Während der Pandemie wurde das Restaurant Brauhaus Zeche Jacobi in Oberhausen am CentrO geschlossen und ist seitdem verlassen und ein weiterer Lost Place im Ruhrgebiet.
Die Pandemie war für viele Unternehmen ein Problem und Grund zur Schließung, wie auch für das Brauhaus an der Centro-Allee. Die Betreiberfirma meldete 2020 Insolvenz für Zeche Jacobi an.
Beliebtes Restaurant ist jetzt ein Lost Place
Zu Betriebszeiten zog das Brauhaus in Oberhausen zahlreiche Besucher, besonders mit seiner prominenten Lage direkt neben einem der größten Deutschen Einkaufszentren, an. Die Einreichtung war, wie in einigen Restaurants im Ruhgebiet, an eine Zeche und die Industriekultur Nordrhein-Westfalens angelehnt.
Im Eingangsbereich gab es eine Theke, an der im industriellen Stil Lampen an einer Traverse angebracht waren. Drei große, goldene Braukessel auf der rechten Seite, fielen sofort ins Auge. Hier wurde zu Betriebszeiten Bier aus Wasser, Malz, Hopfe und Hefen gemäß des Deutschen Reinheitsgebotes gebraut. Für 2,70€ gab es ein kleines Glas des hausgebrauten Gruben Golds, einem trüben und hellen Bier des Brauhauses Zeche Jacobi (Literpreis also 9€). Zu einem Literpreis von 8,40€ gab es ein halbliter Glas des Dunkelbiers Mulvany’s Ruhrpott. Einen Preis für das dritte Hausbier Ruhrpott (Pils) konnten wir leider nicht finden, dafür aber, den Preis für eine Führung durch die Brauerei des Hauses: 4,60€ pro Person (möglich für Gruppen ab zehn Personen).
So sieht es im verlassenen Restaurant Brauhaus aus
Zwei Fässer standen am Fuße einer Treppe, die ins obere Stockwerk des Restaurants führte. Entlang dieser Treppe waren mehrere Stollenlampen und Kohlebrocken platziert, welche dem Restaurant ein passendes Ambiente gaben.
Im oberen Stockwerk gab es eine große Bar, die mit industriellen Merkmalen durchzogen war. So kreuzte ein dickes Rohr, an dem die Zapfanlage angebracht war, den Thenkenbereich, über dem, wie bereits im Erdgeschoss, eine Traverse mit Lichtern angebracht war. Auch im Sitzbereich wurden dekorative Elemente der Zechenzeit platziert. So hingen einzelne Kauenkörbe zwischen den Lampen im Speisebereich und auch Bergwerkshelme sowie einzelne technische Geräte lagen als Deko überall herum. An einer Wand waren große Bierkrüge mit den Wappen der hauseigenen Biersorten aufgemalt.
Weitere technische Geräte, wie beispielsweise etliche Grubenlampe in einem Lampenregal, befanden sich im großen Speisebereich im Erdgeschoss. Insgesamt gab es inklusive der großen Außenterasse über 500 Sitzplätze auf zwei Etagen. Alleine 350 Plätze befanden sich auf der Terasse. Auch für Veranstaltungen wurden Räumlichkeiten geboten.
Selbst heute, als das Restaurant in Oberhausen längst zum Lost Place geworden ist, steht noch einiges an Einrichtung in dem verlassenen Brauhaus.
Geschichte von Brauhaus Zeche Jacobi
Alleine der Name gab bereits Aufschluss auf das Motto des Brauhauses Zeche Jacobi, das sich die industrielle Kultur des Ruhrgebiets aneignete, die auf dem Gelände am CentrO (heute auch Westfield CentrO), auf dem früher ein Stahlwerk der Firma Thyssen stand, besonders geprägt war. Die Zeche, auf die im Restaurant Bezug genommen wurde, befand sich rund drei Kilometer entfernt und förderte von 1913 bis 1974 rund 2,5 Millionen Tonnen Kokskohle pro Jahr.
Die Zeche Jacobi wurde 1979 abgerissen und bis auf zwei Einmannbunker im Norden des ehemaligen Zechengeländes, ist nicht mehr zurückgeblieben. Ein Radweg, der am OLGA Park beginnt (hier steht noch ein Förderturm der Zeche Osterfeld), führt bis zu den zwei Bunkern, die neben einem Golfplatz stehen. Das Brauhaus ist aufgrund seiner Größe und seiner Geschichte ein interessanter und einzigartiger verlassener Ort unter den vielen Lost Places in Nordrhein-Westfalen.
