Die verlassene Bundesbank mit riesigem Tresorraum, einem Rohrpostsystem und eigener Tiefgarage ist seit 2021 ein Lost Place. Früher war hier die Landeszentralbank (LZB) ansässig, bevor die Bundesbank die Bankfiliale übernahm. Heute steht das Gebäude leer und die verlassene Bank in Bochum verkommt langsam.
Geschichte der verlassenen Bundesbank-Bankfiliale
Das Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank Bochum hat eine besondere Architektur, die treppenförmig strukturiert ist. Die Kohl&Kohl Architekten entwarfen das Gebäude der Landeszentralbank. Zu ihrem Portfolio zählt auch das markante Duisburger Theater am Marientor.
Erbaut wurde das Gebäude im Jahr 1982, im Stadtteil Bochum-Wiemelhausen, ursprünglich als Landeszentralbank. Vor 1957 dienten Landeszentralbanken als Notenbanken in ihren Geschäftsregionen, in denen sie gemeinsam mit der Bank deutscher Länder ein zweistufiges Zentralbanksystem darstellten. Die Bank deutscher Länder (BdL) hatte ihren Sitz in Frankfurt am Main und war strukturell die Nachfolgeorganisation der Reichsbank im Zuständigkeitsbereich der westlichen Region Deutschlands.
Die Bank deutscher Länder kontrollierte den Geldfluss der D-Mark und sorgte für ihre Stabilität. Preise sollten nicht stark schwanken und die D-Mark sollte wertstabil sein. Entscheidungen der BdL wurden an die Landeszentralbanken weitergegeben und von diesen ausgeführt.
Die Funktion der Landeszentralbanken
Als Landeszentralbank hatte die heute verlassene Bank in Bochum die Aufgabe, Banknoten und Münzen regionaler Bankfilialen zu verwahren und Geld zu tauschen. In der Filiale konnten beispielsweise beschädigte Noten und Geldstücke getauscht werden. Zudem konnten sich hier regionale Banken Geld leihen und größere Überweisungen konnten über die Filiale abgewickelt werden.
Eine Bank für die Banken
Filialen der Landeszentralbanken stellten Dienstleistungsorte für regionale Banken, wie die Sparkasse oder Volksbank dar. Diese hatten hier ein Konto und konnten darüber Teile ihres Vermögens einlagern, wofür die Geschäftsstellen der Landeszentralbanken stets über einen massiven, gut gesicherten Tresorraum verfügten.
Der Tresor in der verlassenen Bank
In Landeszentralbanken wurden größeren Summen Geld gelagert, weshalb sie über gut gesicherte Tresore verfügten. Auch in der verlassenen Landeszentralbank in Bochum gab es einen solchen Tresor. Hinter den massiven blauen Stahltüren, deren Gewicht mehrere Tonnen betrug, lagerten früher große Summen von Geld. Innerhalb des Tresorraums gab es eine weitere Barriere in Form von Gitterwänden. Erst im Raum dahinter, erreichbar durch eine Zugangstüre, lagerte das Geld. Der Tresorraum in der LZB Bochum erstreckte sich über zwei Etagen.
Verwaltet wurden die Einlagerungen und Transaktionen über die Zahlungsverkehrs- und Buchungsabteilung, in der jede Bewegung von Geld geprüft und abgewickelt wurde. Mit dem Voranschreiten der Digitalisierung vereinfachte sich dieser Prozess über die Jahre. Etwa bis Mitte der 1960er Jahre waren Transaktionen noch Papiersache. Es gab eigene Abteilungen für unterschiedliche Aufgaben, wie Buchungsprüfungen, Bargeldverwaltung, Bankkommunikation oder Sicherheit.
Rohrpost in der alten Landeszentralbank
Um wichtige Informationen wie Buchungsaufträge schnell zwischen den verschiedenen Abteilungen innerhalb der LZB auszutauschen, gab es ein umfangreiches Rohrpostsystem in der Landeszentralbank Bochum. Dieses Rohrpostsystem wurde zwar für Bankgeschäfte genutzt, transportierte aber ausschließlich interne Dokumente und kein Geld. Zwar wurden große Teile der ehemals verbauten Sicherheitstechnik, wie diverse Sensoren am Tresorraum, Technik der Überwachungskameras und Nottaster am Bankschalter längst ausgebaut, doch viele der Rohrpostanschlüsse sind noch vorhanden.
Tresor mit Tiefgarage: Der Transport von Geld in der LZB
Um Banken in der Umgebung mit Bargeld zu beliefern oder Geld von ihnen einzulagern, verfügte die Filiale der Landeszentralbank über eigene Geldtransporter. Diese konnten über eine eigene Lieferanteneinfahrt neben der Bankfiliale direkt zum Verlade-Raum fahren. Die Zufahrt war vor der Filiale durch ein Stahltor gesichert, hinter dem sich ein weiteres Rolltor befand, das schließlich den Weg in das Bankgebäude freigeben konnte.
Auflösung der Landeszentralbank
Als 1957 die Deutsche Bundesbank gegründet wurden, erfolgte die Integration der Landeszentralbanken in die Struktur der Bundesbank. Die Bundesbanken wurden mit der Bank deutscher Länder migriert und fungierten fortan als Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank. Die Filiale in Bochum wurde erst nach der Auflösung der eigenständigen Landeszentralbanken gegründet und hatte daher nur die Rolle einer Hauptstelle Bochum der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen. Bis 2002 hieß die Bank in Bochum dann „Landeszentralbank in Bochum – Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank“. Die Landeszentralbank NRW war seit der Migrierung eine Hauptverwaltung der Bundesbank. Die Filiale in Bochum war eine Hauptstelle der LZB NRW, die also zur Bundesbank gehörte.
Am 30. September 2021 erfolgte die Schließung der Bundesbank Filiale Bochum. Ab März 2022 stand sie zusammen mit den ebenfalls verlassenen Bundesbank Filialen Essen, Dortmund und Hagen zum Verkauf.
Aus der verlassenen Landeszentralbank soll nun ein Bürogebäude werden. Die Kölbl-Group GmbH hat das ehemalige Bundesbank-Gebäude in Bochum Ende 2023 gekauft und plant eine Neuentwicklung des Bürostandorts.
















