Das ehemalige Kraftwerk Vockerode, das auch als Kraftwerk Elbe bekannt war, ist ein verlassenes Braunkohlekraftwerk, das später auch mit Gasturbinen arbeitete. Es befindet sich im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt und ist seit 1994 stillgelegt.
Entstehung und Geschichte des Kraftwerks Vockerode
Energiegewinnung aus Braunkohle war die ursprüngliche Aufgabe des Kraftwerks Vockerode, das 1937 errichtet wurde. Es war mit sechs Turbinen mit je 35 Megawatt Leistung ausgestattet, die in der großen Kraftwerkshalle untergebracht waren.
Die Anlagen wurden dann im Jahre 1945 als Reparationszahlung demontiert und von der Sowjetunion beschlagnahmt. Bald darauf, zwischen 1953 und 1959, wurde das Kraftwerk wieder aufgebaut und mit einem neuen Werksteil erweitert, der mit 12 Turbinen jeweils 32 Megawatt Leistung liefern konnte. Der Teil wurde am 10. Oktober 1954 in Betrieb genommen. Vier identische 140 Meter hohe Schornsteine prägten den Kraftwerksstandort.
Um die entstehende Wärme des Kraftwerks weiterzuverwenden, gab es ab 1972 ein rund 64 Hektar großes Gewächshaus, das mit Abwärme des Kraftwerks beheizt wurde. Auch Fernwärme für die Region wurde später aus dem Kraftwerk bezogen.
Flugzeug Unfall mit einem Schornstein in Vockerode
Vier Schornsteine, die zu dem Kraftwerk gehörten, waren ein prägendes Bild für Vockerode.
Doch sie waren nicht immer gut zu sehen.
Einen der Schornsteine streifte im Jahre 1960 ein Militärflugzeug der NVA.
Nachdem es gestartet war, entschied sich der Pilot trotz stark beeinträchtigter Sicht unterhalb der Wolkendecke zu fliegen. Durch die schlechte Sicht stieß die Maschine mit der rechten Tragfläche gegen den ersten Schornstein und fiel auf dem Kraftwerksgelände zu Boden.
Alle Insassen sowie ein Arbeiter des Kraftwerks starben dabei.
Zur Erinnerung an den Unfall stellte man einen Flugzeugmotor des Maschinentyps in der Kraftwerkshalle aus.
Errichtung des Gaskraftwerks Elbe
Im Jahr 1971 wurde südlich des Kraftwerks ein Gasturbinen-Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 162 Megawatt installiert. Es konnte dazugeschaltet werden, wenn die Leistung des Braunkohlekraftwerks nicht mehr ausreichte, um die Region mit Strom zu versorgen.
So sieht das Kraftwerk Vockerode heute aus
Nach fast 60 Jahren Kraftwerksbetrieb blieben die hohen Türme und die Hallen nach der Schließung 1994 auf dem Gelände zurück.
Sieben Jahre später wurden die vier Türme gesprengt, um Unfällen durch Witterung vorzubeugen.
Neues Leben im verlassenen Kraftwerk
Eine alte Stromrichterhalle wurde zu einem Werkstattgebäude umgebaut und steht noch heute.
Hochbunker, die beim Wiederaufbau 1953 errichtet wurden und sich im Norden der Anlage direkt neben der Elbe befinden, wurden zwar verschloßen, aber nicht gesprengt.
Alte Werkshallen werden aktuell zu Büroräumen umgebaut und neben dem Gelände gibt es eine Deckenfirma.
Die riesigen Gewächshausanlagen wurden 1997 abgerissen, nachdem drei Jahre lang keine gute Lösung für weitere Heizmöglichkeiten gefunden wurde.
Im Sommer 1998 fand die Landesausstellung „Mittendrin“in der Kraftwerkshalle statt, bei der alte Kessel für Exponate verwendet wurden. Verbliebene Maschinen des ehemaligen Kraftwerks Vockerode wurden dabei mit buntem Licht in Szene gesetzt.
Gleichzeitig begann man im Süden des Braunkohlekraftwerks mit der Abschaltung des verbliebenen Gaskraftwerks.
Nachdem am 22. September 2001 die vier Schornsteine des Braunkohlekraftwerkes gesprengt wurden, begann man 2005 mit der Demontage verbliebener Tanks und Anlagen des Gaskraftwerks. Die zwei Schornsteine dieses Gaskraftwerkes wurden am 18. September 2013 gesprengt und die Kraftwerks Gebäude in den folgenden Wochen abgerissen.
Unverändert verblieben ist heute lediglich die alte große Werkshalle des Braunkohlekraftwerks an der Elbe, in der einst große Turbinen standen. Die alten Mauern und die Dächer, die sich über mehrere Ebenen verschachteln, zeugen von einer längst vergangenen Zeit.
Das Gebäude macht noch einen guten Eindruck und wirkt von außen längst nicht so alt, wie es eigentlich ist. Die schönen Fassaden aus Backstein zeigen die wunderschöne alte Baukunst. Ein wirklich beeindruckender Gebäudekomplex – direkt an der Elbe.
Quellen: A. Florian, A. Fürstenau, F. Wenzel
2 Antworten
Wie erkundet man den LP am besten ?
Hast du da schon was rausgefunden?…