Spaßbad Basso ist ein verlassenes Schwimmbad und war das erste seiner Art, das in den neuen Bundesländern in Bad Schmiedeberg eröffnet wurde. Seiner Zeit war das Lost Place Erlebnisbad eine echte Attraktion in der Gegend Leipzig und Berlin und zog zahlreiche Besucher an.
Entstehung und Untergang des ersten Spaßbades
Vor 30 Jahren wurde das erste Spaßbad in den damals neuen Bundesländern in Bad Schmiedeberg eröffnet. Zu den neuen Bundesländern gehörten Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie wurden mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 aus den 14 DDR-Bezirken gebildet.
Bau und Eröffnung
Basso in Bad Schmiedeberg, das zwischen Leipzig und Berlin liegt, zählt zu Sachsen-Anhalt.
Errichtet wurde das heute verlassene Schwimmbad Anfang der 90er Jahre mit geplanten Baukosten in Höhe von rund 18 Millionen Mark. Tatsächlich kostete der Bau etwa 36 Millionen Mark.
Dabei zeichnete das Bad eine außergewöhnliche und auffällige Architektur mit einer großen Glaskuppel aus. „Bad Schmiedeberger SchwimmOase“ war der Name, der sich hinter dem Kurznamen „Basso“ verbarg.
Früher Erfolg und viele Besucher in Bad Schmiedeberg
Schnell sprach sich in der Region die Eröffnung des ersten Spaßbades herum. Durch seine optimale Lage in der eher ländlichen Stadt Bad Schmiedeberg, die genau zwischen Berlin, Dresden und Leipzig liegt, kamen viele Besucher in das Schwimmbad.
In den ersten Jahren bildeten sich riesige Menschenschlangen, weil jeder in der Region die neue Attraktion erleben wolllte.
Dabei bot die verlassene Freizeitanlage genügend Platz für mehrere Tausend Besucher auf über 18.000 Quadratmetern Fläche. Doch leider hielt die Hochphase des Erlebnisbades nicht lange an. Das Bad wurde schnell unrentabel und der städtische Betreiber beeilte sich 2001, das Bad weiterzuverkaufen.
Neue Führung aber kein Erfolg im Basso
Unter privater Führung lief es allerdings nicht besser und so steht das Spaßbad Ende 2003 vor der Insolvenz. Bereits mehrere Monate lang konnten Rechnungen, unter anderem für den Stromanbieter, nicht mehr gezahlt werden. Es standen Schulden in Höhe von über 104.000 Euro aus.
Erst kurz zuvor begrüßte man im Bad den 2,5-millionsten Besucher, doch der Ansturm war über die Zeit einfach zurückgegangen. Jährlich zog es nur noch knapp 100.000 Menschen nach Bad Schmiedeberg. Die schwindenden Besucher brachten der Anlage nach und nach weniger Umsatz und die 14 Mitarbeiter der einst beliebten Attraktion mussten langsam um ihre Jobs fürchten.
Kurze Zeit später konnte der Betreiber keine Gehälter mehr bezahlen, da mittlerweile Rechnungen von vor über einem Jahr ausstanden. Doch die meisten Mitarbeiter hatten noch Hoffnung, dass die Anlage wieder aufleben könnte.
Diese Hoffnung schwand, als der Energieversorger „enviaM“ am 16. Dezember 2003 schließlich den Strom für das Basso abstellte. Das Schwimmbad stand nun still.
Bereits einen Tag später wurde der Pachtvertrag des Grundstücks gekündigt.
Die Konsequenzen bekommt auch der Freizeitpark neben der Anlage zu spüren.
Dort ist der Imbiss und Partyservice Gersching ansässig. Neben Catering-Service für Veranstaltungen bietet der Betrieb auch Essen auf Rädern an und versorgt Firmen, Kindergärten und Schulen mit warmen Mahlzeiten. Dabei ist er sogar sehr erfolgreich, sodass Gersching rund 30.000 Essens-Portionen zwischen August und Dezember 2003 verkaufte. Doch der Hauptabnehmer für die Mahlzeiten waren die Besucher des Spaßbades. Die im Restaurant Basso angebotenen Speisen stammten größtenteils direkt von Gersching.
