In Thüringen gibt es einen großen Lost Place, der mitten in der Stadt Meiningen liegt und anfangs sogar verlassene Züge beinhaltete – heute ist das verlassene Instandsetzungswerk deutlich verfallen.
Geschichte des DB-Instandsetzungswerks Meiningen
In Meiningen befindet sich eines der letzten großen Instandsetzungswerke Europas, das sich seit über 100 Jahren auf die Arbeit an Dampflokomotiven spezialisiert hat. Ursprünglich wurde das Werk seit 1863 von der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft betrieben, die es als Instandsetzungswerk nutzte. Nach rund 40 Jahren, wurde 1902 unter der Preußischen Staatseisenbahn aus dem Instandsetzungswerk eine „Hauptwerkstätte“. Dort wurden große Ausbesserungen durchgeführt, zu denen Generalüberholungen, Achs- und Radsatzarbeiten und umfangreiche Umbauten zählten.
In der Tenderhalle wurden die Tender, also die Wagen hinter der Dampflok, die Wasser, Kohle und später Öl mitführten, instandgesetzt. In dieser Halle wurden unter anderem Rahmenarbeiten, ebenfalls Radsatzarbeiten und Reparaturen an den Wassertanks vorgenommen.
Der heute noch aktive Teil des Instandsetzungswerks wurde 1910 gebaut und umfasst mehrere Werkstätten, eine eigene Gießerei, eine Berufsschule und eine Kantine, womit es eine große Fläche von rund 140.550m² in Anspruch nahm, auf der anfangs 490 Mitarbeiter arbeiten konnten.
Der Standort wurde in den Folgejahren weiter ausgebaut, mehr Mitarbeiter wurden eingestellt und die Zuständigkeiten erweiterten sich. Später kamen spezielle Züge hinzu, die beispielsweise zur Räumung der Schienen von Schnee genutzt wurden. Auch die Instandsetzung historischer Züge wurde zur Aufgabe des Instandsetzungswerks Meiningen.
Historie des Instandsetzungswerk Meiningen
- 1863 – 1902
Das Instandsetzungswerk wird als Betriebsstätte der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft gegründet
Es führt kleinere Reparaturen und den Unterhalt des Fahrzeugparks der privaten Werra-Bahn durch. - 1902 – 1914
Aus dem Werk wird die Preußische Hauptwerkstätte Meiningen
Das Werk wird aufgewertet und zur „Hauptwerkstätte“, in der größere Instandsetzungen durchgeführt werden. - 1914 – 1949
Das Werk wird nach dem Neubau des Instandsetzungswerks als Hauptwerkstätte Meiningen weitergeführt - 1949 – 1993
Als Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Meiningen wird die Instandhaltung von Dampflokomotiven priorisiert - 1993 – 1997
Mit der Bahnreform und der Zusammenführung von Reichsbahn und Bundesbahn zur Deutschen Bahn AG wurden die meisten RAWs umorganisiert.
RAW Meiningen wird zum Instandsetzungswerk Meiningen - 1997 – heute
Als Dampflokwerk wird der Neubau des Instandsetzungswerks weiterbetrieben, während der ältere Teil langsam verfällt. Es ist auf die Restaurierung und Instandsetzung von Dampflokomotiven spezialisiert.
Verlassene Hallen und Züge
Der Fall der Mauer und die politische Wende änderten die Verkehrs- und Wirtschaftsstrukturen stark. Damit änderte sich auch die Auftragslage des Reichsbahnausbesserungswerks Meiningen, dem Instandsetzungswerk. Ab 1990 wurden Teile des alten Werks, zu denen die große Tenderhalle und diverse Werkstätten gehörten, umstrukturiert und teilweise aufgegeben. Um 1997 wurde das Reichsbahnausbesserungswerk in Dampflokwerk umbenannt und das Werksgelände halbiert. Ein Teil der Hallen steht heute unter Denkmalschutz und darf daher bedingt nicht abgerissen werden.
Die Stadt Meiningen versuchte seit Jahren, das Gelände in neue Planungen einzusetzen und neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln. Dabei waren spezielle Regelungen, die für Bahn-Grundstücke zählten, sowie die Bahn als Eigentümer selbst, häufig eine unüberwindbare Hürde. Auch ein Verkauf von rund 7 Hektar brachliegender Fläche, kam offenbar nicht zustande.
Alte Züge legal anschauen
Seit einigen Jahren wird ein Teil des früheren Werks, der auch das alte Kantinengebäude umfasst, als Ausstellungsfläche genutzt. Die Dampflok Erlebniswelt Meiningen (DEW) dokumentiert seit dem 03.10.2024 die frühere und heutige Arbeit im Instandsetzungswerk Meiningen. Auf 900m² Ausstellungsfläche werden hier alte Technik und die Geschichte der Dampflok gezeigt.
Zu den Exponaten gehören auch diverse Bauteile von Dampflokomotiven, jedoch scheint es bisher keine Pläne für die Ausstellung ganzer Lokomotiven zu geben. Allerdings stehen regelmäßig historische Lokomotiven in den Hallen des benachbarten, weiterhin aktiven Dampflokwerk Meiningen, um dort restauriert zu werden. Das Werk kann über Führungen besichtigt werden und mit etwas Glück stehen zu dieser Zeit sogar historische Züge aus anderen Ländern in den Hallen.