Peters Fabrik für feuerfeste Produkte war ein Industriekomplex in Steinfurt, auf dem sich früher die Zinkhütte Steinfurt befand.
Die Zinkhütte Steinfurt wurde 1850 gegründet und von der 1851 gegründeten Allianz – Anonyme Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb bei Stolberg betrieben. In der Zinkhütte Steinfurt wurde metallisches Zink aus Rohstoffen wie Erzen gewonnen. Dazu betrieb die Fabrik anfangs noch sechs und nach ihrem Ausbau sogar 12 Lichtbogen-Schmelzöfen, die enorme Mengen elektrischer Energie erforderten. Die Reduktionsöfen des Hüttenwerks erhitzten die zinnhaltige Schlacke nicht mit einer klassischen Feuerquelle, sondern indem eine Elektrode in diese hineingetaucht wurde. So erhitzte sich das Material dank der hohen Ströme, indem es selbst als Widerstand fungierte und sich schließlich so weit verflüssigte, dass es getrennt und weiterverarbeitet werden konnte.
Die massiven Schmelzöfen der Zinkhütte Steinfurt erforderten zwar viel Energie, trotzdem betrieb die Fabrik später 12 Stück davon und hatte damit sogar die geringste Kapazität unter den damals vier Zinkhütten im Raum Eschweiler-Stolberg. 1819 wurde die erste Zinkhütte in Stolberg gebaut, aus der sich bald darauf die Stolberger Zink AG entwickelte.
Das Ende der Zinkhütte Steinfurt
1856 übernahm die Badische Zinkgesellschaft aus Mannheim die Führung der Zinkhütte Steinfurt, da der vorherige Betreiber, die Allianz AG – Anonyme Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb bei Stolberg, sich aufgelöst hatte. 1859 erfolgte dann bereits die Auflösung der Zinkhütte, da der Betrieb unrentabel geworden war. Heute gibt es das Museum Zinkhütter Hof, welches die Geschichte der Zinkproduktion wahr und als digitales Museum in verschiedenen Ausstellungen präsentiert.
Entstehung von P.Peters Fabrik feuerfester Produkte GmbH
Peters Fabrik feuerfester Produkte entstand unmittelbar nach der Aufgabe der Zinkhütte Steinfurt, am 18.07.1859, als sie durch Heinrich Schlaeger, Peter Peters und N. Warrin gegründet wurde und die Gebäude der ehemaligen Zinkhütte übernahm. Zu Gründungszeiten hieß die Fabrik noch Firma H. Schlaeger et Compagnie.
Die Fabrik für feuerfeste Produkte produzierte an ihrem ersten Standort in Stolberg hitzebeständige und feuerfeste Steine zur Ausmauerung von Öfen und Kesseln. Bereits kurz nach der Gründung lieferte die Firma rund 75 Tonnen Ware im Monat aus.
Juli 1874 zog sich Herr Warrin, einer der drei Gründer, aus der Fabrik Peters zurück, während die Exportzahlen weiter stiegen, die zu dieser Zeit bereits bei 6.000 Tonnen pro Jahr lagen. Ein weiterer Firmengründer, Heinrich Schlaeger – damaliger Namensgeber der Fabrik – verkauft seine Anteile 1890 an seinen Mitgründer und Schwager Peter Peters. Dieser hatte ihm zuvor seine Anteile an einer anderen Firma abgetreten und war ab August 1890 nun alleiniger Inhaber der Fabrik für feuerfeste Produkte, die er fortan unter dem Namen P.Peters Fabrik feuerfester Produkte führte.
Investitionen und Wachstum
Peters investierte in den Folgejahren ab 1897 in neue Maschinen und erweitere sein Portfolio um Silika-Ware, ein feuerfestes, keramisches Material aus Siliciumdioxid. Solche Steine wurden in besonders heißen Maschinen zur Auskleidung und Dämmung verwendet, wie sie in Glas- und Stahlhütten zum Einsatz kamen. Damit bediente die P.Peters Fabrik beispielsweise die nahegelegene Stahlhütte Aachen Rothe Erde.
Im Zuge weiterer Investitionen kamen 1903 auch ein weiterer Fabrikteil mit vier zusätzlichen Öfen sowie ein Verwaltungsgebäude hinzu. Die Summe der Ausgaben für die Erweiterung soll sich auf einen ganzen Jahresumsatz beziffert haben – doch Peters hatte sich nicht verkalkuliert. Seine Fabrik konnte die Produktion auf über 14.000 Tonnen pro Jahr steigern. Nur ein Jahr nach der großen Investition verstarb Peter Peters, doch seine Fabrik lief munter weiter und konnte ihre Produktionszahlen im Jahr 1910 auf 18.000 Tonnen steigern.
P.Peters Fabrik und die Eisenbahn
Der ehemalige Lost Place Peters Fabrik befand sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Stolberg und besaß bis Anfang der 1990er Jahre einen eigenen Gleisanschluss. Über diesen Gleisanschluß exportierte die Fabrik für feuerfeste Steine den Großteil ihrer Ware.
Nach dem Ersten Weltkrieg leistete Deutschland gemäß dem Versailler Vertrag Reparaturzahlungen, zum Beispiel an Frankreich und Belgien. Als diese in Rückstand gerieten, erfolgte die Besetzung der Ruhr durch die beiden Länder im Jahr 1923. Die deutsche Reichsregierung rief die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Besetzung auf, woraufhin deutsche Arbeiter und Eisenbahnbeschäftigte mit Arbeitsverweigerung den Abtransport von Rohstoffen verhindern wollten. So wollte man die Besatzungsmächte unter Druck setzen, woran sich auch die Peters-Fabrik beteiligte. Sie stellte folglich ihre Exporte über die von Belgien kontrollierte Eisenbahn ein und fuhr die Produktion ab Mitte 1923 bis Ende 1924 vollständig herunter.
