Eine große verlassene Fabrik, die einst Spundwände aus Stahl produzierte.
Die HSP Hoesch Spundwand und Profil GmbH war ein Stahlbauunternehmen, das Spundwände und Stahlprofile herstellte. Ursprünglich war es Teil der Dortmunder Union und wurde im Jahre 1902 gegründet.
Ständig wurden Streiks der Mitarbeiter bekannt, die sich oft ungerecht behandelt fühlten und mehr Geld verdienen wollten. Nach knapp 100 Jahren wurde die Firma schließlich durch die Salzgitter AG übernommen. Daraufhin wurde der Betrieb 15 Jahre später eingestellt.
Der Lost Place HSP Dortmund
Wir stehen auf einem kleinen Kindergarten am Rande einer Wohnsiedlung in Dortmund.
Es ist bereits dunkel und auf der Straße laufen nur noch wenige Passanten mit ihren Hunden entlang.
Es ist ein kalter Abend und ein dünner Nebelschleier liegt in der Luft.
Wir sind bereits zuvor das Gelände einmal von Außen abgefahren und haben uns einen Überblick verschafft. Das ehemalige Werksgelände ist wirklich groß.
Das verlassene Hoesch Spundwand Gelände
Hinter dem Baustellenzaun, der an die riesige Werkshalle anknüpft, geht es steil berab. Es geht mindestens 7 Meter in die Tiefe. Dahinter liegt ein riesiges Gelände, das bereits zur Hälfte abgerissen wurde. Da, wo es nun so steil in die Tiefe geht, standen noch vor Kurzem Reihenhäuser, die zu dem Gelände gehörten.
In der Dunkelheit erkennen wir eine Gruppe Urbexer, die sich mit Taschenlampen über den großen Platz dahinter bewegt.
Der Zaun schließt auf der rechten Seite an eine große Werkshalle an. Dazwischen gibt es keinen Durchgang und der Abgang in die Tiefe stellt ein Hindernis dar.
Wir beschließen, das Gelände auf der Straße erneut entlang zu gehen. Diesmal in Richtung eines Tunnels, der unter der ehemaligen Fabrik entlangführt.
Der Tunnel, der spärlich durch einige Lampen beleuchtet wird, hat eine merkwürdige Erscheinung. Eine breite Straße führt durch ihn hindurch.
Der Tunnel unter der Fabrik Hoesch
Links und Rechts in dem langen Tunnel befinden sich mehrere Türen, die scheinbar zuvor in das Gelände führten. Sie sind alle verschlossen.
Ein Stückchen weiter entdecken wir sogar Fenster, die in die Tunnelwand eingebaut wurden. Sie gehören zu einem verbauten Raum, der sich in der Wand befindet.
Eine ähnliche Konstruktion sahen wir bereits außerhalb des Tunnels in einer Wand.
Tief in die Mauern verbaut, befinden sich hier mehrere Räume direkt im Beton.
Wir beschließen, umzukehren und begeben uns zu einer der Hauptzufahrten, die zwischen Tunnel und Spielzplatz am Rande eines kleinen Parkplatzes liegt.
Ein merkwürdiger Eingang in die verlassene Fabrik
Wir entdecken ein Tor welches die Zufahrt blockiert. Die Einfahrt liegt direkt neben einem Reihenhaus. Doch etwas ist merkwürdig. Das äußerste Haus der Häuserreihe ist eine Ruine.
Die Wände liegen auf den Boden und die Türe fehlt.
Wir bahnen uns unseren Weg durch den Eingang der Ruine und stehen plötzlich in einem Trümmerfeld. Hier standen mal die bereits erwähnten Wohnhäuser.
Vor uns liegt eine Straße, die bis zu einer etwa fünf Meter hohen Mauer führt.
Wir entdecken einen Weg, der links an der Mauer vorbeiführt.
So stehen wir plötzlich mitten in der Einfahrt zur verlassenen Fabrik.
Wir beschließen, unsere Taschenlampen gedimmt zu halten, um nicht von der anderen Gruppe gesehen zu werden. Auf Lost Places sind wir lieber unter uns.
Als erstes nehmen wir die große Halle in Betrachtung, neben der wir bereits auf dem Kinderspielplatz standen.
Der Eingang ergibt sich durch zwei offene Rolltore.
Hinter der Halle führt eine Straße entlang, in deren Laternenlicht wir uns der Halle nähern.
