Das Monte Mare Rengsdorf im Westerwald (Rheinland-Pfalz) war über Jahrzehnte ein bekanntes Freizeit- und Wellenbad mit einer weitläufigen Saunalandschaft, doch heute ist das verlassene Schwimmbad ein Lost Place, der irgendwann wiederbelebt werden soll.
Die Entstehung des Wellenbades in Rengsdorf (1974 – 1983)
Die Geschichte beginnt 1974 mit der Eröffnung des „Wellenbads Rengsdorf“, einer modernen Freizeiteinrichtung mit Wellenbecken, Hallenbad, Freibadbereich und Gastronomie. Der Bau kostete rund 18,5 Millionen D-Mark – eine enorme Summe für die kleine Gemeinde mit nur rund 2.200 Einwohnern. Bauherr und Betreiber war die Ortsgemeinde Rengsdorf selbst.
Das ambitionierte Projekt sollte dem Westerwald-Tourismus neue Impulse geben. Doch bereits kurz nach der Eröffnung wurde klar: Die Betriebskosten und Zinslast überforderten den kommunalen Haushalt. In den 1980er-Jahren galt Rengsdorf bundesweit als eine der am höchsten verschuldeten Gemeinden Westdeutschlands.
Privatisierung und Monte Mare Einstieg
Um das Bad zu retten, entschied sich die Gemeinde 1983 zum Verkauf. Käufer war die neu gegründete Monte Mare GmbH, ein junges Unternehmen mit Sitz in Rheinland-Pfalz. Der Kaufpreis: symbolische 1 D-Mark. Die Gemeinde verpflichtete den Betreiber jedoch zu Investitionen in Höhe von 5 Mio. D-Mark und zu einem mindestens 20-jährigen Weiterbetrieb.
Für Monte Mare war Rengsdorf der erste Standort und damit ein Pilotprojekt für das spätere Filialnetz der Marke, die noch zahlreiche Bäder gründen sollte. In den Folgejahren wurde das Bad umgebaut und erweitert:
- Großrutschen (darunter mehrere Turborutschen),
- neues Außenbecken,
- Kindererlebnis-Bereich,
- stetig ausgebaute Saunawelt mit zuletzt 13 Themensaunen
Damit wurde Rengsdorf zum Aushängeschild der Marke und zu einem der ersten privatwirtschaftlich betriebenen Erlebnisbäder Deutschlands. In den besten Jahren kamen bis zu 280.000 Besucher jährlich, auch aus Koblenz, Neuwied, Andernach und dem angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis.
Erster Rückbau: Schließung des Erlebnisbereichs (2008)
Trotz hoher Besucherzahlen wuchs der technische und wirtschaftliche Druck. Die in die Jahre gekommene Infrastruktur verursachte steigende Wartungs- und Instandhaltungskosten. Dazu zählten die großen Pumpen und Anlagen zur Wasseraufbereitung samt Filteranlagen, die Heizung und weitere Gebäudetechnik.
Am 19. Oktober 2008 wurde der Erlebnisbadbereich dauerhaft geschlossen. Monte Mare begründete dies mit dem hohen Sanierungsaufwand, der in keinem Verhältnis zu den wirtschaftlichen Aussichten stand. Die Wasserattraktionen, darunter die markanten Rutschentürme, blieben ungenutzt zurück. Lediglich der Saunabereich wurde weiterbetrieben.
Geplante Erweiterung und politisches Aus (2010–2017)
Nach dem Rückbau des Erlebnisbads versuchte Monte Mare, den Standort neu auszurichten. Ab 2010 liefen interne Planungen für ein umfangreiches Wellnessresort mit Hotel, Ferienwohnungen und Gastronomie auf dem bestehenden Gelände. Ziel war es, das Areal wirtschaftlich wieder tragfähig zu machen und als Ganzjahresdestination zu positionieren.
2017 scheiterten die Pläne jedoch im Gemeinderat von Rengsdorf: Die notwendige Änderung des Bebauungsplans wurde abgelehnt. Monte Mare kritisierte öffentlich das mangelnde Entgegenkommen seitens der Gemeinde. Ohne politische Rückendeckung wurde das Projekt gestoppt, was wirtschaftliche Konsequenzen haben sollte.
Letzter Betriebstag und Stilllegung (2017)
Am 15. Oktober 2017 wurde schließlich auch der Saunabereich geschlossen. Monte Mare gab bekannt, dass der Betrieb ohne Entwicklungsperspektive nicht länger tragbar sei. Seither ist die gesamte Anlage stillgelegt. Die Gebäude stehen leer, Zugänge sind versperrt, die Technik ist außer Betrieb.
Die Monte Mare GmbH ist weiterhin Eigentümerin des Areals. Eine externe Zwischennutzung, etwa für Events, wurde nie umgesetzt.
Lost Place Monte Mare Rengsdorf
Heute ist das ehemalige Monte Mare in Rengsdorf ein Lost Place. Die Architektur der 1970er- und 1980er-Jahre, die Rutschenanlagen und die teils gut erhaltenen Innenräume machen den Lost Place bei Koblenz zu einem beliebten Ziel für Lost-Place-Fotografie. Dennoch ist der Zutritt offiziell untersagt und das Gelände liegt weiterhin im Besitz der Monte Mare Gruppe.
Projekt: Natur- und Aktiv-Resort
Monte Mare verfolgt weiterhin Pläne für eine neue Nutzung. Vorgesehen ist ein Natur- und Aktiv-Resort mit Hotel, Seelodges, Kletterwald, Saunalandschaft, Day-Spa, Gastronomie und künstlichem See. Das Investitionsvolumen wird mit rund 35 Millionen Euro angegeben. Der Baustart war ursprünglich für 2021 geplant, wurde jedoch mehrfach verschoben. Offiziell ist das Projekt nicht eingestellt. Wann der Abriss der alten Anlage beginnt, ist offen.