Es war im Herbst vor einigen Jahren, als wir uns zur Erkundung einiger überdimensionaler Lost Places auf den Weg nach Belgien machten.
Wir begannen unsere Tour um 7 Uhr morgens und erreichten Belgien etwa gegen 9 Uhr. Dort besuchten wir zunächst ein altes U-Bahn System, dass als Métro Fântome bekannt ist. Wir klapperten einige verlassene Bahnhöfe ab und fuhren dann weiter zu einem alten Stahlwerk, über das wir auch schon berichtet haben. Hier verbrachten wir einige Stunden, ehe wir wieder aufbrachen.
Mittlerweile war es schon 20 Uhr und wir fuhren zu unserem nächsten, etwas weiter entfernten Ziel: einem verlassenen Kraftwerk. Als wir das Kraftwerk erreichten, war es bereits dunkel und wir suchten uns einen Schlafplatz auf einem nahegelegenen, öffentlichen Campingplatz. Schnell hatten wir eine Richline und das Tarp darüber aufgespannt, die Hängematte darunter aufgebaut und dann noch sechs Stunden Schlaf bei 8° Außentemperatur bekommen. Da die Isomatte vergessen wurde, gab’s eine Rettungsdecke als Unterlage – improvisiert, aber passt schon. Am nächsten morgen sollte es direkt losgehen.
Erkundung des gigantischen Kraftwerks
Es war um 5 Uhr morgens, als die ersten Sonnenstrahlen diese kalte Nacht endlich beendeten. Der Schlafsack hatte nicht wirklich genügt und war zudem ziemlich nass geworden. Die Seile waren nicht stramm genug gespannt und hatten sich über Nacht etwas gelockert, sodass sich in der Hängematte eine Sitzsituation ergab, statt einer angenehmen Liegeposition. Wir packten die Ausrüstung zusammen und ins Auto, um uns auf den Weg zum Lost Place zu machen.
Wir fuhren einige Kilometer, bis uns der riesige Kühlturm, den wir in der vorherigen Nacht nur schemenhaft erkennen konnten, gegenüberstand. Ein riesiges Ungetüm, das zu einem verlassenen Kraftwerk gehörte.
Einen Parkplatz gefunden und das Auto abgestellt, machten wir uns gleich auf den Weg in den verlassenen Ort. Die Kraftwerkshalle umrundeten wir dabei zunächst mehrfach auf der Suche nach potentiellen Eingängen aber auch nach möglichen Risiken. Wir hatten keine Ahnung, wie der Zustand der alten Maschinenhallen war, doch das sollte sich kurze Zeit später ändern, nachdem wir endlich den Eingang ins Kraftwerk gefunden hatten.
Im Kraftwerk erwarteten uns etliche Rohre, die kreuz und quer durch die mindestens 30 Meter hohen Hallen liefen. Hinter einer Halle schloss sogar eine noch höhere Halle, deren Decke wir vor lauter Maschinen nicht mal sehen konnten, an.
In diesem Elektrizitätswerk war wirklich noch alles an Einrichtung und Maschinen vorhanden – so schien es jedenfalls.
Turbinen, Generatoren und ein Schaltraum
Was dieses verlassene Kraftwerk in Belgien so besonders für uns machte, war die Vollständigkeit seiner Einrichtung an Maschinen und diese unbeschreibliche Größe. Die bereits beschriebene riesige Halle, deren Decke wir von unten nicht erkennen konnten, weil eine komplexe und für uns umidentifizierbare Maschinenkonstruktion darin stand, wollten wir uns nun genauer ansehen.
Dicke Rohre führten um die Anlage herum und verschwanden an vielen Stellen darin. Wir entdeckten Trichter ähnliche Bauteile doch konnten uns überhaupt nicht erklären, welche Funktion diese einst hatten. Außer ein par Fotos und vielen offenen Fragen, gewannen wir hier keinerlei Erkenntnisse.
Als wir das nächste Stockwerk erkunden wollten und uns weiter Richtung Dach vorarbeiten wollten, erkannten wir, dass jegliche Treppen, die einst dort hin führten, derart demontiert worden waren, dass keine Treppenstufen mehr und lediglich die Geländer vorhanden waren. Wir entschlossen uns kurzerhand dennoch, den gleich deutlich gefährlicheren Weg auf uns zu nehmen, um auch die oberen Etagen erkunden zu können. Zum Glück waren wir in einer Gruppe unterwegs, sodass wir im Zweifel hätten Hilfe holen können, falls doch etwas schiefgegangen wäre.
Für uns hatte sich das Risiko gelohnt, denn in den oberen Etagen des verlassenen Kraftwerks in Belgien, befanden sich noch mehr Maschinen, die wir gleich fotografierten und erneut zu identifizieren versuchten.
Eine schmale Treppe machten wir ebenfalls aus – sie führte direkt auf ein Vordach der niedrigeren Halle, welche an die große Halle anknüpfte, sodass wir endlich eine Perspektive auf das Werk von oben erlangen konnten. Von dort aus konnten wir den gesamten Komplex überblicken und noch einen weiteren Teil des Kraftwerks entdecken, den wir zuvor noch gar nicht gesehen hatten. Was wir allerdings auch sahen, war ein Sicherheitsfahrzeug, das gerade in die Straße zum Werk einbog und direkt auf unsere Halle zusteuerte. Waren wir etwa entdeckt worden? Wir beobachteten den Wagen vorsichtig und sahen, wie dieser kurz vor dem Werk halt machte, dann aber wieder umdrehte und das Gelände über die gleiche Straße wieder verließ. Die Sicherheitsleute wären vermutlich sowieso nicht bis in die oben Etagen des Werkes gegangen, da zumindest der Weg, den wir genutzt hatten, alles andere als sicher begehbar war.
Genau diesen Weg nahmen wir jetzt auch wieder, um die größere Halle zu verlassen, die wir aufgrund weiterer demontierter Treppen und dadurch resultierender, steigender Gefahr durch Höhe, nicht betreten wollten.
Nach rund 30 Minuten waren wir wieder im Erdgeschoss und verließen kurz darauf die Maschinenhallen, um uns den zuvor entdeckten Bereich anzusehen. Was das noch ergab und welch interessanten Geräte wir hier noch entdeckten, beschreiben wir in einem ausführlicheren Artikel über das alte Lost Place Kraftwerk. In diesem Artikel findest du dann auch noch diverse Aufnahmen der Maschinen und des Kraftwerks, die wir bei unserer Erkundung gemacht haben.