Vom hohen Hallendach tropft Wasser auf die Einfahrt und verursacht ein regelmäßiges Tropf-Geräusch. Ein Blick in die Halle zeigt nichts, außer Dunkelheit. Wir betreten die Hallen und schalten die Taschenlampen ein. Wir wissen, dass die anderen Urbexer, die wir zuvor sahen, in die andere Richtung gingen.
Die verlassenen Werkshallen von HSP
Langsam bewegen wir uns durch die breiten Hallen. Diese scheinen auf der anderen Seite offen zu sein. Es ist grelles Licht zusehen und wir hören Arbeiter. Doch im vorderen Teil der Halle sind wir alleine.
Hier erblicken wir riesige Kräne, die wohl einst Material durch die Hallen bewegen konnten.
Wir gehen eine eiserne Treppe hinauf zu einem der Kontrollstände.
Alles ist noch da. Pulte mit etlichen Knöpfen und sogar Papiere.
Ein Stück dahinter entdecken wir weitere Räume, die größtenteils bereits leergeräumt wurden.
Hier riecht es, im Vergleich zum Rest der gigantischen Halle, ziemlich muffig. Im Taschenlampenlicht entdecken wir zwar keinen Schimmel, sind aber dennoch froh, Schutzmasken zu tragen.
Zurück in der großen Halle suchen wir einen Aufgang in die obere Etage. Von Außen macht die Halle den Eindruck, mehrstöckig zu sein. Doch in der Dunkelheit finden wir keine Treppe, die uns hinaufführen könnte. Stattdessen sehen wir etliche Gruben im Boden, die ein gewisses Risiko bergen, sofern man sie übersieht.
Wir beschließen, uns auf den Rückweg zu machen, um den Rest des Geländes zu erkunden.
Auf dem Weg zum Rolltor entdecken wir ein Plateau aus Beton mit merkwürdigen Gegenständen darauf. Bei näherer Betrachtung stellen sie sich als verrostete Sprühdosen heraus. Mindestens 100 stück davon liegen hier auf einem Haufen. Daneben liegen ein Benzinkanister und einzelne Stoffstücke. Was man hier wohl vorhatte?
Wieder auf dem Vorplatz von HSP
Schließlich stehen wir wieder vor der Halle im Schatten der riesigen Mauern.
Ein Blick über das Gelände und rüber zur Straße bleibt leer. Ein ähnlich großes, verlassenes Fabrikgelände, gibt es beim Lost Place Rasspe in Solingen. Dann gehen wir zurück in Richtung des Tunnels. Wir gehen vorbei an unserem Eingang, hinter dem wir einige leuchtende Fenster an der Häuserreihe sehen. Wir beschließen, unsere Taschenlampen auszuschalten und unseren Weg fortzusetzen. Allerdings vorsichtig, da wir nun nicht mehr so leicht die großen Löcher im Boden erkennen können.
Dann begegnen wir einer großen unebenen Fläche, auf der etliche Balken aus Beton und Eisen verlegt wurden. Nach kurzer Überlegung erschließt sich, dass dies ein Fundament eines abgebrochenen Gebäudes sein muss. Darin finden sich erneut zahlreiche Gruben und Löcher.
Eine weitere Werkshalle der Stahlfabrik steht leer
Ein Stückchen weiter folgt die Straße, die etwa 10 Meter unter der Ebene der verlassenen Fabrik liegt. Diese wird an einer breiten Stelle überquert. Dies ist der Tunnel, den wir bereits von unten sahen.
Kurz vor dem Tunnel führt außerdem eine Fußgängerbrücke mit hohen Stahlwänden über die Straße hin zu einer weiteren großen Halle.
Diese Halle sahen wir bereits vom Parkplatz aus. Sie ist auf einer Mauer erbaut und ihre Wände führen vom Dach mit der Mauer über 30 Meter in die Tiefe.
Die Fußgängerbrücke funktioniert mit ihren hohen blanken Stahlwänden wie ein Spiegel. So fällt es uns leicht, die anderen Urbexer in der Halle auszumachen. Eindeutig hören wir ihre Stimmen und Schritte über die Brücke und entscheiden uns, nicht weiter auf dem Gelände zu bleiben. So nimmt unsere Erkundung ein Ende.
Hätten wir uns noch in den hinteren Bereich des Geländes begeben, so hätten wir noch einen verlassenen Güterbahnhof entdecken können.
