Das 152 Jahre alte Bürener St. Nikolaus Hospital war bis 2010 in Betrieb, danach wurde ein Datenschutz-Skandal über verbliebene Patientenakten aufgedeckt, was zu großem medialen Interesse führte.
Die Marseille Kliniken AG, Eigentümerin des Krankenhauses, meldete im April 2010 Zahlungsunfähigkeit an. Zuvor hatte sie das Krankenhaus von der katholischen Kirchengemeinde übernommen. Zuvor hatte die Stadt noch mit einem neuen Gesundheitsmodell für die frühere Kreisstadt versucht, das Krankenhaus zu retten, doch die durch den Stadtrat festgesetzte Summe von 300.000 Euro hätte dafür nicht mehr ausgereicht, sodass die Klinik seither leersteht. Doch „Leerstand“ trifft es nicht auf den Punkt: vor wenigen Jahren deckten Urbexer einen Datenschutzskandal in dem Krankenhaus auf.
So ging die Geschichte des Krankenhauses zu Ende
Bereits rund zehn Jahre vor der Schließung tauchte das katholische Bürener St. Nikolaus Hospital erstmals auf einer Streichliste der Krankenkassen auf, was kurz darauf zu Protesten von über 1.000 Bürgern führte, die für den Weiterbetrieb des Krankenhauses waren. Daraufhin wurden neue Chefärzte für Hüftoperationen und zur Stärkung der Unfall-Chirurgie eingestellt, jedoch fehlte es an guter Vergütung und Sparmaßnahmen mussten her, sodass Ende 2002 die erst wenige Jahre zuvor komplett erneuerte Geburtenstation geschlossen wurde. Im Mai 2003 übernahmen das Evangelische Johannisstift Paderborn und Evangelische Krankenhaus Lippstadt die Geschäftsführung und verkauften 2004 die Chirurgie, bis schließlich 2006 das gesamte Krankenhaus mit finanzieller Beteiligung der Kirche und der Stadt Büren, an die Marseille Kliniken AG verkauft wurde, die ihre Investitionspläne aber nicht verwirklichte. Sie führte das Krankenhaus Büren noch etwas weiter, sodass einige Einrichtungen wie ein Bewegungsbad und die Physiotherapie wieder eröffnet, und der Rettungsdienst weitergeführt werden konnte, doch der finanzielle Erfolg schien auszubleiben, was zur Schließung führte.
Urbexer lösten Datenschutzskandal aus
Der Rechtsstreit um das ehemalige Krankenhaus in Büren und die tausenden Patientenakten, die darin zu finden waren, ist seit Kurzem beendet, da die Grundstückseigentümer ihre Klage gegen die Stadt zurückgezogen haben. YouTuber ItsMarvin hatte mit Freunden in einem Video bei einer Erkundung auf die tausenden alten Patienakten aufmerksam gemacht, die einfach so seit Jahren in dem leerstehenden Sankt Nikolaus Krankenhaus in Büren herumlagen und frei zugänglich waren. Auf das Video folgte eine Anzeige wegen Hausfriedensbruches und der Urbexer machte den Skandal gemeinsam mit dem Rundfunk populär.
Niemand fühlte sich zunächst verantwortlich. Weder die insolvente Krankenhausgesellschaft noch die aktuelle Grundstücksgesellschaft, der die Immobilie gehörte. Bürens Bürgermeister gab damals an, „Büren war und ist nicht in der Verantwortung für das Krankenhaus.“ Die Verantwortung für die Zustände im und am verlassenen Krankenhaus trage „[…] in jedem Fall Marseille“.
Grundstückseigentümer sollten zahlen
Also handelte die Stadt Büren, in dem sie Türen und Fenster des Krankenhauses verschweißen ließ und einen Sicherheitsdienst beauftragte. Entstandene Kosten von rund 14.000 Euro sollten die Grundstückseigentümer zahlen, doch dagegen klagten die Immobilieneigentümer. Später zogen sie ihre Klage jedoch zurück und zahlten das Geld an die Stadt gezahlt. Doch was mit den Akten passierte, ist weiter unklar. Laut Medienberichten seien sie im leerstehenden Nikolaus Krankenhaus zurückgeblieben und nicht entfernt worden, da die Beteiligten die ergriffenen Sicherungsmaßnahmen für ausreichen hielten.
Entgegen dieser Annahme, geschahen weitere Einbrüche, bei dem Täter zuletzt Ende Dezember 2023 Fenster mit Gullydeckeln einwarfen und Kupferkabel zu entwenden versuchten.
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/krankenhaus-bueren-klage-zurueckgezogen-100.html
https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/bueren/zehn-jahre-ohne-krankenhaus-803654
https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/bueren/einbruch-in-leeres-krankenhaus-2509199