das Projekt zu integrieren. Da die großen Antennen begehbar sind und potentiell im Inneren genügend Platz für eine Wohnung bieten, sollen sie zu Wohnraum umfunktioniert werden. Auch die großen Sendegebäude auf dem Gelände sollen zu Wohnungen ausgebaut werden.

Wohnen in Kasernen: Hauptquartier der NATO Basis Rheindahlen

Häuser im JHQ der NATO

Ebenfalls in einem der jüngsten Artikel behandelt wurde das verlassene Hauptquartier verschiedener Einheiten der NATO in Mönchengladbach. Das Areal hält über 2000 Gebäude, in denen einst tausende Soldaten mit ihren Familien wohnten.

Neben den unzähligen Wohngebäuden gibt es auf dem Gelände zudem einige Bunker und etliche weitere Gebäude. Darunter sind riesige Verwaltungseinrichtungen und ein gigantisches Bürogebäude, das einst das größte Bürogebäude in Europa war.

Leider gibt es neben einzelnen Flüchtlingsunterkünften auf dem Gelände kaum Pläne für eine Wiederbelebung des Komplexes. Eigentlich sehr fragwürdig, da viele der verbliebenen Häuser gut in Schuss sind und die Infrastruktur der verlassenen Kleinstadt leicht wieder aufgebaut werden könnte. Wahrscheinlich sind in vielen der Gebäude noch asbesthaltige Materialien verbaut, die jedoch mit einigen Investitionen ausgetauscht werden könnten.

Dazu gibt es im Zentrum des Gebietes ein Einkaufszentrum und mehrere Supermärkte. Auch einige Kirchen und sogar ein Krankenhaus gab es im alten NATO Hauptquartier. Das Krankenhaus, das von der Royal Air Force geführt wurde, wird derzeit allerdings abgerissen. Die Wohngebäude auf dem Gelände hingegen bestehen weiterhin und werden dem natürlichen Verfall überlassen. Dabei sind sie teilweise sogar noch eingerichtet und fast alle Häuser sind frei von Vandalismus, da das Gelände mit NATO-Draht umzäunt ist.

Neuverwendungen: Lost Places erhalten neue Funktionen

Es gibt reihenweise Ideen und bereits umgesetzte Projekte an Neuverwendungen für Lost Places. Sei es der gefragte Raum für Industrie oder neuer Wohnraum, der mit dem Abriss oder der Umfunktionierung alter Gebäude geschaffen wird, so sind die Projekte dabei sehr verschieden.

An der alten Inbus-Fabrik ist erkennbar, dass selbst aus einer einst schweren Industrie sogar ein Pflegezentrum mit Gastronomie werden kann. Doch leider gibt es auch schlechte Beispiele, bei denen haufenweise potentieller Wohnraum einfach verloren geht und nicht genutzt wird. So auch beim verlassenen JHQ Rheindahlen. Mit etwas Arbeit und Asbestrenovierungen, bietet sich hier eine Menge neuer Wohnraum.

Wir finden es beeindruckend, mit wieviel Kreativität und Motivation selbst die utopischsten Projekte geformt und umgesetzt werden. Teilweise erfordern sie viel Arbeit und eine Menge Investitionen und dennoch finden sich reihenweise Unternehmer dafür.

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10 spannende Lost Places in Deutschland

Besonders in Deutschland haben wir einige verlassene Orte dokumentiert.
Darunter verlassene Fabriken, alte Kraftwerke und Krankenhäuser.

Wenn du nach verlassenen Orten in Schleswig-Holstein, Mecklemburg-Vorpommern oder Nordrhein-Westfalen suchst, wirst du hier garantiert fündig.
Spannende verlassene Orte mit historischer Recherche zusammengefasst in einer großen Karte – das ist Lostplace-Map.

Noch nichts dabei für dich?

Wenn du auf der Suche nach verlassenen Orten außerhalb Deutschlands bist, schaue dir mal unser Archiv an Belgischen Lost Places an oder durchstöbere unsere große Lost Place Sammlung in der Karte.

Verlassene Orte

Eine Faszination für viele Altersgruppen – das sind verlassene Orte, sogenannte Lost Places.
Häufig zählen dazu Bauwerke, die nicht mehr genutzt werden oder bereits stark verfallen sind.
Man findet sie besonders in ländlicheren Regionen und an Orten, an denen die Grundstückspreise nicht so unglaublich hoch sind.

Doch was ist so spannend an verlassenen Places?
Pauschal lässt sich das gar nicht beantworten.
Meist ist es die Atmosphäre oder das Erscheinungsbild der verlassenen Orte. Besonders bei Dunkelheit können diese Orte extrem spannend und sogar gruselig werden.
Vielen Urbexern macht es Spaß, sich Nachts auf Lost Places zu begeben und die besondere Atmosphäre zu erfahren.

Der Begriff  „Lost Place“ umfasst dabei jegliche verlassene Gebäude, Bunker, Militäranlagen und Ruinen. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Ob ein Ort aus der Industriegeschichte, der Tagebauzeit oder sogar aus dem 21 Jahrhundert stammt ist egal.

Gerade in der Vergangenheit Deutschlands gibt es hier besonders viele verlassene militärische Anlagen. Darunter etliche Bunker, Kasernen und NATO Stützpunkte.
Sogar ein ganzes NATO Hauptquartier verfällt seit einigen Jahren vor sich hin.

Viele dieser Orte sind mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Dabei sind die Gründe für das Zurückbleiben dieser Orte völlig verschieden.
Mal war ein Unternehmensumzug, eine Insolvenz oder die Historie des Landes.
Die Faszination dieser Orte liegt gerade darin, das herauszufinden und zu verstehen, was ein Lost Place für eine Geschichte hat. Urbexer, so nennen sich die Besucher solcher verlassenen Orte, machen sich auf Lost Places auf Spurensuche. Jeder Hinweis kann dabei helfen, die Geschichte und Entwicklung eines Ortes zu verstehen.
Solche Erkenntnisse fassen wir in unseren Artikeln zusammen und dokumentieren so diverse verlassene Orte in Deutschland und Umgebung.

Dabei ist auch Fotografie ein großes Thema. So ist es nicht unüblich, dass sich unter den meisten Urbexern sehr talentierte Fotografen finden, die für ihre Dokumentation eines Ortes atemberaubende Bilder schießen, die einen Ort aufleben lassen. Viele solcher Bilder teilen wir hier mit euch. Andere posten wir auf Instagram.

 

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