Anfang der 1960er Jahre begann in Vinkrath bei Grefrath der Bau einer heute verlassenen Belgischen NATO Kaserne. 15 Gebäude wurden dazu ringförmig um ein mehrstöckiges Hauptgebäude gebaut. Der belgische Nato-Standort konnte 1969 mit 800 stationierten Soldaten in Betrieb genommen werden.
Es war eine Verteidigungsstellung und Kaserne zugleich, die im Falle eines Raketenbeschusses diese mit eigenen Raketen abwehren konnte. Die „Nike“-Abwehrstelle konnte Abwehrraketen aus einem nahegelegennen Depot in der Wankumer Heide am Schürkesweg abfeuern und in Koordination mit einer Leitstelle in der Nähe steuern. Nike war ein US-amerikanisches Flugabwehrraketenprogramm, das in ganz Westdeutschland und in anderen Ländern während des Kalten Kriegs gegen hochfliegende Raketen eingesetzt wurde.
Zweck, Funktion und stationierte Einheiten
Aufgrund ihrer Funktion als Raketenabwehrstelle, stand mitten auf dem Vorplatz der verlassenen Kaserne eine große weiße Blechrakete, die auf die Funktion der Kaserne hinwies. Heute ist allerdings lediglich noch das Betonpodest des Modells vorhanden. Die Kaserne diente bis 1992 als Stellung und Koordinationspunkt des „Nike“-Abwehrsystems in Grefrath gegen sowjetische Raketen.
Die stationierten Belgier stammten aus den Einheiten 9e Wing und dem 56. Squadron des 9e Wing. Amerikansche Einheiten, die in Grefrath den Standort der Nike-Verteidigung betreuten, stammten aus der 507th USAAD und Team A 507th USAAD (United States Air Defense Artillery Detachment). Sie waren der 59th Ordinace Group, SASCOM in Pirmasens unterstellt und das Oberkommando hatte die 5th USA Arty Gp (Artillery Group) in Büren.
Aufteilung des Nike Abwehrsystems Grefrath
- Abschussplatz (Launching Control Area): 51.36517434, 6.28958055
- Leitstelle (Battery Control Area): 51.3340890, 6.30833456
- Koordinationskaserne (dieser Ort): 51.3490111, 6.3336170
Das Bild (Quelle unbekannt) zeigt den typischen Aufbau einer Nike-Stellung
Leitstelle Hübeck des Raketen-Abwehrsystems ist mittlerweile fast vollständig abgerissen worden. Verpachtet an einen Landwirt, riss dieser 2020 die verbliebenen Sendemasten für die Raketen ab, nachdem zuvor drei der fünf Gebäude abgerissen wurden. Verbliebene Gebäude dienen seit der Verpachtung anderen Verwendungszwecken.
Launching Area der Nike Grefrath
Auf dem Abschussgelände, das heute noch teils besteht, wurden damals viele Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um die nuklearen Sprengköpfe der Abwehrraketen zu sichern. Flugabwehrraketen waren zu unbedenklichen Zeiten in Bunkern untergebracht und konnten bei Bedarf mit einem Aufzug herausgefahren und auf einem Schienensystem startklar gemacht werden. Gesichert wurde die „Launching Control Area“ durch zwei Sicherheitszonen, zwischen denen mehrere Wachhunde freiliefen.
So sieht es in der alten NATO Kaserne aus
Koordinationszentrum Grefrath besteht weiterhin mit seinen 15 Gebäuden. Die Gebäude auf dem Gelände sind Ringförmig um das ehemalige mehrstöckige Hauptgebäude angeordnet. Daneben befindet sich ein großer Appell- und Sportplatz. Am Rande des Geländes steht ein hoher markanter Sendemast, der das versteckte Gelände hinter den vielen Bäumen verrät. An ihm brachten Unbekannte eine Borussia Mönchengladbach Fahne an.
