Abhörstation Eckstein Fernmeldesektor F

Die heute verlassene Abhörstation Aufklärungsturm Sektor F in Bayern wurde auf einem Berg am Hohenbogen errichtet und umfasst mehrere Aufklärungstürme, einen Atomschutzbunker und einige weitere Gebäude.

Geschichte der Abhöranlage

Nachdem zuvor im Jahr 1967 mobile Einheiten der US-Army an dem strategischen Posten in den Bergen stationiert wurden, errichtete man 1974 eine feste Abhöranlage, die aus der Ferne kontrolliert wurde. Sitz der Kontrolleinheit war Augsburg. Bei der Errichtung wurden große Antennenträger aufgebaut und schon ein Jahr später ging die ganze Abhöranlage in Betrieb.

Als die „Samtenen Revolution“ in der damaligen CSSR begann, verlor die Fernmeldestation an Bedeutung und sie wurde 1993 aufgegeben. Zurückblieben drei Antennentürme und die Technik- und Personalgebäude. 2014 wurde eine 50 Meter hohe Treppe errichtet, die auf den ehemaligen Aufklärungsturm führt und ihn somit öffentlich zugänglich macht.

Errichtung der Aufklärungstürme

Der erste Turm aus der Serie der Fernmeldesektor-Türme der Luftwaffe war der Turm des Fernmeldesektors E auf dem Schneeberg, welcher 1965 in Betrieb ging. Die Türme für Sektoren A bis F wurden entlang der gesamten Ostgrenze von der Ostsee bis Bayern im Schichtbetrieb betrieben. Für den Turm des Sektors F wurde die zugehörige Kaserne Hohenbogen in Kötzting 1962 errichtet und um 1964 wurde mit den Arbeiten an dem Turm begonnen. Weil die verbaute Technik sehr viel Platz einnahm, verlagerte man diese in ein neu gebautes Gebäude auf dem Gelände. Bald darauf ging auch der Platz für Antennen auf dem Turm aus und im September 1988 wurde ein zweiter Sonder-Antennenträger errichtet, der 1991 in Betrieb genommen wurde. Dieser ist relativ baugleich und steht direkt neben dem großen Turm, welcher heute begehbar ist. So kann heute über eine Außentreppe ein Plateau auf dem Turm erreicht werden, während der einzige Zugang in den Turm über einen unterirdischen Tunnel erfolgte, über den auch der Atomschutzbunker zugänglich war.

Ebenfalls wurde 1972 auf dem Areal eine Großempfangsanlage, der „South-Tower“, gefolgt von einer weiteren, bodengestützten Abhöranlage im Jahr 1975 errichtet. Genutzt wurde die Basis von den Franzosen, den Amerikanern und den Deutschen, die jeweils eigene Ausrüstung verwendeten.

Funktion des Aufklärungsturms Eckstein, Sektor F

Der rund 70 Meter hohe Aufklärungsturm verfügt in der Mitte über eine dreistöckige „Verdickung“, in welcher die Erfassungsanlagen untergebracht waren. Später wurde diese nach Möglichkeit in die Nebengebäude verlegt. Auch eine Wullenwever-Antenne war dort untergebracht, ein komplexes Antennensystem, das vor allem für Funkaufklärung und Peilung von Funksignalen verwendet wird. Diese Antennen wurden ursprünglich in den 1940er Jahren von der deutschen Kriegsmarine entwickelt und später weltweit von Militärs, Geheimdiensten und Forschungsinstitutionen eingesetzt. Der Aufklärungsradius lag bei 180° und einer Reichweite von 400km.

So funktioniert eine Wullenwever-Antenne

Eine Wullenwever-Antenne ist im Grunde ein Kreis aus vielen einzelnen kleineren Antennen, die um einen zentralen Punkt herum angeordnet sind. Dieser Kreis kann aus dutzenden bis hunderten von Antennen bestehen. Sie arbeiten zusammen, um Funksignale aus allen Richtungen zu empfangen und zu analysieren.