Eröffnet wurde das Brauhaus gemeinsam mit dem bereits beschriebenen Einkaufszentrum CentrO im Jahr 1996.
So schmeckte das Essen im Brauhaus Zeche Jacobi am CentrO
Allgemein setzte man im Brauhaus in Oberhausen auf traditionelles Essen. Neben Einrichtung, die im Zusammenhang mit der regionalen Industrie und Kultur stand, war auch das Essen an die Region im Ruhrgebiet angepasst. Unter anderem wurden hier Speisen wie Westfälische Kartoffelsuppe oder Gulaschsuppe angeboten, doch auch typische Gerichte wie Zigeunerschnitzel oder Schnitzel nach Wiener Art. Bei letzterem Schnitzel wird übrigens typischerweise Schweinefleisch oder Geflügel genutzt (hier war es Schwein), während beim traditionellen Wiener Schnitzel ausschließlich Kalbfleisch verarbeitet wird. Auch eine hauseigene Kreation, die sich Kumpel Antons Schnitzel nannte, wurde mit Jägersoße und Bratkartoffeln für 12,50€ angeboten. Weitere Speisen, die den Ruhrpott-Slang und damit das Ambiente des Restaurants wiedergaben, waren beispielsweise die Steigermahlzeit mit Nürnberger Rostbratwürstchen und Grubengoldsoße oder Egon sein Vegiteller, der Gemüse mit Spätzle beinhaltete. Auffallend war außerdem Helgas Brüstchen, womit man ein Hähnchenbrustfilet mit Thymiansoße, Gemüse und Spätzle bekam. Weitere herrliche Ruhrpott-Gerichte waren das Fuhrmannsteak, die Bergmannspfanne oder das Malocherschnitzel. Dazu gab es übrigens nicht nur die Hausbiere, sondern verschiedene Sorten Maisels sowie einige Weine.
Geöffnet war das Brauhaus Zeche Jacobi in Oberhausen am Wochenende bis zwei Uhr Nachts mit warmer Küche bis Mitternacht, was eigentlich recht spät war. Wer schon früher da war, konnte im Restaurant am CentrO sogar frühstücken beziehungsweise Sonntags und an Festtagen sogar brunchen.
Diese und weitere Informationen haben wir der originalen Speisekarte des Restaurantes entnommen, in der folgender Text zur Begrüßung und über das Brauhaus stand.
Ers ma’n „Herzlichet Willkommen!“. Hier in unser Revier, da is die Kneipe um die Ecke einfach so gemütlich, wie bei Muttern zu Hause. En lecker Bierken nache Schicht und wat leckret zu Beißen dabei, da bisse echt froh, datte Mensch bis.
Tja, dat auffe Schicht gehn, wie man dat auffe Zeche malochen gehn hier nennt, ja dat wird hier leider immer seltener, aber wat echt klasse is, iis dat mein Brauhaus mich den Alltach in alter Tradition beibehält. Un so treff ich meine Kumpels, um beim lecker Schlücksken Hausgebrautet zu kwasseln un so um so richtig war zu spachteln. Un hömma,… Mutta kanze da auch hin mitnehmen.
Brauhaus Zeche Jacobi
Der Willkommenstext, der mit „Glück auf!“ eingeleitet wurde, gab den Gästen gleich einen Einblick, was sie hier erwartete und welchen Hintergrund das Restaurant hatte. Es war ein typischer Gruß der Bergleute und in Zechen.
Wirklich schade um das alte Restaurant am CentrO, doch es gab Gerüchte, dass eine Neueröffnung geplant sei. Andererseits soll das Gelände auch in die Ferienparkanlage Karls Erdbeerhof, die nebenan geplant ist, integriert werden – es wird vermutlich abgerissen. Bisher ist das Restaurant seit einigen Jahren geschlossen und wartet als Lost Place in Oberhausen auf seine Zukunft.
Quellen: Eigene Erfahrung, Fiylo.de
Eine Antwort
Dort kamen wir nicht rein, weil Überwachung und ein Zaun gebaut wurden :))