In Dresden Niedersedlitzer steht an einer Hauptstraße die riesige Malzfabrik Gebrüder Pick, die auch als Malzfabrik Niedersedlitz bekannt ist und in der Region zu den größten Schandflecken Dresdens gehört. Früher produzierte die riesige Fabrik für rund 100 Jahre Braumalz für Dresdner Bierbrauereien.
Erbauung und Geschichte
Die riesige Malzfabrik wurde zwischen 1873 und 1875 erbaut. Im Jahre 1889 erwarben die Gebrüder Pick das Gelände und machten es zum Sitz ihrer Aktiengesellschaft. Das Braumalz ließen sie per Schiff bis Kleinzschachwitz und von dort zur Malzfabrik liefern. Später machte der Anschluss der Fabrik an das Schienennetz die Lieferung einfacher. Die Fabrik zählte schon damals zu den modernsten Fabriken ihrer Art in ganz Sachsen. Umsatz und Erfolg waren enorm, weil der Bedarf an Braumalz in Dresden vor dem 1. Weltkrieg groß war. Die Mälzerei der Brüder Pick soll zeitweise sogar die größte Mälzerei im Reich gewesen sein und zählte somit zu den größten Arbeitgebern Dresdens.
Modernisierung der Malzfabrik
1915 erfolgte die erste große Modernisierung der Fabrik, bei der unter anderem neue Gebäude gebaut wurden. Der Betrieb konnte seinen Umsatz erneut steigern, indem die Produktion hochgefahren wurde. Um diverse Fahrzeuge unterbringen zu können, wurden 1924 auch zahlreiche Garagen gebaut. Das Geschäft entwickelte sich prächtig. Für das Geschäftsjahr 1926/1927 wurde ein Reingewinn von 357.525,78 Reichsmark erzielt und im darauf folgenden Geschäftsjahr sogar mehr als 403.000 Reichsmark. Doch der Betrieb litt auch unter dem NS-Regime, da 1938 die jüdischen Inhaber Carl und Hans Pick – als Erben der Unternehmensgründer Adolf und Moritz Pick – enteignet wurden. So wurde aus der Malzfabrik Niedersedlitz K.G. Gebrüder Pick die Malzfabrik Niedersedlitz AG. 02.08.1938.
Die mit der Durchführung der Gründung der Aktiengesellschaft beauftragte Hamburger Vereinsbank hatte 1938 versucht, Unternehmensanteile (in Form von Aktien) an die Unternehmensgruppe Dr. Oetker zu verkaufen, die jedoch nicht interessiert war.
Kommerzienrat Franz Pick (ebenfalls einer der Mitbegründer des Unternehmens) starb 1932. Seine Witwe, Elisabeth Pick nahm sich am 27. Januar 1942 im Alter von 71 Jahren das Leben, nachdem sie den Deportationsbefehl nach Theresienstadt erhalten hatte.
Nach 1945 wurde die Malzfabrik um 1949, zu Zeiten der DDR, verstaatlicht und zum VEB Malzwerke Dresden, der zum Volkseigenen Getränkekombinat Dresden gehörte. Eine zweite Erweiterung des Geländes erfolgte 1956, womit die Fabrik auf eine Größe von etwa 10.000m² anwuchs. Die größten Gebäude auf dem Gelände waren zu dieser Zeit das Kesselhaus und die Maschinenhalle. Es war zugleich die letzte Erweiterung des Geländes.
Nach der Wende beschloss die Treuhandanstalt Berlin im September 1990, die Mälzerei zu liquidieren. Seit Einstellung der Produktion 1991 steht der Betrieb still und es wurden immer wieder Pläne zur weiteren Verwendung vorgestellt.
Heutiger Zustand der Fabrik in Dresden
Für 2017 war geplant, die Industriebrache in eine Wohnanlage mit Eigentumswohnungen zu verwandeln. Es wurde an Konzepten entwickelt, die Wohnungen in Einklang mit den alten Mauern der Gebäude zu bringen, da diese unter Denkmalschutz stehen.
Die ehemalige Malzfabrik Niedersedlitz war in letzter Zeit regelmäßig Thema in den Medien, doch nicht, weil es Neuerungen für das Gelände gibt, sondern weil die verlassene Fabrik ständig in Brand steht. Jüngst wurde bekanntgegeben, dass ein Teil des Lost Places im Bereich der Reisstraße aus Sicherheitsgründen abgerissen werden soll. Das ist auch auf einen Brand am 12.11.2020 zurückzuführen, nach welchem das Bauaufsichtsamt festlegte, die Gefahrenlage, welche von dem Gelände ausging, zu beseitigen. Damals habe der Eigentümer seine Verantwortung zur Sicherung der Ruine nicht wahrgenommen, was das Bauaufsichtsamt zur Erlassung einer förmlichen Anordnung zur Beseitigung der Gefahrenlage bewegte. Der Eigentümer habe inzwischen die Absicht, den Komplex mit neuen Büros und Wohnungen auszustatten und dabei die Fassade des Gebäudes beizubehalten.
https://www.radiodresden.de/beitrag/was-passiert-mit-der-malzfabrik-in-nidersedlitz-857428
https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2021/04/pm_068.php