Union Margarinewerk van den Bergh in Kleve

Eine riesige verlassene Fabrik, in der die Rama und Sanella Margarinen produziert wurden.

In Kleve steht eine riesige verlassene Fabrik aus dem Jahr 1888, in der unter anderem Rama Margarine produziert wurde.

Rama und Sanella: Die Firma Van den Bergh aus Oss

Ortsteil Kellen in Kleve im Jahre 1888, dort gründete der niederländische Unternehmer und Fabrikant Simon van den Bergh die Fabrik der Margarinewerke Van den Bergh. Erst vor kurzem war die Margarine als Ersatzprodukt für Butter erfunden und auf den Markt gebracht worden.

Gründung der Union Margarinefabrik

Unternehmer van den Bergh erkannte die wirtschaftliche Bedeutung der Margarine schnell und erbrachte großen Aufwand, um die Rezeptur von Margarine zu erhalten. Er plante, das Produkt mit eigenen Variationen weiterzuentwickeln und in Masse zu produzieren.
Mit der Ausarbeitung der Rezeptur gründete van den Bergh im Jahre 1872 seine erste Fabrik, damals in Oss in den Niederlanden.

Seine Firma konnte die Margarine schnell und erfolgreich an das Volk bringen und bereits nach kurzer Zeit bis in das niederrheinische Gebiet Deutschlands liefern.

Expansion der Margarinefabrik nach Deutschland

Da van den Berghs Firma in den Niederlanden ansässig war, profitierte diese zwar von Verkäufen nach Deutschland, allerdings war sie kein fester Bestandteil der deutschen Wirtschaft.
Um die innerländische Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz zu unterstützen, wurden die Produkte der niederländischen Firma mit Schutzzöllen in Höhe von 200 Mark pro Tonne belegt.

Da das Deutsche Reich jedoch ein wichtiger Abnehmer war, plante Simon van den Bergh eine zweite Fabrik im Reich, um der Beeinträchtigung seiner Geschäfte zu entgehen und mehr Profit durch Verkäufe zu erlangen.
Eine zweite Fabrik sollte möglichst nah an der ersten Fabrik liegen, um bisherige Handelswege leicht erweitern zu können und Maschinen oder Mitarbeiter bei Bedarf flexibel in beiden Fabriken einsetzen zu können. Schließlich bestand der Hauptgrund einer zweiten Fabrik in der Erweiterung der Produktionskapazitäten und in der Umgehung der Zölle.

Auf der Suche nach geeigneten deutschen Städten fiel Kleve in die engere Auswahl des Unternehmers. Allerdings lehnte die damalige Kurstadt Bad Cleve die Errichtung der Fabrik ab.
Da van den Bergh dennoch in der Umgebung der Grenze eröffnen wollte, entschied er sich für die Gemeinde Kellen bei Bad Cleve.
Dort gab es eine ausreichende Infrastruktur und der Ort lag gerade mal 50 Kilometer von der ersten Fabrik in Oss entfernt. Es war der ideale Standort, um ohne Schutzzölle und mit mehr Kapazität Margarine produzieren zu können.

Errichtung der Fabrik in Kellen

Van den Bergh kaufte im Herbst 1887 ein 6.750 m² großes Grundstück in Kellen. Am 3. Mai 1888 erfolgte die Baugenehmigung und bereits ein halbes Jahr später am 20. August 1888 startete die Margarineproduktion in Kellen mit anfangs 14 Mitarbeitern.

Infrastruktur und Grenznähe waren wichtige Kriterien, die an dem Standort bei Kleve erfüllt wurden. So konnten benötigte Rohstoffe leicht importiert werden und fertige Ware über Förderbänder direkt zu einem nahegelegenen Verladebahnhof transportiert werden. Der Bahnhof befindet sich keine hundert Meter von der Fabrik entfernt.

Unter den dort produzierten Marken war ab 1904 auch Sanella zu finden. Mandelmilch-Pflanzenbutter-Margarine von van den Bergh war als Sanella schnell ein Verkaufsschlager, den es noch heute gibt. Weitere Marken wie Sana, Blauband, Vitello, Clever Stolz oder die allseits bekannte Rama kamen dazu.

Durch einige Erweiterungen und Vergrößerungen des Geländes und mit 100.000 Tonnen produzierter Margarine pro Jahr, entwickelte sich van den Bergh in Kellen bei Kleve zu einem der größten Grundnahrungsmittel-Hersteller Europas. Die Firma kaufte sich in den folgenden Jahren in zahlreiche Unternehmen ein.

Weiterentwicklung der Fabrik in Kleve

Mit mehr Marken entstanden in der Fabrik auch mehr Arbeitsplätze. Bevölkerung und Stadt profitierten schnell von der erfolgreichen Margarineproduktion in Kellen. So vergrößerte sich die Mitarbeiteranzahl schnell auf über 200 Personen und das Werk wurde stetig vergrößert. Arbeit in dem Werk war beliebt und die Arbeitsplätze galten als besonders begehrt, da sie gute soziale Rahmenbedingungen boten.

Doch mit der Vergrößerung kamen auch erste Umstrukturierungen. 1927 schlossen sich die großen Firmen der Margarinenbranche Jurgens und van den Bergh zusammen. Jurgens war ein großer Margarineproduzent ebenfalls aus Oss. Beide Firmen schloßen sich zusammen und gründeten in unterschiedlichen Ländern gemeinsame Firmen. In den Niederlanden entstand so die „Margarine Unie“, in England die „Margarine Union“ und in Deutschland die „Margarine-Verkaufs-Union“.