Jede der kleinen Antennen empfängt Funksignale aus ihrer spezifischen Richtung. Da die Antennen im Kreis angeordnet sind, kann das Gesamtsystem Signale aus allen Richtungen gleichzeitig empfangen. Die empfangenen Signale werden in einem zentralen Rechner oder einem System miteinander verglichen. Durch den Vergleich der Signalstärke und der Zeit, zu der das Signal bei den einzelnen Antennen ankommt, kann das System berechnen, aus welcher Richtung das Signal kommt. So kann mithilfe spezieller Algorithmen die genaue Richtung (in Grad) bestimmt werden, aus der das Signal gesendet wurde. Mit mehreren solcher Antennen an unterschiedlichen Standorten kann sogar der genaue Standort des Senders trianguliert werden. Der Funkturm war mit dieser Antenne besonders effektiv für Langwellen- und Kurzwellenfunk, die für militärische und geheimdienstliche Kommunikation genutzt wurden, weshalb der Einsatz der Wullenwever-Antenne von großer Bedeutung für die Überwachung der Grenze zur UdSSR war.

Zuvor wurden für VHF-Peilaufgaben Richtantennen, wie beispielsweise Wendelantennen eingesetzt, die sich auf Ringen um den Turm herum befanden. Wendelantennen sind stark gerichtet und strahlen das Signal in einer bestimmten Richtung entlang einer Achse, um die eine Helix-Spirale gewickelt ist, ab. Eine Wullenwever-Antenne hingegen ist für Rundempfang ausgelegt, d.h. sie empfängt Signale aus allen Richtungen gleichzeitig und ist für die Richtungsbestimmung konzipiert. Mit ihr konnten somit die vielen einzelnen Antennen auf dem Turm abgelöst werden.

Aufgabe der Abhörstation

Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer und mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verselbstständigten sich die ehemaligen UdSSR-Staaten und die Überwachung an der Deutsch-Deutschen Grenze wurde obsolet. Der Schichtdienst wurde auf reinen Tagesdienst umgestellt und die Aufklärungstürme wurden fortan zu Übungszwecken genutzt. 2001 ging der Fernmeldesektor F auf dem Hohenbogen / Eckstein außer Dienst. Ein Investor erwarb das Gelände und plante dort ein Resort. Bisher ist davon noch nicht viel zu sehen. Es wurden ein Imbiss samt Spielplatz und eine Treppe zur Ebene, in der sich einst die Wullenwever-Antenne befand, errichtet – der Aufstieg kostet 6€, aber lohnt sich. Ein weiterer kleiner Turm, der sich auf dem Gelände befindet, beherbergt übrigens zwei Teleskope, die tagsüber unter weißen Kuppeln vor der Sonne geschützt werden.

Für die Kaserne in Bad Kötzting wurde ein Museum „Traditionsverein Hohenbogen-Kaserne Bad Kötzting / FmEloAufklLw e.V.“ eingerichtet. Unter „FmEloAufklLw“ versteht man noch heute die Tätigkeit der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung bei der Luftwaffe.

Beitragsbild: Florian Meier (Wikipedia) CC BY-SA 3.0

Weitere Informationen

Einschätzung des Ortes

Bekanntheit
55%
Gefahr
0%
Vandalismus
0%
Schwierigkeit des Betretens
0%

Adresse von Abhörstation Eckstein Fernmeldesektor F

Schwarzriegelweg 1-6, 93485 Rimbach
49.235002, 12.933384

Abhörstation Eckstein Fernmeldesektor F Wegbeschreibung

Ein Ski-Lift erleichtert die Wanderung zum Funkaufklärungsturm F aus dem Aufklärungsturm-Programm, der aus Zeiten der UdSSR stammt.

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Abhörstation Eckstein Fernmeldesektor F
Ein Atomschutzbunker und mehrere riesige Aufklärungstürme.
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Ein Atomschutzbunker und mehrere riesige Aufklärungstürme.. Es ist ein ganz besonderer Lost Place. Wir haben ihn dokumentiert und über Hintergründe recherchiert.
Ein Ski-Lift erleichtert die Wanderung zum Funkaufklärungsturm F aus dem Aufklärungsturm-Programm, der aus Zeiten der UdSSR stammt.Beim Betreten solltest du dich dennoch über geltene Rechte informieren und den Lost Place nicht alleine betreten.
Du findest diesen Ort unter Schwarzriegelweg 1-6, 93485 Rimbach. Bitte informiere dich zuvor über Rechte und Gefahren.

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