In Rheinkamp, einem Stadtteil von Moers im Ruhrgebiet, liegt das alte, verlassene Rittergut Haus Tervoort, das auch als „Schloss Tervoort“ bekannt ist. Zu dem Gelände gehört ein großer Hof, der früher mal eine Wasserburg gewesen sein könnte. Da das Rittergut aus dem 12. Jahrhundert stammt, sind einige Merkmale heute nicht mehr gut zu erkennen.
Hintergrund des Ritterguts Haus Tervoort
Unter einem Rittergut verstand man im Mittelalter einen Besitz, mit dem bestimmte Vorrechte des Eigentümers, wie die Rechte der Grundherrschaft über erbuntertänige und zinspflichtige Bauern sowie die Landtagsfähigkeit, also dem Recht politischer Beteiligung im Landtag, verbunden waren. Auch Steuerbefreiungen waren ein häufiger Benefit eines Ritterguts. Ursprünglich durften nur Adelige die Besitzer eines Ritterguts sein.
Historie von Schloss Tervoort
Die Historie lässt sich in Dokumenten bis auf das Jahr 1443 zurückverfolgen, doch Inschriften des Gebäudes weisen bis auf das 12. Jahrhundert hin. Während des Zweiten Weltkriegs traf das Gebäude eine Fliegerbombe und 2004 gab es einen Brand auf dem Gelände. Die Schäden wurden nie instandgesetzt, sodass heute nur noch drei Nebengebäude, unter anderem die ehemalige Schmiede, genutzt werden. Die anderen verlassenen Gebäude, wie das Wirtschaftsgebäude, sind seither verlassen.
Die genaue Geschichte des verlassenen Ritterguts
Als „gemein cölnisch Lehen“ war das Rittergut ein sogenanntes Mannlehen, bei dem nur Herren erbberechtigt waren. Während des Mittelalters war das Rittergut die meiste Zeit über im Besitz der amtierenden Droste von Moers. Wenn ein Drost verstarb, vergab seit der Heruasbildung der Grafschaft Moers, das amtierende Herrscherhaus das Haus Tervoort neu.
Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte das Rittergut den Brüdern Hinrich und Ysbrandt aus der Familie „von Merwich“, die es an Friedrich von Pelden verpfändeten. Graf Vincenz von Moers erklärte das Gut daraufhin am 11. Oktober 1464 zum Lehen an von Pelden, bis Ysbrandt das Pfand wieder auslöste, worauf am 4. März 1472 die Familie von Mervich durch Graf Vincenz wieder zum Lehensnehmer wurde. Bis 1534 hielt die Familie von Mervich das Lehen über das Rittergut Tervoort.
Ein Lehensnehmmer namens Willhelm Kinsky erneuerte und erweiterte die Gebäude des Rittergutes und baute das Hauptgebäude schlossartig aus. Dieses hatte fortan rechts und links zwei Wirtschaftsgebäude angebaut. Außerdem wurden mehrere Viehställe, Scheunen und eine Schmiede errichtet und ausgebaut.
Eigentümer und Gutsherren des Ritterguts „Schloss Tervoort“
Folgende Gutsherren erhielten das Lehen über das Rittergut Tervoort:
- 1464 Friedrich von Pelden
- 1478 Scholt von Mervich
- 1494 Melchior von Mervich
- 1534 Elbert von Wrede
- 1563 Caspar Lappe
- 1600 Moritz von Oranien
- 1600 Jost Wirich von Pelden „Cloudt“
- 30. Juni 1613 Alexander von Michel (Gatte von Magdalena von Cloudt)
- 18. Juli 1619 Borchart Kinsky Freiherr von Tettau
- 1702 Wilhelm von Kinsky
- 1707 Franz Friedrich von Kinsky
- 1760 Reinhard von Kinsky
- 1. Juli 1793 Carl Freiherr von Raesfeldt
- Etwa 1850 Max Haniel
- 1889 Caroline Haniel & Louis Liebrecht
- Zuletzt Gräfin Marie del Carmen von Liebrecht.
So wurde das Schloss Tervoort genutzt
Das Anwesen diente als landwirtschaftliches Gut und Herrenhaus. Mit dem Gut wurden politische Macht und Reichtum gesichert.
Da die Fläche des Ritterguts zeitweise zu gering für den Status eines Ritterguts war, galt es im 18. Jahrhundert zeitweise nicht mehr als solches. Eine Eintragung von König Friedrich Wilhelm III. in die Ritterguts-Matrikel machte das Anwesen, das zur Zeit durch Carl von Raesfeldt bewohnt wurde, am 16. September 1837 wieder zu einem Rittergut. Doch bereits am 31. Dezember 1854 wurde der Eintrag wieder gelöscht, womit auch die bereits beschriebenen politische Rechte wieder schwanden.
Mit Unterstützung der Familie Liebrecht richtete die Stiftung Bethanien 1856 in einigen Räumen des Anwesens eine Krankenstation ein.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war wegen der völligen Zerstörung des Hauptgebäudes nur noch die Nutzung der angrenzenden Wirtschaftsflügel, Viehställe und Schmiede möglich, eine Instandsetzung des Hauptgebäudes blieb aus. 1996 wurde außerdem die Nutzung des letzten rechten Wirtschaftsflügels beendet. Der Lost Place stand am 23. September 2004 plötzlich in Brand und gilt seither als einsturzgefährdet. Aus welchem Jahrzehnt der verlassene Pool auf dem Gelände stammt, ist unklar. Er wirkt jedoch recht modern für das heruntergekommene, verlassene Gebäude.
Die ehemalige Schmiede hingegen wird weiter genutzt. So ist derzeit der Motorclub Globetrotter Homeless e.V. seit 1992 mit seinem Vereinshaus und einem zusätzlichen Freibereich auf dem Gelände ansässig.