Auf einem etwa 15 Hektar großem Gelände, direkt neben der noch aktiven Marineschule, befindet sich das verlassene Marinelazarett Flensburg.
Geschichte des Marinelazaretts
1902: Die deutsche Marine will eine Marineschule bauen, die Stadt Flensburg ist bereit, dafür 15 Hektar Fläche zur Verfügung zu stellen.
1906: Spatenstich der Marineschule. Diese hat eine sehr beeindruckende Ästhetik und ist bekannt unter dem Spitznamen rotes Schloss am Meer.
1908: Um die gesundheitliche Versorgung der Marinesoldaten zu gewährleisten, beschloss man ein Lazarett zu errichten. Der Spatenstich des Marinelazarett Flensburg-Mürwik folgte. Die Architektur wurde an die Marineschule angelehnt (Backsteingotik).
1910: Der Bau wurde erfolgreich abgeschlossen und mit einer Kapazität von 100 Betten eröffnet. Insgesamt hatte man das Hauptgebäude, ein Verwaltungsgebäude, ein Wirtschaftsgebäude, eine Leichenhalle, eine Quarantänestation, einen Schuppen und einen Wasserturm errichtet.
Einige Jahre später wurde das Gelände um eine Villa erweitert, die als Unterkunft für den Cheftarzt diente.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Standort erstmal geschlossen, jedoch reanimierte die Marine während der Weimarer Republik das Gelände im Jahr 1920 wieder.
1944: Während des Krieges wurde das Lazarett von den Nazis benutzt. Diese wollten dort auch noch einen Bunker erbauen, wozu eine große Grube ausgehoben wurde. Die Pläne für den Lazarettbunker wurden jedoch nie umgesetzt.
Flucht ins Lazarett während des Zweiten Weltkriegs
Wie der Name schon verrät, diente das Marinelazarett Flensburg-Mürwik als Lazarett für die Marine. Interessant wurde es am Ende des Zweiten Weltkriegs. Der gesuchte Kriegsverbrecher Karl Gebhardt, der Leibarzt Himmlers und Verantwortliche für menschenverachtende Experimente in KZs, versteckte sich im Krankenhaus als Rotkreuz General. Allerdings wurde er auf seiner Flucht aus Flensburg enttarnt, verhaftet und kurz darauf vor Gericht gestellt.
Auch der NS-Ideologe Alfred Rosenberg hielt sich im Lazarett versteckt und wurde dort verhaftet. Ein dritter bekannter Fall der Flucht wickelte sich um Richard Glück (Chef von einem KZ) ab, der jedoch im Gegensatz zu den anderen beiden, Suizid im Lazarett beging. Auch Karl Dönitz soll das Lazarett als Unterkunft benutzt haben.
Besichtigung des Marinelazarett Flensburg-Mürwik
Nach dem Krieg diente das Lazarett bis 1989 als öffentliches Krankenhaus unter dem Namen Klinik Ost. Im Anschluss benutzte man es als Asylunterkunft und die Marine spielte mit dem Gedanken, das Lazarett als Erweiterung für die Marineschule zu nutzen. Aus Kostengründen verabschiedete man sich jedoch von dem Vorhaben.
Über die rund 30 Jahre Leerstand hat sich einiges verändert. Sämtliche Einrichtungen wurden entfernt und die Villa des Chefarztes wurde zu einer Unterkunft umfunktioniert. Außerdem wurde der Wasserturm 2014 saniert. Obwohl das Gelände unter Denkmalschutz steht, werden die anderen Gebäuden nicht sonderlich gut gepflegt. Sie weisen die typischen Anzeichen von Lostplaces auf, wie kaputte Fenster, morsche Holzböden und fragliche Statik.
Der Eigentümer sieht sämtliche Besucher als unerwünscht an und hat dementsprechend das Gelände gesichert. Türen und Fenster sind verriegelt und werden regelmäßig überprüft. Desweiteren werden Vergehen zur Anzeige gebracht.
Bildquelle: Soenke Rahn
besuch der Gebäude
Wer sich mit der Geschichte des Komplexes beschäftigen möchte, findet online einige Aufzeichnungen und schriftliche Dokumentationen. Das Lazarett selbst erzählt leider nicht mehr viel über seine Geschichte, sodass sich ein Besuch dieses Lost Places aus historischen Gründen nicht sonderlich lohnt. Allerdings ist die Optik des Gebäudes doch recht schön, besonders zusammen mit dem alten Wasserturm und der Marineschule, die ein schönes Ambiente bilden. Der Marinekomplex Flensburg-Mürwik ist definitiv ein berechtigter Teil eines Stadtrundgangs, doch eine explizite Anreise für diesen Lost Place lohnt sich nicht unbedingt. Zusätzlich soll das Gelände überwacht werden und wachsame Nachbarn haben.
5 Antworten
Ich finde es traurig das so schöne Gebäude so zerfallen ich würde mir wünschen wenn es menchen gibt die noch etwas draus machen können wünschenswert wäre auch wenn ich mir das mal anschauen könnte weil ich da geboren wurde aber dieser traum wird mir bestimmt nicht erfüllt werden trotzdem würde ich mich über ein Feedback freuen lieben Gruß
Hi Maike,
da hast du Recht, es ist immer schade wenn so schöne verlassene Gebäude verkommen..
VG
Das verlassene Lazarett ist unfassbar groß. Ich hab noch nie einen so großen Lost Place in Norddeutschland gesehen. Leider wird es bewacht aber es ist wirklich beeindruckend. Verlassene Krankenhäuser haben einfach einen ganz eigenen Charme.
Ich suche aufregende Industrieanlagen zum klettern auch lost places wenn möglich.. Mfg Nicole
Hat jemand einen Lost Place im Raum Rendsburg für mich? Möglichts etwas nicht so schwieriges. Bin noch neu auf dem Gebiet. Danke.