Bei dem Gelände handelt es sich um die ehemalige Ausweichführungsstelle Bezirksverwaltung Schwerin des Mfs. Diese bestand aus mehreren Häusern mit unterirdischen Bunkern. Leider sind die Häuser inzwischen abgerissen, die Bunker sind jedoch noch vor Ort.
Das Ende der Ausweichführungsstelle
Crivitz Januar 1990. In der Landstadt ist, wie in anderen Teilen der DDR auch, die Nachricht angekommen, dass die Berliner Mauer gefallen ist. Freuen kann man sich aber nicht, denn immer wieder ertönen Schüsse aus dem benachbarten Waldstück. Wofür wird da noch trainiert? Hat die SED nicht schon längst aufgegeben? Zusätzlich beobachten die Einwohner schwere Lastwagen, die auf das Gelände der Mfs fahren. Was wird dort also geplant? Um der Sache auf den Grund zu gehen, macht sich also am 11. Januar die „Politische Bürgerinitiative“ auf den Weg zum schwer gesicherten Gelände. Dort werden sie an den Toren von bewaffneten MfS-Angehörigen abgefangen und zum Anhalten gezwungen.
Belagerung durch die Bürgerinitiative
Der starke Betrieb versetzte die Bürgerinitiative in Unruhe. Werden da etwa Spuren verwischt oder gar etwas Schlimmeres? Noch am selben Tag wandte man sich an Berlin und forderte die sofortige Übergabe des Areals. Außerdem entschloss sich die Initiative, das Gelände dauerhaft zu überwachen. Zusätzlich organisierte man sich schweres Gerät ,um alle Zufahrten des Geländes zu verschütten, um zu verhindern, dass weitere Staatskräfte auf das Gelände kommen konnten. Schnell spricht sich die Aktion in Crivitz und Umgebung herum und immer mehr Leute kommen und beteiligen sich. Schnell wird von ihnen ein Lager mit Lagerfeuern und Speisen errichtet, bei dem sich am Höhepunkt 500 Menschen trafen.
Dieser Belagerung reichte 3 Tage.Dabei herrschte eine angespannte Atmosphäre und es kam zu einigen brenzlichen Situationen. Schließlich gaben die StaSi Mitarbeiter nach und erlaubten einigen Aktivisten den Zutritt zum Gelände. Anschließend gab man den Restkräften eine Frist von 30 Minuten das Gelände zu verlassen. Schließlich wurde es an die NVA übergeben.
Durch diese mutige Bürger-Aktion wurde die Stasi aus Crivitz endgültig vertrieben.
Das Gelände der Ausweichführungsstelle
Während der ganzen Existenz der DDR hatte die Politischeführung immer Angst vor Bürgeraufständen oder vor Krieg. Deshalb entwickelte man in den 60er Jahren ein zentrales und mobiles System. Dabei war ein zentraler Punkt, sichere Ausweichmöglichkeiten für die einzelnen Bezirkseinsatzleitungen zu haben. So wurden von 1968 bis in die 80er Jahre unterirdische Bunker gebaut.
Auch die Ausweichführungsstelle Schwerin ist so entstanden. Die Bauarbeiten an dem Bunker begannen 1972 und dauerten aufgrund vorgefertigter Teile nicht lange an. Die Bevölkerung ließ man dabei über die Bauarbeiten im Dunklen. Nachdem die Bunker fertiggestellt waren, entstanden über ihnen „normale“ Gebäude, um die Bunkeranlagen zu tarnen.
In den 1980er Jahren stellte die DDR fest, dass sie nicht genügen wirtschaftliche Mittel hatten, um alle geplante Bunker zu bauen. So hatte Schwerin z.B. nur 360 von 1.468 benötigten Schutzplätzen.
Ausrüstung der Ausweichführungsstelle
- Größe (nur Nummer 8):
- 1405,8 Quadratmeter (40,05 m x 35,10 m).
- Ausstattung/Ausrüstung:
- Tanklager mit 5000 Liter Diesel
- Filter
- mehrere Notausstiege
- Brunnen mit einer Leistung von 6 Kubikmeter pro Stunde
- Reservebehälter mit 3000 Litern Wasser
- Wasseraufbereitungsanlage mit einer Leistung von 3 Liter pro Stunde
- 4 Notstromaggregate mit zusammen 36 KW
Nach dem Fall der Berliner Mauer wandelte sich das Ziel der StaSi von „Unterdrückung“ zu „Spuren verwischen“. Dabei wurden auch die einzigen Dokumente vernichtet, welche die geheim eingestuften Niederschriften der Bunkerausstattungen beinhalteten. Somit sind über die restlichen Anlagen kaum Informationen bekannt. Was wir aber noch recherchieren konnten ist, dass es auf dem Gelände noch eine Sauna und Pool gegeben hat. Sie dienten den stationierten Arbeitern zur Entspannung und Erhohlung von der Arbeit.. Zusätzlich konnten wir noch die Instandhaltungs kosten von 1983 bis 1987 finden.
Sie belaufen sich für diese Jahre auf folgende Kosten:
- 1983 – 10.000 Mark
- 1984 – 25.000 Mark
- 1985 – 35.000 Mark
- 1987 – 26.000 Mark
Das Schweriner Lost Place heute
Leider wurden alle oberirdischen Gebäude abgerissen und nur noch die Bunker zurückgelassen. Zusätzlich hat man versucht, deren Eingänge mit Betonplatten zu verschließen. Doch andere Besucher schoben diese einfach zur Seite, sodass die Bunker (wieder) betretbar sind.
3 Antworten
Hallo
die Bunkeranalage wird ab Ende dieses Jahres geschlossen.
Die sind gerade dabei ein Ausweichgebiet für Fledermäuse zu bauen.
Daher wurden alle Gebäude abgerissen, und neue Deckenfundamente gesetzt.
Die Anlagen werden dann mit Sand aufgeschüttet und alle Eingänge verkleinert, so das gerade mal eine kleine Person durchpassen würde.
Ich war Anfang Februar noch vor Ort und habe die Anlage gefilmt. Dabei habe ich zufällig die Bauarbeiter vor Ort getroffen und nett gefragt, was hier geplant ist.
Waren gestern dort, der große Hauptbunker ist problemlos zu betreten (große Eingänge), es besteht aus zwei Bereichen, welche aber komplett gleich sind. So lange diese Anlage nicht für die Fledermäuse komplett umgebaut ist, was die ganzen kleinen Nebengebäude schon sind, ist es noch ein schöner Spot.
Hey, kommt man aktuell noch in die Bunkeranlagen rein?
LG