Mal was anderes, als üblich: ein verlassener Leuchtturm. Genauer geht es um den Rubjerg Knude Fyr. Der ehemalige Leuchtturm ist noch sehr gut erhalten, allerdings sind die 4 Nebengebäude, mit denen er ursprünglich gebaut wurde, nicht mehr zugänglich, worauf wir später weiter eingehen werden. Der durch den Leuchtturm erzeugte Lichtkegel konnte aus einer Entfernung von 42 km wahrgenommen werden.
Der Stern für die Schiffe
Auch wenn man nicht um bedingt an Leuchttürme denkt, wenn man von moderner Schiffsnavigation spricht, dienen sie immer noch als essentielles Navigationsmittel.
Dabei ist das Herzstück jedes Leuchtturms sein Licht. Ursprünglich verfügte der Rubjerg Knude Fyr über ein eigenes Gaswerk, das eine Flamme erzeugte. Allerdings wurde es schon 6 Jahre nach der Einweihung im Jahr 1906 durch Petroleum als Brennmittel ersetzt. Im Gegensatz zum Gaswerk hielt sich das Petroleum deutlich länger, jedoch wurde auch es irgendwann abgesetzt. Das geschah im Jahr 1948, als die Flamme durch ein elektrisches Licht ersetzt wurde. Durch den Wechsel zu einem elektrischen Licht musste auch ein neuer Linsenapparat installiert werden. Dieser bestand aus 134 handgeschliffenen Frensel-Linsen, die den Lichtstrahl bündelten.
Die Steuerung des Lichts, ob elektrisch oder per Flamme, wurde von 1900 bis 1948 durch Menschen gesteuert. Dazu gab es eine permanente Besatzung für den Leuchtturm, bestehend aus einem Leuchtturmwächter, einem Gehilfen und einem Heizer. Die Aufteilung und Abwechslung der Schichten kennen wir leider nicht. Wer Genaueres dazu weiß, darf wie immer gerne einen Kommentar schreiben.
Das unaufhaltsame Ende des Leuchtturms
Ursprünglich wurde der Leuchtturm hinter einer kleinen Sanddüne gebaut, die eine Höhe von drei bis vier Metern hatte. Daneben wurden auch vier Nebengebäude gebaut, die als Unterkunft für die Besatzung dienten. Grundsätzlich war die Lage also ganz gut und alles schien in Ordnung zu sein. Doch das änderte sich mit dem Jahr 1910.
Der Wind begann, den Sand die Steilküste hochzublasen und vergrößerte damit die Düne weiter und weiter. Zwischen Leuchtturm und Wasser entstanden langsam immer größere Sandberge, was nach und nach den Betrieb des Leuchtturms erschwerte, da kleine Anlagen um den Leuchtturm unbrauchbar wurden. Darunter ein Brunnen, der gänzlich verschüttet wurde, kleine Gartenanlagen, die keine Früchte mehr trugen und unzählige Kilo Sand, die in die Gebäude drangen. Da der Sand unaufhaltsam schien, entscheid man sich, kleine Mengen Sand per Schaufel zu entfernen und die Dünen zu verkleinern. Doch die Arbeiter hatten keine Chance gegen die gewaltige Kraft der Natur. So zog man in den 1950er Jahren ein Bauunternehmen hinzu, um die Düne mit Baggern zu entfernen. Doch auch das Bauunternehmen scheiterte.
Wie eine unaufhaltsame Mauer, bewegte sich die Düne immer weiter auf den Leuchtturm zu und wurde dabei immer größer.
Die Arbeiter konnten nur noch dabei zu sehen, wie die Düne bis auf 50 Meter anwuchs und den Leuchtturm vom Meer trennte. Weil es zuvor niemand schaffte, die Düne zu verkleinern oder aufzuhalten, musste 1968 der Betrieb schließlich eingestellt werden. Der technische Fortschritt machten eine Abschaltung der Anlagen möglich, da Navigationssysteme bereits fortschrittlich genug waren, um diesen Leuchtturm abzuschalten.
Daraufhin überlegte man sich neue Wege, die Düne aufzuhalten. Da sich in der Vergangenheit gezeigt hatte, dass Maschinen nicht gegen die Sandmassen ankamen, wurde versucht, Bäume zu pflanzen, die mit ihren Zweigen den Sand zurückhalten sollten. Der Plan schien zwar zunächst Wirkung zu zeigen, doch schnell wurde klar, dass die Bäume nicht nur neuen Sand zurückhielten, sondern auch verhinderten, dass bereits liegender Sand weggeweht werden konnte. Außerdem sammelten sich um die Bäume weitere große Mengen von Sand an, der aus der Luft aufgehalten wurde und die Düne somit vergrößerte.
Schließlich gaben die Behörden auf und erklärten das Gebiet Anfang der 1990er Jahre zum Naturschutzgebiet und ließen den Sand frei wandern. In den folgenden Jahren wurden die Dächer von den Nebengebäuden entfernt, damit sie nicht unter dem Gewicht des Sandes zusammenbrechen. Diese Gebäude zeigen ein weiteres Mal die Wucht der Natur, denn sie wurden über die Jahre von den Sandmassen komplett zermahlen.
Ein Leuchtturm bewegt sich
Auch wenn die Wanderdünen den Leuchtturm 2012 komplett passiert hatten, bestand für den Leuchtturm eine weitere Gefahr. Es wurde prognostiziert, dass er ohne Maßnahmen 2020 bis 2023 zusammenstürzen würde. Der Rand der Küste wurde in der Vergangenheit als sehr gefährlich eingestuft und als instabil.
2015 entschloss man sich also dazu, den Leuchtturm ein letztes Mal am originalen Standpunkt für Besucher zugänglich zu machen. Dazu wurden 600.000€ (ca. 4,4 Millionen dänische Kronen) investiert, um den Turm zu sanieren.
2017 war der prognostizieren Doomsday quasi in greifbarer Reichweite, die Entfernung des Leuchtturms zum Meer betrug nur noch 8 Meter. Ab 5 Metern hätte man ihn aus Sicherheitsgründen sperren müssen. Die Gemeinde wollte ihren geliebten Leuchtturm aber nicht einfach so aufgeben, deshalb entschied man sich, ihn einfach 70 Meter in Richtung Landesinneres zu verschieben. Ja – der Turm sollte einfach verschoben werden.
Dafür stellte die Regierung 5 Millionen Kronen zu verfügen und im Jahr 2019 wurde mit der Vorbereitung begonnen. Noch im selben Jahr wurde der Turm um 70 Meter von der Küste wegbewegt. Dazu verwendete man aufwendige Schienenkonstruktionen, die den Turm untergruben. Der Prozess wurde problemlos unter vielen Zuschauern durchgeführt.
Durch diese Maßnahme sollte seine Existenz für die kommenden Jahre gesichert sein.
Heute ist der Turm öffentlich begehbar, auch wenn der Eingang gelegentlich vom Sand versperrt ist. Die Dünen und Sandberge sind hier weiterhin sehr dynamisch.
Der Turm bietet einen schönen Ausblick von oben. Am Strand darunter wurden mit Steinen riesige Schriftzüge und Zeichen gelegt, die von oben erkennbar sind.