Das Elisabeth Sanatorium in Potsdam Güterfelde ist ein Lost Place, der heute zu den bekanntesten und mysteriösesten Orten in der Region Berlin-Brandenburg zählt. Heute ist die große Klinik bei Berlin längst verlassen und das große Sanatorium zwischen Stahnsdorf und Babelsberg wartet auf seine Neuverwendung.
Zu der Klinik gehörten ein großes Hauptgebäude, mehrere Nebengebäude und ein Park. Auf dem Gelände waren sowohl Patienten als auch Mitarbeiter und Ärzte untergebracht.
Die Geschichte von Sanatorium Elisabeth
Errichtet wurde das Sanatorium zwischen 1912 und 1914 unter dem Namen „Sanatorium Freymuth bei Neubabelsberg“. Die Gründer stammten aus der jüdischen Familie Freimuth, die nach der Machtergreifung durch die NS aus Deutschland fliehen mussten. Das Sanatorium bestand jedoch weiterhin und wurde durch neuues Personal weitergeführt.
Erst 1952 wurde unter anderem aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Lungenheilanstalten eine Heilstätte für Haut- und Lymphdrüsentuberkulose eingerichtet. Damit war das Elisabeth Sanatorium eine der ersten Heilstätten dieser Art in der DDR.
1967 erfolgte eine weitere Umfunktionierung zur Hautklinik des Bezirkskrankenhauses Potsdam. Bis zur Aufgabe des ehemaligen Sanatoriums im Jahre 1994 diente die alte Klinik dieser Aufgabe. Das Ende des ehemaligen Elisabeth Sanatoriums kam mit der Verlegung der Hautklinik in den Hauptsitz des Klinikums in der Charlottenstraße in Potsdam. Man übertrug die alte Klinik wieder an die Familie Freimuth an eine Erbin in den USA und stellte das Gebäude im Jahr 2005 unter Denkmalschutz.
Eine verlassene Heilstätte für Tuberkulose
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Tuberkulose in vielen Ländern eine der häufigsten Todesursachen. Die Behandlungsmöglichkeiten waren begrenzt und die Patienten wurden zur speziellen Behandlung in Sanatorien untergebracht. Aufgrund der starken Nachfrage an Behandlungsplätzen entstanden in dieser Zeit sehr viele Sanatorien, auch in Deutschland.
Die Behandlung basierte auf Ruhe, frischer Luft und Sonnenlicht, was der Grund ist, weshalb viele Sanatorien in ländlichen Gegenden oder in den Bergen gebaut wurden.
Ab den 1940er Jahren gab es einige wichtige Fortschritte in der medikamentösen Behandlung von Tuberkulose. Die Einführung von Antibiotika hat dazu beigetragen, dass Tuberkulose in vielen Ländern deutlich seltener wurde und in vielen Fällen geheilt werden konnte. Die medikamentöse Therapie wurde ergänzt durch chirurgische Eingriffe, bei denen betroffene Lungenabschnitte entfernt wurden. Folglich wurden die meisten Sanatorien umgerüstet, um diese Praktiken mitabzudecken und es wurde mehr medizinisches Personal eingestellt. Außerdem wurden die meisten Kliniken um weitere medizinische Bereiche erweitert, in denen derartige Operationen gut durchgeführt werden konnten.
Medizinischer Fortschritt: Das Ende der Sanatorien
In den 1960er Jahren wurden schließlich Kombinationstherapien entwickelt, bei denen mehrere Antibiotika gleichzeitig eingesetzt wurden. Diese Kombinationstherapien führten zu noch höheren Heilungsraten und haben dazu beigetragen, dass Tuberkulose in vielen Ländern weitgehend unter Kontrolle gebracht werden konnte. Damit verloren die Sanatorien in den meisten Ländern größtenteils an Bedeutung und wurden in den folgenden Jahren geschloßen. So wurden in vielen länndlichen Gegenden teilweise sehr große Lungenheilanstalten, wie auch in Potsdam, zurückgelassen.
Neues Leben im alten Sanatorium: Mehrgenerationen Campus Potsdam
Die „Projekt Potsdamer Damm 1 GmbH“ setzt auf dem Gelände des verlassenen Klinikums einen Plan für ein Pflege- und Wohnzentrum um. Auf ihrer Webseite beschreibt die Firma das Gelännde als „[…] zentralen, charakterbildenden Bestandteil […] (ihres) Gesamtkonzeptes“. Sie wolle „[…] das Alte erhalten und zukunftsfähig modernisieren.“ und stellt dies auch als Motto des Projektes vor.
Der seit 2005 bestehende Denkmalschutz solle dabei aufgegriffen und mit aktuellen Anforderungen und unter Nachhaltigkeitsaspekten ein Bestandteil des Projektes sein.
