Verlassene Klinik Stanggaß in Berchtesgaden: eine Lost Place Kurklinik in Bayern, die aus der NS-Zeit stammt und als Phantomhotel Schlagzeilen machte.
Die Kurklinik Stanggaß, auch bekannt als Klinik in der Stanggaß, wurde zwischen 1938 und 1942 im Ortsteil Stanggaß der Gemeinde Bischofswiesen im Landkreis Berchtesgadener Land erbaut. Ursprünglich als Wehrmachtslazarett mit dem Namen Dietrich-Eckart-Krankenhaus während des Zweiten Weltkriegs konzipiert, diente es nach Kriegsende von 1945 bis 1973 als Versehrtenkrankenhaus für Lungenkranke. Ab 1974 in privaten Händen als Kurklinik genutzt, ging der Betreiber 1996 in Insolvenz, seitdem liegt die Anlage brach und verfällt. Die Zukunft der verlassenen Klinik in Bayern sieht nicht gerade vielversprechend aus.
Geschichte der Bayrischen Kurklinik
Die Entscheidung zum Bau der Klinik resultierte aus der Überbelegung des alten Berchtesgadener Bezirkskrankenhauses in den 1930er Jahren. Adolf Hitler forderte ein neues Krankenhaus für die Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 6. Mai 1938, und die offizielle Eröffnung wurde am 13. Juni 1942 vorgenommen. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt trug die Baukosten, während die Marktgemeinde Berchtesgaden die Eigentümerschaft übernahm.
Nach dem Krieg wurde die Klinik vom Freistaat Bayern übernommen und diente bis 1973 als Versehrtenkrankenhaus für Lungenkranke. In den folgenden Jahren wurde das Dietrich Eckart Krankenhaus als private Rehabilitationsklinik betrieben, bis der Betreiber 1996 insolvent wurde. Seither steht die Anlage leer und verfällt, trotz Bemühungen im Jahr 2019, das Gelände neu zu nutzen.
Architektur und Ausstattung der verlassenen Klinik
Der Architekt der Klinik, Edgar Berge, entwarf einen Flachbau mit Platz für 200 Patienten. Die Zimmer waren nach Süden ausgerichtet und mit Balkonen ausgestattet. Die Anlage galt als eine der modernsten nationalsozialistischen Heilstätten. Das Gebäude verfügte über eine repräsentative Architektur seiner Zeit, darunter ein Schwimmbad, eine Bücherei und eine aufwändige Eingangshalle aus rotem Untersberg-Marmor.
Was passiert mit der verlassenen Klinik Stanggaß?
Seit der Insolvenz des Betreibers im Jahr 1996 steht die Anlage leer. Trotz Stacheldrahtumzäunung setzten sich Zerstörungen im Gebäude fort. 2019 wurden Vorplanungen für eine neue Nutzung des Geländes diskutiert, aber bisher blieb eine Umsetzung aus.
Die Gemeinde Bischofswiesen steht vor Herausforderungen bezüglich des Umgangs mit dem Gelände, das als größte verlassene Klinik in Bayern bekannt ist.
Zukunftsperspektiven für die Stanggaß Kurklinik
Es wurden unterschiedliche Pläne für die Klinik diskutiert. So plante ein Investor, eine Schweizer Aktiengesellschaft, das Gelände in ein Luxushotel umzuwandeln, während lokale Parteien bezahlbaren Wohnraum forderten. Man entschied sich für die Pläne des Investors. Verschiedene politische Parteien, insbesondere Grüne und UBB, hatten einen Antrag gestellt, den vorhabensbezogenen Bebauungsplan von 2015 aufzuheben, um Platz für bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Sollte die Gemeinde den Bebauungsplan aufheben, könnte ein siebenstelliger Betrag für Schadensersatz fällig werden.
Großes Bauvorhaben: Hotel auf dem Gelände der Berchtesgadener Kinik
Die Alba Investment GmbH hatte in der Vergangenheit Pläne für ein großes Bauvorhaben, die allerdings u.a. aufgrund massiver Widerstände der Nachbarschaft, gescheitert seien, wie der Berchtesgadener Anzeiger berichtete. Später erwarben Projektentwickler Martin Harlander aus St. Johann und der Salzburger Bauunternehmer Peter Kreuzberger das Gelände der verlassenen Klinik.
Luxushotel statt Lost Place Klinik in Bayern
Für das Gelände der alten Kurklinik wurden am 21.07.2015 konkrete Pläne vorgestellt, welche den Bau eines Hotelkomplexes im Jahr 2017 mit mehreren Chalet-Gebäuden darum vorsahen. Anfangs war noch unklar, ob die bestehenden Gebäude dazu abgerissen werden, oder saniert werden sollten. Zuvor war jener Bau eines Hotels auf dem ehemaligen Gelände des Hotels Geiger in unmittelbarer Umgebung, geplant gewesen, dessen Fläche sich jedoch alls zu gering herausstellte.
Auf dem ehemaligen Kurklinikgelände sollten mehrere sogenannte Palais, entstehen, die unterirdisch mit dem Hauptgebäude des Hotels verbunden werden sollten. Unter den Palais stellte man sich gehobene Einzelbauten mit luxuriösen Suiten und separaten Wellness- und Spa-Einrichtungen vor. Nach einem vollständigen Neubau dieser Gebäude, sollte das Gelände ähnliche Grundrisse wie die Stanggaß Kurklinik haben. Die luxuriösen Unterkünfte sollten insbesondere für sehr wohlhabende Gäste verfügbar sein, die Preise von 500€ pro Übernachtung oder gar 4000€ für eine Suite gerne bereit waren zu zahlen.
