Das riesige verlassene Werksgelände der Knopffabrik Prym liegt direkt an der Autobahnauffahrt Barmen und stellt einen der größten Lost Places in Wuppertal dar. Weil sie einigen Anwohnern zufolge einen unschönen ersten Eindruck über die Stadt vermittle, sei ihrer Meinung nach eine besondere Notwendigkeit gegeben, das verlassene Fabrikgelände der Knopffabrik schnellstmöglich neuzuverwenden. Die Fabrik wurde früher von der Firma Prym, die auch unter dem Namen Schaeffer-Homberg tätig war, zur Produktion von Knöpfen und Verschlüssen für Textilien genutzt. Die Firma stellte in Wuppertal weitaus mehr als nur Knopfwaren her, ist aber dennoch in der Urbex-Szene als Lost Place Knopffabrik bekannt.
Geschichte der verlassenen Knopffabrik Prym in Wuppertal
Prym Fashion stellte in Wuppertal jegliche Arten von Knopf-Verschlusssystemen für die Bekleidungs- und Textilindustrie her. Es war nur einer vieler Produktionsstandorte, der zur Fashion Sparte der später gegründeten Prym Group gehörte. Ursprünglich gab es nur eine Firma, die als Messing- und Kupferfabrik im Jahr 1530 unter dem Goldschmied Wilhelm Prym in Aachen gegründet wurde. 1642 wurde sie nach Stolberg verlegt, doch im 19. Jahrhundert verlor die Messingherstellung dort an Bedeutung. Prym änderte den Fokus auf Fertigprodukte aus Metall, die im Laufe der Inustriealisierung bald maschinell produziert wurden. Ab 1859 wurde das Angebot um Accessoires für den Nähbetrieb, wie Kettchen, Nähnadeln und Hilfsmittel erweitert, die aufgrund der hohen Absatzraten schnell zum Kerngeschäft wurden. Die Firma exportierte europaweit und expandierte bis nach Österreich.
Seit 1903 produzierte Prym den enorm gefragten, 1885 erfundenen Druckknopf, und optimierte diesen sogar mit einer im Kopfteil des Knopfes eingelegten Feder (Kronenfeder-Druckknopf). 1988 erwarb Prym die Schaeffer GmbH, die ebenfalls Druckknöpfe weitere Waren herstellte, die auch der Produktpalette Pryms entsprachen. Schäffer war genau jene Fabrik, die hier seit 1876 in Wuppertal ansässig war und Nähwaren produzierte. Es sollte nicht die letzte größere Firma bleiben, die Prym erwarb.
Vor Prym: die Schaeffer-Homberg GmbH
Die Knopffabrik Schaeffer-Homberg wurde am 11. März 1876 von Carl Schaeffer in Barmen (Wuppertal)
gegründet und beschäftigte sich anfangs mit dem Vertrieb von Stoffen für Damenstiefel, bis sie Schuhhaken und -ösen in ihre Produktpalette aufnahm. Damit begann der Schwenk auf Metallwaren, die ab 1880 in Wuppertal produziert wurden.
Als 1885 der bereits erwähnte Kronenfeder-Druckknopf erfunden wurde, zögerte die Firma nicht lange und erweiterte die Produktion erneut, weil die Nachfrage nach diesen Knöpfen sehr groß war. So konnte Schaeffer zügig auch erfolgreich das Ausland beliefern und erreichte enorme Umsätze als Knopffabrik. Damit konnte die 1906 eine moderne Knopffabrik in der Carnaper Straße errichtet werden, die im Laufe der Jahre bis zur Schützen- und Hatzfelder Straße Wuppertal erweitert wurde. Im Jahre 1921 wurde die Fabrik, die zwischenzeitig zur AG geworden war, wieder in eine GmbH umgewandelt und fortan als Schaeffer-Homberg GmbH geführt. Die Firma Schaeffer-Homberg GmbH konnte am 19. Juni 1976 ihr 100 jähriges Bestehen feiern. Zu dieser Zeit war sie bereits im Besitz des Rheinnadel-Konzerns aus Aachen, der 1938 Anteile der Firma erworben und sie modernisiert hatte. Fortan produzierte die Knopffabrik in Wuppertal mit 550 Mitarbeitern Druckknöpfe aller Art, Spezialverschlüsse, Ösen, Haken und Schnallen und viele weitere Utensilien für Mode.
Das Ende der Knopffabrik in Wuppertal
Die Knopffabrik Prym, welcher die Fabrik Schaeffer-Homberg in Wuppertal gehörte, erhielt Anfang 2000 eine hohe Kartellstrafe für Preisabsprachen in der Branche, woraufhin das Unternehmen in eine schwierige finanzielle Lage geriet, die konsequente Sparmaßnahmen bedeutete, bis die Strafe 2015 vollständig gezahlt werden konnte. In dieser Zeit wurde auch der Produktionsstandort in Wuppertal weitgehend heruntergefahren, daraufhin geschlossen und seither nicht wiedereröffnet.
Schließung von Schaeffer-Homberg
Beschlossen 2004 , wurde Anfang 2005 der Betrieb in Wuppertal heruntergefahren, da die Knopffabrik mit dem Mutterkonzern, der Prym-Group in Stolberg bei Aachen zusammengelegt wurde.
Damit wurde der Standort Wuppertal an der Schützenstraße für immer geschlossen und die Knopffabrik ist seither verlassen.
Weiternutzung der Lost Place Fabrik in Wuppertal
Es herrschten Gerüchte, dass das Einrichtungsunternehmen XXX Lutz Interesse an dem Geländes des Lost Places in Wuppertal Barmen bekundet hatte. Für viele Anwohner wäre das wohl ein großer Wunsch gewesen, denn einige halten den Lost Place für eine unattraktive Visitenkarte des Stadtteils Barmen. „Wir würden uns natürlich über eine Änderung dieses Zustands freuen“, äußerte sich der Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke gegenüber der Wuppertaler Rundschau in Bezug auf die verlassene Fabrik und ihren maroden Zustand. Es sei die Rede von rund 28.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gewesen. Des Weiteren könnte ein Möbelmarkt eine große Lücke des bestehenden Angebots im Möbelsegement Wuppertals füllen. Allerdings stand ein solcher Verwendungszweck 2017 noch außer Frage, da nach Bebauungsplan eine industrielle Nutzung für das Gelände vorgesehen war. Bisher hat sich offenbar noch nichts getan. Die große Ruine der ehemaligen Knopffabrik Wuppertal liegt weiter brach.
2 Antworten
Hallo zusammen, wir waren am Wochenende dort. Das ganze Gelände ist mit einem Bauzaun gesichert. Sehr viele Schilder weisen darauf hin, dass das Betreten des Grundstücks verboten ist. Zudem sind die Straßen stark befahren und die Anwohner haben teilweise wachsame Augen. Etwas oberhalb ist eine Lidl- Filiale. Geht man an dieser vorbei kann man hinter der Warenannahme rechts vorbei auf das Gelände kommen. Vorsicht, steiler Abhang! Man geht über das Dach einen Gebäudeteils bis rechts ein Fenster offen steht. Dann ist man im Gebäude. Hier gibt es trotz des schlechten Zustands noch das ein oder andere zu erkunden! Hierbei viel Spaß!
FG Friedel
Hallo
Klasse, dass Ihr diesen Lost Places „neues Leben einhaucht“ zumal es mE zT denkmal schützenswerte Gebäude / Places sind
GlückAUF Zukunft !
Viele Grüße,
Andreas