Mit dem Mehrgenerationen-Campus sollen auf dem Gelände des Elisabeth Sanatoriums und auf einer im Landschaftsschutzgebiet „Parforceheide“ gelegenen Fläche drei neue Häuser sowie eine eine acht Meter hohen Lärmschutzwand gegen Lärm der nahen L 40 gebaut werden.
Schutz und unerlaubtes Betreten der alten Klinik Potsdam
Um die Gebäude für die Pläne des Wohn- und Pflegezentrums zu schützen und den Denkmalschutz umzusetzen, wurde das Gelände mit einem Drahtzaun gesichert. Dieser wurde in der Vergangenheit regelmäßig geflickt, da manche unerlaubte Besucher ihn beschädigt hatten, um so auf das Gelände zu gelangen. Als Folge wurden zusätzlich größere Mengen Stacheldraht an den Zäunen platziert und die Anwohner der nahegelegenen Wohnsiedlung sind ebenfalls wachsamer geworden.
Aus Respekt vor der Neuverwendung und den Inhabern sollte der Versuch der Abriegelung angenommen werden. Wir raten vom unerlaubten Aufsuchen ab. Stattdessen lässt die „Projekt Potsdamer Damm 1 GmbH“ auf ihrer Webseite eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme offen, die genutzt werden kann. Auch auf anderen Medien wie Google Maps weist die Firma darauf hin, dass „[…] das alte Sanatorium auf keinen Fall mehr besichtigt werden […]“ dürfe, da höchste Verletzungsgefahr bestehe.
Gruselgeschichten und Legenden des alten Sanatoriums
Das Elisabeth Sanatorium hat im Laufe der Zeit zahlreiche Geschichten und Legenden hervorgebracht, die zu seiner Mystik beigetragen haben. Eine der bekanntesten Geschichten handelt von einem ehemaligen Patienten, der aus dem Sanatorium entlassen wurde, aber nach seiner Rückkehr in die Gesellschaft von Schuldgefühlen geplagt wurde. Er soll schließlich zurückgekehrt sein und sich in einem der Zimmer im Sanatorium das Leben genommen haben. Seitdem soll sein Geist im Sanatorium umgehen und von einigen Besuchern wahrgenommen worden sein.
Eine weitere Legende besagt, dass im Sanatorium während des Zweiten Weltkriegs Naziforschung an Patienten durchgeführt wurde. Es soll sogar eine Verbindung zu den Experiments des KZ-Arztes Josef Mengele bestehen. Diese Geschichte ist jedoch umstritten und konnte bislang (ebenfalls) nicht belegt werden.
Einige Besucher berichten von unheimlichen Geräuschen und Schatten, die sich im Inneren des Sanatoriums bewegen. Andere haben angeblich Geistererscheinungen und seltsame Lichtphänomene beobachtet. Sie erzählen von Experimenten, die in der Klinik an Patienten durchgeführt worden sein sollen, die zu tragischen Ereignissen führten. Ob diese Geschichten wahr sind oder nicht, ist schwer zu sagen, doch sie tragen zur Faszination des Ortes bei.
Insgesamt ist das Elisabeth Sanatorium in Potsdam ein faszinierender Lost Place, der nicht nur eine unheimliche Atmosphäre verbreitet, sondern auch eine Geschichte erzählt. Ob man nun an Geistergeschichten interessiert ist oder einfach nur eine Vorliebe für vergangene Zeiten hat, das Sanatorium bietet auf jeden Fall eine spannende Entdeckungsreise. Allerdings sollten dabei immer die Sicherheit und die Wünsche der Besitzer beachtet und respektiert werden.
Zusammenfassung
Heute ist das Sanatorium ein Lost Place, der zahlreiche Geisterjäger, Fotografen und Abenteurer aus der Region anzieht. Der Eingang des Gebäudes ist zugemauert und das Betreten ist offiziell verboten, dennoch finden immer wieder unerlaubte Besuche statt. Es begeben sich viele Urbexer dort auf Spurensuche nach den Geheimnissen und Geschichten, die das Gebäude birgt. In der regionalen Urbex Szene ist es ein bekannter Lost Place.
Das Elisabeth Sanatorium war zu seiner Zeit ein wichtiger Teil der medizinischen Versorgung in der Region und viele Menschen verdanken ihm ihre Genesung. Heute erinnern die verwitterten Wände, die leeren Flure und die heruntergekommenen Zimmer an eine alte Zeit und an die Entwicklung der Medizin voller Leid, Hoffnung und Fortschritt.
Trotz des Verfalls und der Geheimnisse, die das Sanatorium umgeben, gibt es Bestrebungen, das Gebäude zu restaurieren und in ein neues Zentrum für gemeinsames Wohnen umzuwandeln. Ein solches Projekt würde nicht nur den Verlust eines wichtigen kulturhistorischen Erbes verhindern, sondern auch einen Beitrag zur Pflege und Gemeinsamkeit in der Stadt leisten.
Quellen: pd1.info, bldam-brandenburg.de, tagesspiegel, potsdam-wiki.de, Fabian Eberle, Kim Bernards