Bereits wenige Monate später fusionierte die neue Firma erneut mit einem Unternehmen. Lever, das bisher Seife produzierte, gehörte fortan zu dem Zusammenschluss Margarine-Verkaufs-Union. Fusioniert nannte sich das große Unternehmen dann Unilever, was heute eines der bekanntesten Deutschen Unternehmen ist.

Die Firma eröffnete mit der Zeit weitere Werke, verlegte ihren Sitz nach Berlin und kaufte kleinere Firmen und Handelspartner in ihrer Produktionskette auf. Darunter waren zum Beispiel Rohstofflieferanten und Logistikpartner wie Malex.

Benötigte Rohstoffe für die Herstellung, wie beispielsweise Walöl, produzierte die Firma über eigene Unterfirmen, indem sie selbstständig mit sechs Walfangflotten Wale fing, um Fette zu gewinnen. So gehörte die Walfangflotte „Unitas“ zu der Jurgens- van den Bergh Margarine-Verkaufs-Union.

Schließung der Margarine Union Kleve

Unilever wurde schnell eine starke Firma, die zunächst nichts aufzuhalten schien. Margarine war ein gefragtes Produkt und die Firma in Kellen produzierte riesige Mengen davon. Doch als sich während des zweiten Weltkrieges am 7. Oktober 1944 ein Bombenangriff auf Kleve ereignete, änderte sich schlagartig alles. Nahezu der gesamte Betrieb wurde zerstört und Produktion konnte nicht mehr fortgeführt werden. Der Wiederaufbau dauerte bis 1948, als der Betrieb endlich wieder die Arbeit aufnehmen konnte. Daraufhin produzierte Kellen noch 50 Jahre lang erfolgreich Margarine.

In dieser Zeit ging die Nachfrage für die dort produzierten Marken allerdings fortlaufend zurück und die Absätze sowie die Gewinne wurden geringer. 2001 wollte Unilever das Werk schließlich aufgeben. Glücklicherweise gab es einen Investor, der die Produktion in Kellen Ende 2001 erwarb und ab 2002 weiterführte, womit er rund 270 Arbeitsplätze erhielt.

Clever Stolz: Führung unter neuem Namen

Neben ein par Produktionsschritten war die größte Änderung für die Mitarbeiter der neue Name „Clever Stolz“, was eine der bereits zuvor produzierten Marken des Werks war.
Leider lief der Betrieb unter der neuen Führung und mit den neuen Abläufen nicht deutlich besser, sodass er 2004 insolvent ging.
Da der ausgelagerte Unilever-Betrieb jedoch gute Kapazitäten hatte, kaufte Unilever die Firma kurzerhand wieder zurück und produzierte dort Rama Produkte insbesondere „Rama Cremefine“. Einzelne Teile der ehemaligen Fabrik wurden seitdem nicht mehr benötigt und zwischen 2011 und 2012 abgerissen. Auf dem freien 12 Hektar großen Feld entstehen Wohnräume. Lediglich die alten Produktions- und Verwaltungsgebäude der Margarinewerke Kleve existieren noch.

Unilever betrieb den verbliebenen Teil des Betriebes noch bis Juli 2018 alleine, als die Margarine-Produktion erneut weiterverkauft wurde. Seitdem gehört sie zu Upfield und wird gemeinsam mit Unilever am Standort Kleve fortgeführt.

Zu Upfield gehören neben Rama und Sanella übrigens auch Becel und Lätta, was die bekanntesten Marken der Firma sind. Der Konzern produziert heute immernoch auf dem Areal, jedoch auf einem deutlich kleineren Teil davon. Etwa 10 Hektar Fläche nutzt die Unilever Deutschland GmbH mit dem Phoenix-Werk in Kleve.

Wohnen auf dem Union Gelände

Auf einem begrenzten Bereich des ehemaligen Union Geländes wird das Stadtquartier Wohnpark Union errichtet. Es beinhaltet mehrere Wohnungen und ein Pflegeheim für Senioren. Die Produktionshalle und das Verwaltungsgebäude sind nach wie vor verlassen und stehen unter Denkmalschutz. Die alten Fassaden stehen schon seit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg.

Van den Bergh Margarine und der Unilever Konzern haben eine interessante Entwicklung und Geschichte hinter sich. Die alten Gebäude in Kellen zeugen noch von den ersten Entwicklungen der Margarineproduktion in Deutschland.

Weitere Informationen

Einschätzung des Ortes

Bekanntheit
65%
Gefahr
5%
Vandalismus
10%
Schwierigkeit des Betretens
20%

Adresse von Union Margarinewerk van den Bergh in Kleve

Van-den-Bergh-Straße 25, 47533 Kleve
51.79063697, 6.147235910

Union Margarinewerk van den Bergh in Kleve Wegbeschreibung

Der Lost Place befindet sich direkt neben dem aktiven Upfield Gelände in Kleve an der van-den-bergh Straße. Erreicht werden kann das riesige Produktionsgebäude von der Straße aus, die direkt am ehemaligen Verladebahnhof vorbeiführt.

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Eine riesige verlassene Fabrik, in der die Rama und Sanella Margarinen produziert wurden.. Es ist ein ganz besonderer Lost Place. Wir haben ihn dokumentiert und über Hintergründe recherchiert.
Der Lost Place befindet sich direkt neben dem aktiven Upfield Gelände in Kleve an der van-den-bergh Straße. Erreicht werden kann das riesige Produktionsgebäude von der Straße aus, die direkt am ehemaligen Verladebahnhof vorbeiführt.Beim Betreten solltest du dich dennoch über geltene Rechte informieren und den Lost Place nicht alleine betreten.
Du findest diesen Ort unter Van-den-Bergh-Straße 25, 47533 Kleve. Bitte informiere dich zuvor über Rechte und Gefahren.

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