Die verlassene Kaserne am Röblinsee wurde erst 1994 aufgegeben, wobei etliche Gebäude, Reparaturhallen für Panzer und zahlreiche Villen mit der Kaserne zurückgelassen wurden.
In der Stadt Fürstenberg/Havel im Norden Brandenburgs befindet sich eine große verlassene Kaserne – und das direkt am Röblinsee. Das Areal wurde Jahrzehnte lang militärisch genutzt – zunächst durch das Deutsche Reich, später durch die Rote Armee. Seit 1994 ist sie verlassen und Teile des Geländes sind als Lost Place weiterhin ungenutzt und verschwinden langsam in der Natur.
Die Anfänge: Villenkolonie Röblinsee (1900 -1945)
Noch bevor die militärische Nutzung begann, war das Gebiet rund um den Röblinsee ein Rückzugsort für wohlhabende Berliner. Ab etwa 1900 entstand hier eine exklusive Villensiedlung mit Blick auf den See. Im Jahr 1911 eröffnete ein Erholungsheim für Berliner Beamte, das den Grundstein für die spätere „Röblinseesiedlung“ legte.
Bis in die 1930er-Jahre gab es hier über hundert Villen, einige Pensionen und Gärten mit direktem Zugang zum Wasser, die zunächst rein privat genutzt wurden. Während der NS-Zeit änderte sich die Situation am Röblinsee. So nutzten Angehörige der Schutzstaffel (SS) einige der Villen. Die Nähe zum KZ Ravensbrück – nur wenige Kilometer entfernt – spielte hierbei eine Rolle: Hochrangige SS-Wachleute wohnten direkt am See, während die Gefangenen unter menschenverachtenden Umständen in dem Lager leiden mussten.
Sowjetische Kasernenanlage in Fürstenberg: Nutzung durch die Rote Armee (1945 – 1994)
Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Mai 1945 übernahm die sowjetische Militärführung große Teile Fürstenbergs. Besonders das Areal am Röblinsee wurde zum militärischen Hauptquartier der 2. Gardepanzerarmee der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). So waren bis zu 30.000 Soldaten in und um Fürstenberg stationiert, während die Stadt damals weniger als 10.000 Einwohner hatte.
Gebäude und Infrastruktur der verlassene Kaserne Fürstenberg/Havel
Die sowjetischen Truppen bauten zahlreiche Kasernen, Wohnblocks, Lagerhallen und Versorgungsgebäude. Eines der markantesten Bauwerke war das Offizierskasino am Seeufer, auch bekannt als „Haus der Offiziere“. Dieses große, repräsentative Gebäude entstand unmittelbar nach Kriegsende (vermutlich 1945/46) und diente als Kantine, Kulturhaus und Versammlungsort für Offiziere in der Liegenschaft.
Weitere sowjetische Wohnblöcke wurden errichtet, teils auf den Fundamenten älterer Gebäude, teils als Plattenbauten. Die ehemals privat genutzten Villen am See wurden zum Teil beschlagnahmt und von sowjetischen Kommandanten bewohnt. Wachtürme, Militärpolizei und Absperrungen sorgten dafür, dass das Kasernengelände für deutsche Zivilisten vollständig unzugänglich wurde.
Der Truppenübungsplatz am Schumachersee – Militärisches Sperrgebiet
Südlich des Röblinsees, in unmittelbarer Nähe zum kleineren Schumachersee, befand sich ein militärisches Übungsgelände. Satellitenbilder und noch heute sichtbare Bodenstrukturen lassen auf eine ehemalige Schießbahn oder einen Exerzierplatz schließen.
Auf dem Gelände finden sich bis heute Reste militärischer Nutzung:
- Betonfundamente
- ehemalige Wachposten
- verrostete Zäune
- Geländevertiefungen und Kiesflächen
Die Röblinseesiedlung nach 1994: Rückgabe, Leerstand, Sanierung
Mit dem vollständigen Truppenabzug 1993/94 kehrte das Kasernengelände am Röblinsee in deutsche Verwaltung zurück. In der Folge wurden viele Flächen an die ursprünglichen Eigentümer oder deren Erben zurückgegeben. Doch nach jahrzehntelangem Leerstand waren zahlreiche Gebäude in desolatem Zustand.
Rückbau und Neuanfang der verlassene Kaserne-Fürstenberg/Havel
In den frühen 2000er-Jahren wurde ein Großteil der sowjetischen Wohnblocks und Kasernenbauten abgerissen, doch einige Gebäude, wie auch das Offizierskasino, blieben bestehen. Ihre aufwendig verzierten Fassaden machen sie heute zu beliebten Fotomotiven. Zudem wurden die meisten Villen entlang der Uferstraße renoviert und neu bezogen.
Dennoch ist bis heute ein großer Teil des Areals der verlassenen Kaserne Fürstenberg/Havel unbebaut und verwildert. Einzelne Villen sind noch immer unbewohnt und von Efeu und Gestrüpp überwuchert.
Insbesondere das Instandsetzungsareal der verlassenen Kaserne scheint noch keine neuen Verwendungspläne zu haben. Dort wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Faserstoff-Fabrik seit den 1920er Jahren ein Instandsetzungswerk zur Wartung und Reparatur russischer Panzer eingerichtet.
Die Kaserne am Röblinsee – das ist übrig
Die ehemalige Kaserne in Fürstenberg am Röblinsee ist ein historischer Ort aus Ostdeutschland, der heute nur teils neu verwendet wird. Das Gelände hat die Zeit der preußisch-bürgerlichen Villenkolonie über die sowjetische Militärmacht bis hin zur erneuten privaten Nachnutzung durchgemacht. Noch immer stehen einige Gebäude aus der damaligen Zeit verlassen in den Wäldern am Röblinsee. Wer sich für verlassene Orte in Brandenburg, für Militärgeschichte der DDR oder für Lost Places mit sowjetischem Hintergrund interessiert, findet hier echte historische Gebäude, die noch bestehen.
Verlassene Villen in der Militärsiedlung
In den Villen aus den 1920er- und 1930er-Jahren wohnten zu DDR-Zeiten die Offiziere einer sowjetischen Panzerarmee mit ihren Angehörigen. Ein Großteil der insgesamt 140 Villen wurde saniert und neu bezogen, doch einige der Gebäude stehen nach wie vor in den Wäldern am See und sind verlassen. Auch eine Lenin-Statue ist noch erhalten und kann offiziell besichtigt werden.