Zum Schutz des Luftraums um das US-Fliegerhorst Hahn diente die US-Patriot-Stellung Grenderich zehn Jahre lang als Militärbasis zum Start von Patriot-Raketen, bis sie 1990 verlassen und zum Lost Place wurde.
Die Militärbasis Grenderich wurde um 1980 etwa zeitgleich mit der riesigen Raketenbasis Pydna errichtet und zehn Jahre lang als Abschussbasis für MIM-104 Patriot Flugabwehrraketen genutzt. Stationiert war dort die 128th ADA (Air Defence Artillery Brigade).
Eine zweite Stellung, die ebenfalls zum Schutze des Fliegerhorsts errichtet wurde, befand sich auf der anderen Seite der Pydna Basis, auf dem Berg Kandrich, rund 30km entfernt. Auf der Basis waren Deutsche und amerikanische Soldaten stationiert, um die Patriots zu bedienen.
NATO Luftabwehr Stellungen in Deutschland
Ab 1955 begann der Aufbau des europäischen Luftverteidigungsgürtels zur Abwehr von Flugzeugangriffen, indem mit Ausrüstung der USA zahlreiche Stellungen errichtet wurden. Damals konnten Raketen kaum abgewehrt werden, weshalb der Fokus auf feindliche Flugzeuge gelegt wurde. Die NATO konzipierte eine möglichst weit östlich einsetzende Verteidigung, um den Luftraum der Bundesrepublik Deutschland bestmöglich zu schützen. Dazu wurden die weitreichenden stationären Flugabwehrraketensysteme NIKE für feindliche Flugzeuge in großen und mittleren Höhen eingesetzt.
Ende der 1950er Jahre entschied die NATO, einen zweiten, vorgelagerten Luftverteidigungsgürtel zu errichten, bei dem das HAWK System eingesetzt wurde, um auch in tiefen und mittleren Höhen wirken zu können.
Die BRD wurde 1965 durch verschiedene Nationen im Land geschützt. Dabei führte die Deutsche Bundeswehr sechs NIKE und neun HAWK-Bataillone an mehreren Standorten im Land. Weitere Flugabwehrraketen-Truppen in der Bundesrepublik Deutschland wurden von den USA, Frankreich, Belgien und den Niederlanden geführt.
Die meisten der 15 deutschen Stellungen (NIKE und HAWK) lagen in Norddeutschland. In Schleswig-Holstein gab es zwei HAWK-Bataillone, in Niedersachsen vier sowie drei NIKE-Bataillone. Nordrhein-Westfalen und Hessen hatten zusammen drei NIKE-Bataillone und ein HAWK-Bataillon, während es in Bayern waren zwei weitere HAWK-Bataillone gab.
Patriot-Stellung Grenderich löst NIKE ab
Die neu gebauten Patriot-Basen, wie auch in Grenderich, sollten damals die verbreiteten Nike-Stellungen ablösen. Das neue Patriot-System war ein hochleistungsfähiges Flugabwehrraketensystem mit hoher Feuerkraft, das bis zu fünf Ziele gleichzeitig bekämpfen konnte (statt einem bei NIKE). Die Bezeichnung „Patriot“ stand für Phased Array Tracking Radar to Intercept On Target. Das US-amerikanische Flugabwehrraketenprogramm wurde in ganz Westdeutschland und in anderen Ländern eingesetzt. Die MIM-104A Version konnte Ziele in maximal 70 km Entfernung in Höhe von maximal 24.240 m bekämpfen.
Für die Umrüstung erwarb die Bundesrepublik Deutschland zwölf Feuereinheiten und erhielt einige weitere Feuereinheiten von den Amerikanern, die allesamt von deutschen Soldaten bemannt wurden. Umgekehrt stellte Deutschland 27 Roland-FlaRak Systeme für amerikanische Flugplätze in der Bundesrepublik zur Verfügung. Während die Patriots für anfliegende Objekte in mittleren und großen Höhen geeignet waren, wurde das Roland System für eher tief fliegende Ziele verwendet, sodass sich die beiden Systeme ergänzten. Insgesamt kostete das große Rüstungsprojekt die beiden militärischen Vertragspartner jeweils rund sechs Milliarden Mark.
Die große Raketenbasis Pydna wird heute größtenteils von der Bundeswehr zur Ausbildung im Telekommunikationsbereich verwendet und dient gelegentlich als Festivalgelände des Nature One. Die FlaRak-Basis Grenderich ist ein Lost Place, nebenan wurde eine große Solaranlage errichtet.