Die Hotels hätten von der Unique-Hotels-and-Resorts-Gruppe geplant und unter der Marke Regent geführt werden sollen, doch seit Vorstellung der Pläne hat sich bisher nichts auf dem Gelände in diese Richtung verändert. Daher bleibt die Zukunft der verlassenen Klinik Stanggaß auch sechs Jahre später augenscheinlich ungewiss. Der Vorsitzende der Tourismusregion Bergerlebnis Berchtesgaden äußerte sich zuletzt kritsch in Bezug auf die Zukunftsperspektive für die damals vorgestellten Pläne
Verlassene Kurklinik in Berchtesgaden wird von Anwohnern bewacht
Kurklinik-Eigentümer Martin Harlander ergriff in den letzten Jahren, während die Popularität der Klinik in der Lost Place Szene stieg, einige Maßnahmen zum Schutze des Objekts.
Anwohner machen sich Objektschutz zur Mission
Ähnlich, wie beim verlassenen St. Barbara Krankenhaus in Duisburg, sind die Anwohner sehr daran interessiert, es Urbexern und Fotografen möglichst schwer zu machen, das verlassene Klinik Gelände in Bayern zu betreten.
Nachdem Eigentümer Harlander bereits einen Bauzaun mit Stacheldraht aufstellen ließ, kamen weiterhin Notrufe der Anwohner bei der Polizeidienststelle an. So auch am 30.07.2017, als sie ausnahmsweise mal keine Personen auf dem Gelände entdeckten. Wie der Berchtesgadener Anzeiger berichtete, habe „eine Gruppe Jugendlicher […] das Klinikgelände mit einer Kameradrohne ausgekundschaftet […]“, doch die Polizei sei „zu spät“ gekommen. Schade.
Ein Anwohner gab der Zeitung gegenüber an, der Bauzaun sei „[…] mit Kabelbindern aus Plastik zusammengefügt und […] (sei) keine 24 Stunden nach seiner Fertigstellung bereits wieder offen (gewesen)“. Laut der Zeitung habe der Anwalt des Eigentümers die Nachbarn sogar gebeten, diejenigen Personen, die in das Gelände eindringen, festzuhalten und deren Personalien aufzunehmen, was unserer Einschätzung zufolge allerdings illegal gewesen wäre.
Gegen Hausfriedensbruch: Nachbar von Bayrischem Lost Place verschließt Lücken im Zaun
Laut Anwohnern hätten derartig viele Gruppen tagsüber und nachts das Gelände aufgesucht und dabei den Zaun beschädigt, dass die Kabelbinder-Flicken nicht genügt hätten. Weil der Eigentümer sich nicht um den Zaun gekümmmert habe, hätte ein Anwohner das Reparieren des Zauns mithilfe von Schellen selbst in die Hand genommen, um nach eigener Aussage dafür zu sorgen, dass „[….] keine Kinder auf dem Gelände zu Schaden kommen.“.
In der Tat stellt das Betreten der verlassenen Klinik in Berchtesgaden eine potentielle Gefahr dar. Der Objektschutz unterliegt jedoch der Verantwortung des Eigentümers des ehemaligen Dietrich Eckart Krankenhauses. Lassen sich die Pläne nicht realisieren, wäre unserer Meinung nach eine Nutzung des immensen öffentlichen Interesses aus wirtschaftlicher und sicherheits-technischer Sicht eine gute Lösung für das Gelände. Foto-Führungen, wie es sie auch in den Heilstätten Beelitz gibt, sind an solch historisch geprägten Orten sicherlich erfolgreich.
Quellen
bgland24.de/bgland/region-berchtesgaden/bischofswiesen-ort28409/bischofswiesen-grosse-hotelplaene-geiger-kurklinik-5276913.html
berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land_artikel,-luxusurlaub-in-der-stanggass-auf-dem-besten-weg-_arid,219006.html
untersberger.info/bericht/6391/Ehemalige-Kurklinik-in-der-Stanggaß-wieder-beliebtes-Ziel-von-Jugendlichen.html
berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land_artikel,-stacheldraht-gegen-ruinentouristen-_arid,341919.html
felixmayr.com/lost-place-kurklinik-im-suedosten-bayerns/
berchtesgadener-anzeiger.de/startseite_artikel,-gruenes-licht-fuer-sondergebiet-_arid,120280.html
heimatkundeverein-berchtesgaden.de/index.php?1945-entnazifierung-von-strassen
berchtesgadener-anzeiger.de/startseite_artikel,-stacheldrahtzaun-bleibt-ohne-wirkung-_arid,345845.html
berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land/bischofswiesen_artikel,-ehemalige-kurklinik-stanggass-die-frist-laeuft-herr-eigentuemer-_arid,711751.html
berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land/bischofswiesen_artikel,-ist-das-alpine-dorf-nur-ein-phantomhotel-_arid,836631.html
2 Antworten
Ist ein wirklich sehr bekannter Lost Place. Während der halben Stunde in der ich im Gebäude war, waren noch 3 weitere Personen anwesend. Trotzdem sehr interessant anzusehen
Am einfachsten ist der Place ganz rechts bei der Einfahrt zu betreten. Wenn man nicht dick ist, kann man sich unter dem Zaun durchschieben.
Aufpassen sollte man aber überall, da das Gebäude komplett von Anwohnern und einem Seniorenheim umgeben ist. Es gab früher viele Bäume um das Gebäude, diese wurden aber mittlerweile alle gerodet.
Die Stufen bei den Treppen sind teilweise eingebrochen.
Im Endeffekt sind die meisten Räume leer, spannender ist hier deutlich, dass man ziemlich aufpassen muss, nicht beobachtet zu werden.