Nachdem die Produktion 1925 wieder aufgenommen wurde, gingen die Exportzahlen im Vergleich zu den Vorjahren jedoch zurück. Die Hüttenwerke, welche die Hauptabnehmer der feuerfesten Steine waren, hatten mit hohen Produktionskosten zu kämpfen und schließlich musste der erste große Kunde, die Hütte Aachen, schließen. Glücklicherweise bekundete die Firma Dr. C. Otto und Comp aus Bochum Interesse an der Peters-Fabrik und übernimmt diese 1928. Diese Firma war ebenfalls auf die Produktion von feuerfesten Waren spezialisiert und gehörte der Preussag, einer weit verzweigten Muttergesellschaft, aus der später die Tourismusfirma TUI AG wurde und der auch die Salzgitter AG gehörte.
Rückkauf und der Zweite Weltkrieg
1935 erfolgte der Rückkauf der Anteile von Dr. C. Otto und Comp durch die Familie Peters, die daraufhin die Produktion um hochdruckgepresster und gestampfte Schamottesteine erweiterte. Sie wandelte außerdem die Firma am 19. März 1937 in eine KG um, sodass die Fabrik fortan P. PETERS – Fabrik Feuerfester Produkte KG hieß. Weitere Investitionen wurden vorgenommen, elektrische Öfen wurden installiert. Andere Investitionen, wie der Bau eines modernen Tunnelofens, wurden jedoch nicht von der Reichsregierung genehmigt. Schlimmer noch, sorgte der Zweite Weltkrieg 1944 für eine Gesamtevakuierung des Werks, das seit 1923 ununterbrochen betrieben worden war. Nach dem Krieg wurden beschädigte Bauten im Zuge des Wiederaufbaus instandgesetzt und die Produktion wieder hochzufahren.
Weitere Investitionen und Aufgabe des Standorts in Stolberg
Ab 1952 erfolgten die nächsten Investitionen, bei denen neue Mahlwerke und Maschinen für die Silika-Ware eingebaut wurden. 1955 wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen umgesetzt, um das Werksgelände Gabelstapler-tauglich zu machen und ab 1957 wurde ein Gasringofen auf einem neuen Grundstück errichtet, der neun Öfen der alten Anlage ersetzen und die Brennstoffkosten auf 25% reduzieren sollte. Der neue Ofen und die moderneren Maschinen konnten den Umsatz bis 1963 verfünffachen. Die Fabrik wurde weiter ausgebaut, 1972 ersetzte ein Tunnelofen den Gasringofen, 1975 wurde die Press-Halle für die Steine neu gebaut, 1978 kam eine neue Entstaubungsanlage hinzu. 1980 wurden die Silos erweitert und eine neue Halle für die Aufbereitungsanlage der Rohstoffe errichtet, während die Firma in die Unternehmen Kurt Peters KG und P.Peters – Fabrik Feuerfester Produkte GmbH unterteilt wurde, die bald darauf 1984 ihren Umsatz zur Zeit vor den massiven Investitionen erneut verdoppelte – und das mit der Hälfte der damaligen Mitarbeiterzahl. Nach dem Rückkauf war die Firma weiterhin in der Hand der Familie Peters. Einer der letzten Geschäftsführer, Kurt Peters, verstarb 1992. Fünf Jahre später gab die Fabrik den Standort in Stolberg auf.
Fortan setzte seine Firma, Kurt Peters KG, die Produktion an einem neuen Standort fort. Sie erweiterte zudem das Produktportfolio, mit dem sie 2007 von den Familienmitgliedern Fritz, Lutz und Felix Peters und ihrer Firma L. & F. PETERS GmbH – Feuerfeste Erzeugnisse übernommen wurde und fortan nur noch das ehemalige Produktionsareal auf dem Gelände der alten Zinkhütte Steinfurt verwaltete. Die zuletzt gegründete Fabrik L. & F. PETERS GmbH besteht und wächst heute weitehrin.
Aufgabe des Standorts auf dem Zinkhüttengelände
Die Firma P.Peters Fabrik feuerfester Produkte stellte 1997 den Betrieb auf dem Gelände der ehemaligen Zinkhütte Steinfurt ein und wechselte den Standort nach Eschweiler. Kurt Peters KG vermietete fortan das Grundstück in Stolberg an weitere Unternehmen – darunter waren zum Beispiel Kleingewerbe.
2015 stand schließlich eine umfangreiche Neugestaltung des verlassenen Fabrikareals im Raum, bei der aus dem großen, stillgelegten Fabrikgelände eine neue Nutzfläche für Gewerbe werden sollte. Die Stadt Stolberg erwarb das rund 23.000m² große Firmengelände mit seinen 19 Gebäudeteilen im Jahr 2021. Mit weiteren umliegenden Gewerbeflächen soll in den kommenden Jahren zwischen der Eschweilerstraße und der Probsteistraße ein rund 10 Hektar großes Gewerbegebiet Logistic Mobility Campus Stolberg entstehen. Anfang März 2025 begann schließlich der Abriss des früheren Zinkhüttengeländes, auf dem zuletzt Peters Fabrik feuerfester Produkte ansässig war.
Update zum Beitrag „Ab 5. März 2025 beginnt der Abriss der ehemaligen „Fabrik für feuerfeste Produkte Peters“ nahe Stolberg Hbf“
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