In der Kaserne wurden in verschiedenen Gebäude unterschiedliche Aufgaben von den stationierten Solaten ausgeübt. So gab es zugeteilte Personen für die Wäscherei und andere, die sich um die Instandhaltung der Fahrzeuge und Ausrüstung kümmerten. So lassen sich die vielen verschiedenen Beschäftigungsstellen noch in den einzelnen Gebäuden finden. Auch Schulungen und Lehrgänge fandenn in der Kaserne in großen Lehrzimmern statt. Beheizt wurden sie durch das Heizkraftwerk auf dem Gelände.
Doch auch die Freizeit in der NATO-Kaserne Grefrath kam nicht zu kurz.
Ein weiteres spannnendes Merkmal der Kaserne war die zur damaligen Zeit sehr moderne Kegelanlage, die sich mit zwei Bahnen in einem der flachen Gebäude im Keller befindet. Weitere Freizeiteinrichtungen in der Grefrath Kaserne waren ein Theater, eine Bibliothek, eine Sauna und ein Fitnessstudio.
Weiterverwendung der US-Kaserne Vinkrath
Nachdem die Belgischen Streitkräfte 1992 das Gelände an die USA übergaben, verließen diese den Ort im Jahr 1995. Seit dem ist das Militärgelände verlassen. Es gab zwar danach noch Pläne, eine Justizvollzugsanstalt auf dem Areal einzurichten, die jedoch nach massiven Protesten der Bevölkerung bis 2004 verworfen wurden.
Seit 2011 gehört das Gebiet mit 15 Gebäuden einer Immobiliengesellschaft aus Menden, die auf diverse Ideen der Gemeinde nicht antwortet. Es gab Pläne wie großflächige Photovoltaikanlagen oder ein Wohn- und Pflegezentrum, die jedoch seitens des Inhabers unbeantwortet blieben.
DRK Grefrath in der alten NATO Kaserne
Solange sich dort nichts bewegt, nutzt das DRK Grefrath die große Halle im Osten mit einem Betonplatz als Unterstand und Lagerplatz für Fahrzeuge und kümmert sich gelegentlich um die Umgebung des angrenzenden Waldes. Die Halle selbst sei allerdings kein gepflegter Standort, da die Halle kaum gedemmt und zudem ohne Stromanschluß sei. Das DRK Grefraht schreibe den Inhaber regelmäig an, da sie „[…] wissen wollen, was er auf dem Gelände plant. Aber er antwortet und meldet sich nicht.“.
Landesgartenschau 2026 in Grefrath
Die Gemeinde Grefrath bewarb sich mit dem Kreis Viersen in einer ausführlichen PDF sowie mit einem Video für die Landesgartenschau 2026. In ihrem Bewerbungsschreiben wurden Pläne zur LaGa26 mit einer Ausstellung in der alten NATO Kaserne beschrieben. Demnach solle in den ehemaligen Kasernengebäuden des NATO-Areals über die Geschichte von Industrie und Militär im Kreis Viersen erzählt werden. Der Ort wurde dazu gewählt, da er anhand der heruntergekommenen Gebäude eindrucksvolll zeige, wie sich die Natur solche Orte Stück für Stück zurückerobert.
Bürgerevents und Weihnachtsmarkt Grefrath
In der Vergangenheit wurden auf dem Gelände Veranstaltungen unter anderem aus der Landwirtschaft veranstaltet. Außerdem dienen die freien Flächen gelegentlich als Parkplatz bei Veranstaltungen wie dem Dorenburg-Weihnachtsmarkt, der südlich der Kaserne stattfindet. Zwar gestattet der Eigentümer solche temporären Nutzungen, doch eine vollständige Umfunktionierung scheint nicht geplant zu sein.
Eine unsichere Quelle der Nachbarschaft erzählt, dass das Rote Kreuz bei jeder Sichtung Unbefugter die Polizei verständige, eine Weitere, dass das DRK dort nur gelegentlich präsent sei.