Die verlassene Bahnstrecke in Dortmund
Im westlichen Teil des Geländes führt eine Bahnstrecke aus Norden auf das Gelände. Von einem verlassenen Rangierbahnhof aus führen die Schienen im Westen an der Emscher entlang direkt in einen Lokschuppen.
Weitere Gleise verlaufen quer über das Gelände und zu den einzelnen Gebäudestellen.
Von dort aus führen weitere Schienen um das Thyssengelände im Norden des Ortes und schließen über einen weiteren verlassenen Rangierbahnhof an das Schienennetz an.
Parallel dazu führen die alten Schienen der Schlackebahn ebenfalls Richtung Norden.
Sie diente etwa 70 Jahre als Verbindungsbahn zwischen den verschiedenen Stahlwerken, Zechen und Häfen sowie der Kokerei Hansa.
Die „Hoesch Werkbahn“ war bis in die 90er Jahre aktiv und wurde für den Transport von Stahl, Kohle und Koks eingesetzt. Neben den genannten Rohstoffen wurde auch Schlacke über die Bahn entsorgt, die aus den Hochöfen von Hoesch stammte.
Dabei wurde die Schlacke beispielsweise im Gebiet zwischen dem Nettebach und der Brücke über die Köln-Mindener Bahn entsorgt.
Besonders bei Nacht verursachte die abgekippte, glühende Schlacke regelrechte Himmelslichter, die weit zu sehen waren.
Entlang der etwa 7 Meter hohen Böschung finden sich noch heute punktuell die erkalteten Schlackemassen des Lost Place in Dortmund.
Abgebrochene Gebäude bei Hoesch
Das HSP-Gelände wird zur Zeit unseres Besuches bereits abgebrochen. Wir stehen in einem großen Feld von Trümmern und Fundamenten, während am Rand des Geländes verteilt noch etwa 30% der einstigen Gebäude stehen. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten beendet werden. So sagte es Kai Imberg, welcher der Geschäftsführer des Abbruchunternehmens Thelen aus Essen ist, das für die Abrissarbeiten beauftragt wurde.
Die Stadt Dortmund hatte zudem vergeblich versucht, die Fläche des ehemaligen HSP Werkes zu erwerben. Doch die etwa 45 Hektar wurden stattdessen von der Thelen Holding GmbH gekauft. Trotzdem wird die Stadt in die Planung der Wiederverwendung des Geländes einbezogen.
Zukunftspläne für das HSP Gelände
Geplant ist ein grünes Quartier, das aus Gewerbegebiet, Kultureinrichtungen und etwa 800 Wohneinheiten besteht. Neben den großflächigen Grünanlagen ist sogar ein See geplant, der künstlich angelegt werden soll. Die Anlage soll größer als das Gebiet am Phoenixsee werden. Der eigentliche See des Areals wird allerdings nur maximal ein Viertel der Größe des bereits erwähnten Phoenixsees haben.
Wir danken Ann aus der Community, die ihre Erlebnisse auf dem Gelände mit uns geteilt hat, auf denen dieser Artikel aufbaut.
Wenn du auch eine interessante oder spannende Urbex Story hast, kannst du sie uns gerne per mail oder auf Instagram schicken.
7 Antworten
Kenne das Gelände, dort verläuft auch ein bunker. bin seid Tagen dabei das alles zu untersuchen und das Gelände steht immer noch derzeit. ist aufjedenfall sehr interessant 😅
Hi! Schön, dass es das Gelände noch gibt.
Den Bunker haben wir gar nicht in unsererm Bericht, interessant 😀
Super Bericht, vielen Dank fürs Teilen. Es war sehr interessant und man hat einen kleinen Eindruck über das Gelände bekommen, DANKE 🙂
Danke für dein tolles Feedback!
Wir waren heute am helllichten Tage dort. Das Tor stand offen und wir konnten einfach so auf das Gelände. Es ist so unfassbar riesig und es hat richtig Spaß gemacht. In einem alten Strassenwagenwagon haben wir Leute gesehen, die es sich wohl dort heimisch gemacht haben. Es ist auf jeden Gall einen Besuch wert.
Achtung, neuerdings bestreift ein Sicherheitsdienst mit PKW das Gelände.
Ist das Gelände Kamera überwacht ? Ich habe dort heute ein rot blinkendes Licht an einem der alten Hallen gesehen.