Da Gersching jedoch getrennt von Basso wirtschaftete, schränkten die Stromabschaltungen den weiteren Catering Betrieb komplett ein. Das Technische-Hilfswerk stellte darauhin kurzerhand ein Notstromaggregat zur Verfügung. Somit konnte der Imbiss weiterhin in dem Areal arbeiten, in dem alles andere stillstand.
Hoffnung für das Erlebnisbad
Der Eigentümer, der weiterhin an das Projekt glaubte, bot zuletzt sogar an, selbst in den Versorgungsvertrag mit dem Energieversorger einzusteigen. Er plante, die Schulden bis spätestens Anfang Februar 2004 aus seinem privaten Vermögen zu begleichen. Doch der Energiebetreiber hatte genug und widersprach einer erneuten Fristverschiebung. So verlor auch der letzte aktive Teil des Basso Areals seine Aktivität.
Doch der Betreiber gab nicht auf. Er war sich sicher, mit den rund 18.000 Buchungen für Übernachtungen in der Freizeitanlage im Jahr 2004, das Basso wieder aufleben lassen zu können. Bis dahin stellte die Eisenmoorbad-Kur-GmbH in Bad Schmiedeberg einen kostenlosen Shuttleservice in ihr 18 Kilometer entferntes Heide-Spa in Bad Düben für die ehemaligen Kurgäste bereit.
Wiedereröffnung des Basso
Ende Januar 2004 machte sich die Hoffnung dann bezahlt – zumindest für den Energieversorger.
Sieben Wochen nach der Stromabschaltung wurden Schwimmbad und Ferienpark wieder mit Strom versorgt. Der Betreiber konnte sich vor dem Dessauer Landgericht mit dem Stromversorger „enviaM“ auf eine kleine Rückzahlung der Schulden in Höhe von 50.000 Euro einigen. Mit privaten Förderungen erhielten die Mitarbeiter der insolventen Betreibergesellschaft „Sport-Jugend-Freizeit“ (SJF) ihre ausstehenden Gehälter und konnten weiterbeschäftigt werden.
Durch die zwangsweise Schließung sei dem Bad ein Schaden in Höhe von 50.000 Euro entstanden.
Außerdem würde das Bad ohne Investitionen und Förderungen nicht lange durchhalten, da es kein lohnendes Renditeobjekt mehr sei.
So plante man, das Bad gemeinsam mit dem angrenzenden Ferienpark zu vermarkten, der eine Kapazität von 650 Betten hatte. Man wolllte Kombi-Angebote schaffen, die mehr Umsatz erzielen sollten.
Außerdem wurde an energiesparenden Investitionen gearbeitet, die auf Dauer die Betriebskosten senken sollten. Diese waren besonders zur Zeit der Wiedereröffnung im Winter sehr hoch, da selbst im Außenbereich eine Wassertemperatur von 28 Grad herrschte.
Die Wiedereröffnung traf auf große Freude bei den Badegästen und so konnte der Betreiber das Bad mit einigen Investitionen tatsächlich wieder aufleben lassen. Doch es waren weiterhin große technische Ausbesserungen notwendig.
Trockenlegung des Schwimmbads
Bis 2005 führte der Betreiber das Bad wieder relativ erfolgreich. Die gemeinsame Vermarktung mit dem Ferienpark war ein voller Erfolg und die Besucherzahlen waren ausreichend, jedoch erneut langsam stagnierend. Bis 2006 ging es erneut bergab für das mittlerweile 13 Jahre alte Schwimmbad.
Durch größere Ausgaben in Erneuerungen und durch fehlende Einnahmen, standen wieder Rechnungen bei den Energieversorgern aus. Diese würden dieses mal keinen großen Prozess aus der Sache machen, sollten keine Zahlungen eintreffen.
