Auf dem Monte Limbara auf Sardinien, am östlichen Ende eines der höchsten Gipfel, steht eine verlassene US Funkanlage der MEDCOM Linie – ein Troposcatter.
Der Lost Place auf Sardinien ist gut erhalten und ein unfassbares Drohnen- und Fotomotiv.
An manchen Stellen hinterfragen Graffitis das Überbleibsel der Amerikaner aus dem Kalten Krieg.
Verlassene Militärbasis auf Sardinien
Die US-MEDCOM Basis (Mediterranean Communication System) auf dem Monte Limbara war ein wichtiger Knoten des MEDCOM Kommunikationsnetzwerkes im Europäischen Raum. Das bedeutet, dass mithilfe dieser Funkstation wichtige Informationen empfangen und weitergeleitet werden konnten. Für Letzteres war keine Dechiffrierung notwendig und die Basis konnte einfach als Verstärker und Verteiler fungieren. Doch wie genau funktionierte das Troposcatter-System?
Funktion der Troposcatter auf Sardinien
Das merkwürdige Wort hat einen militärischen Ursprung in der Kommunikationstechnologie.
Troposcattering beschreibt die Verbreitung eines Signals über die Troposphäre.
Die Troposphäre reicht von etwa 0 bis 12 Kilometer Höhe über Land. Sie ist die unterste Schicht der Atmosphäre und schließt an die Stratosphäre an. In warmen Gebieten reicht die Troposphäre bis zu 17 Kilometer hoch, in kälteren Regionen lediglich bis zu 7 Kilometer. Weitere Informationen über die genaue Funktionsweise des ACE-High Systems, das ebenfalls auf Troposcattering basierte, findest du im Artikel über die Lost Place Funkstation auf dem Monte Giogo.
Mit großen Sendeanlagen werden gerichtete Signale in die Troposphäre gesendet. Dazu sind sehr leistungsstarke Parabolantennen erforderlich.
Die Signale werden dann in geringer Form von der Teilchendichte in der Troposphäre zurückgestreut und können nach dem Prinzip „Einfallswinkel = Ausfallswinkel“ an einer Empfangsstation empfangen und entschlüsselt werden.
Reichweite der NATO Funkbasis Sardinien
Je weiter die Stationen auseinander stehen und je leistungsschwächer die Sendeeinheit, desto größer muss die Empfangsschüssel sein.
Durch die Erdkrümmung und Teilchenablenkung in der Luft ist die Reichweite bei Troposcattering auf etwa 800 bis 1.000 Kilometer begrenzt.
Die wichtige Rolle der NATO Basis auf Sardinien
Der Knoten der MEDCOM Verbindung auf Sardinien war besonders wichtig.
Sardinien war ein Knoten für eine Direktverbindung von Spanien nach Italien, ohne ein Kabel verlegen zu müssen.
Das Netzwerk, das aus zahlreichen Empfangs- und Sendestationen im Europäischen Raum bestand, konnte so sehr leicht das spanische Festland mit dem italienischen verbinden, um schnell Informationen und Warnmeldungen der US-Luftwaffe senden und empfangen zu können.
Sardinien als zentrale Insel zwischen Spanien und Italien war außerdem mit zwei Standorten in Italien zeitglich verbunden. Einem in Pisa und einem südlicheren Standort bei Neapel für die Kommunikation nach Griechenland. Eine Verbindung nach Sizilien wurde hingegen über das italienische Festland hergestellt.
Die Verbindung nach Spanien hingegen erfolgte wahrscheinlich über Menorca. Hier befindet sich eine Empfangseinheit, die auf das Signal von Sardinien gerichtet ist, jedoch nicht nach Mallorca weitersendet. Möglicherweise waren die beiden spanischen Nachbarinseln aber miteinander per Kabel verbunden, da es auf Mallorca eine Sendeeinheit zum spanischen Festland gibt.
Heute sind die großen Parabolantennen auf Sardinien noch gut erhalten und die Richtung per Satellitenbild gut nachverfolgbar.
Die Einheit auf Sardinien konnte im Zweifel einen entscheidenden Beitrag zur Frühwarnung vor Raketenangriffen leisten.
Die ehemalige NATO Basis auf dem Monte Limbara ist heute ein beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Urban Explorern. Als verlassene Militärbasis ist die ACE-High Basis ein gang besonderer Lost Place auf Sardinien.
Übrigens ist der Antennenpark mit den riesigen Radioantennen im Süden der NATO Basis nicht militärisch, sondern für den Empfang des italienischen Rundfunks.