Öffentliche Gelder oder private Investitionen blieben aus und auch weitere private Rettungsversuche des Betreibers waren nur eine Verzögerung der Abschaltung.
Eine temporäre Schließung des Außenbereichs, der besonders energiebedürftig war, wurde beschloßen. Diese Schließung musste kurze Zeit später jedoch auf das gesamte Bad bezogen werden, da der Betrieb weiterhin zu kostspielig war. Das Schwimmbad wurde trockengelegt.
Ein letzter Wiederbelebungsversuch
In dieser Zeit sammelte der Betreiber mit neuen Konzepten und Vorstellungen einige wenige Investitionen von Unternehmen ein und investierte zudem weiteres privates Geld. So konnte das Basso tatsächlich 2008 wieder eröffnen.
Doch die neuen Strategien mit großen Tarifen für Bad und Freizeitpark fanden keinen Anklang. Die Besucher gingen lieber in das modernere Schwimmbad in Bad Düben, das gerade mal 15 Kilometer entfernt lag. Die Anlage war einfach nicht profitabel und stand erneut vor der Insolvenz.
Es gab Verhandlungen über einen Verkauf an einen anderen Schwimmbadbetrieb, der allerdings schnell das Interesse an der investitionsbedürftigen Anlage verlor. So wurde die Bad Schmiedeberger SchwimmOase 2009 endgültig geschlossen.
Seit Anfang 2011 gehört das Grundstück einem Reiner Auerbach, über den nicht sonderlich viel bekannt ist. Unter ihm verfällt das gesamte Gelände nach und nach.
Bis 2018 mussten laufende Kredite für das Bad, die zuvor von der Stadt aufgenommen wurden, abbezahlt werden. Seit es verlassen ist, nehmen Vandalismus und Verwitterung immer schlimmere Formen an.
Viele ehemalige Besucher bedauern die Schließung des einst prachtvollen Bades in Sachsen-Anhalt. Sie berichten von schönen Zeiten und tollen Erinnerungen in der Anlage.
Ausstattung des Erlebnisbades
Ähnlich wie bei demm verlassenen Schwimmmbad Bergische Sonne, fiel Sonnenlicht durch eine große Glas- und Folienkuppel in das geschlossene Bad. Die Kuppel von Basso war ein markantes Erkennungsmerkmal der Anlage.
Darunter befanden sich mehrere Badeanlagen, die unter anderem einen Strömungskanal, mehrere Whirlpools und Kleinkinderbereiche enthielten. Um den Spaßbereich waren etliche Liegen aufgestellt, die bis auf eine darüberliegende Empore reichten und sich auch im äußeren Bereich wiederfanden.
Insgesamt gab es im Bad eine Wasserfläche von rund 850m² zu der auch die zwei beheizten Außenbecken gehörten.
Neben den Schwimmbecken boten eine 80 Meter lange Wasserrutsche, diverse Wassersprudler und Whirlpools ein breites Angebot für alle Badebesucher. Kinder konnten in einem Kinderbereich mit Kleinrutschen und einem Segelschiff ihre Zeit verbringen.
Doch neben dem umfangreichen Badeangebot gab es auch einen Wellness- und Erholungsbereich in der Anlage. Dazu gehörten ein Dampfbad, eine Blockhaussauna und mehrere kleinere Saunen sowie ein Massagebereich.
Wie in vielen Schwimmbädern, war auch hier ein Restaurant zu finden, das von den Betreibern geführt wurde. Badegäste konnten sich hier verpflegen und ihren Aufenthalt genießen.
Heute ist der Ort völlig verwüstet und zerstört. So gut wie jede Wand ist beschmiert und kaum eine Deckenplatte hängt noch an ihrem ursprünglichen Ort. Auf den Bildern sieht man den Vergleich von 2007 bis 2013 und es ist deutlich erkennbar, wie verwachsen das Gelände bereits nach 6 Jahren war.
Quellen: stadtgui, Leipziger Volkszeitung, Mitteldeutsche Zeitung