Erst seit 2020 ist die ehemalige Fabrik in Kempen, in der die bekannte Prinzenrolle produziert wurde, verlassen. Die Keksfabrik war 65 Jahre lang in Betrieb und wurde nach Thüringen verlegt.
De Beukelaer: Schließung einer Megafabrik
Bereits seit Mitte November 2018 war klar, dass der Standort in Kempen geschloßen werden soll. Schritt für Schritt sollte die Produktion an den größten de Beukelaer Standort in Kahla verlagert werden. In dem Werk in Kempen waren 270 Mitarbeiter beschäftigt.
Edouard de Beukelaer II, der Sohn des Erfinders, gründete die Fabrik im Jahr 1955 unter dem Namen „Flämische Keksfabrik E. de Beukelaer“ und produzierte dort den allseits beliebten Keks.
Da sich Prinzenrolle mit der Zeit zum beliebtesten Keks Deutschlands entwickelte, wurde die Fabrik mehrfach erweitert, um der Nachfrage standhalten zu können.
Doch auch danach gab es ständig notwendige Investitionen in effizientere Produktionslinien. Zudem wuchsen die Anforderungen an die Logistik, was am Standort Kempen mit erheblichen Kosten verbunden gewesen wäre. Alleine in Thüringen werden rund 100 Millionen Euro in den Ausbau investiert, was immernoch günstiger, als eine Modernisierung des Standortes Kempen sei.
Somit wurde klar, dass die Verlegung in einen größeren und zentralen Produktionsstandort sinnvoller wäre.
So wurde 2018 beschloßen, die Keksfabrik Kempen herunterzufahren. Der Jahresumsatz der Firma lag 2020 bei 507 Millionen Euro.
Nachnutzung
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Kempen plant die Fläche zu erwerben, um sie anderen Unternehmen anbieten zu können. In der Region gibt es nur wenige Gewerbeflächen für Industrie in dieser Größe und zudem liegt das Gelände sehr zentral mit einer guten Anbindung ans Schienensystem.
Für Unternehmen ist es nicht überall möglich, ein Grundstück zu erwerben und mit Industrie zu bebauen. In jeder Stadt gibt es Vorgaben, welche Flächen welchen Zwecken dienen dürfen. Besonders in Kempen scheint dieser Flächenbebauungsplan sehr klar strukturiert zu sein, wie sich auf dem nebenstehenden Bild gut erkennen lässt.
Fabrik der Prinzenrolle in Kempen von Innen
In großen Hallen wurden mit riesigen Produktionsmaschinen der Teig der Kekse in mit Silikonwalzen mit einem Muster versehen und in Form gepresst. Direkt danach wurden die Rohlinge in Öfen gebacken. Weitere Maschinen stampften dann die Kakaofüllung auf eine Kekshälfte und setzen eine weitere darauf, sodass der bekannte Keks entstand. Zur Kühlung wurden die frischen Kekse in die nächste Halle weitertransportiert.
Jüngst tauchte auf YouTube ein Video des Urbexers ItsMarvin auf, der passend zu unseren bereits begonnenen Recherchen den Ort besuchte und dokumentierte.
Darin ist unter anderem der gesamte Verpackungsprozess der Kekse sichtbar. In einer Halle stehen riesige Fließbänder und Verpackungsanlagen, mit denen die Prinzenkekse stückgenau in Verpackungen gestapelt und anschließend in bedruckten Folien verschweißt wurden.
Anschließend kamen die Packungen kartonweise in ein vollautomatisiertes Hochlager direkt neben der Produktionshalle.
Das Video offenbart auch, dass in dem Werk diverse alternative Produkte zur Prinzenrolle produziert wurden. Darunter auch Eigenmarken von ALDI oder LIDL. Teilweise liegen die Keksformen der unterschiedlichen Marken direkt nebeneinander.
Allgemein wirkt das riesige Kekswerk sehr modern und gewann 2007 sogar den Gesundheitspreis für Gesundheitsförderung. Doch es sind auch schon Spuren des Alters, besonders an den Fassaden und Dächern der Gebäude sichtbar.
Die Schließung zieht Trauer nach sich
Für viele Bewohner gehört die Fabrik zur Stadt Kempen und einige Anwohner erinnern sich noch an den mehligen Geruch in der Luft. Heute repräsentiert die einst riesige Fabrik nur noch der Werksverkauf, der vermutlich auch bald schließen wird.
Für über 200 Mitarbeiter ging mit der Schließung des Werks eine Arbeitsstelle und ein einst stolzer Arbeitgeber verloren. Einige von ihnen brachten dem Vorstand kein Verständnis für die Verlegung des Werks gegenüber und waren überzeugt, dass der Standort nicht notgedrungen geschloßen wurde. Wo einst 50.000 Tonnen de Beukelaer Kekse jährlich produziert wurden, steht jetzt eine riesige Fabrik still. Riesige Maschinen diverser Produktionsschritte, die noch gut in Form zu sein scheinen, stehen in den großen Werkshallen.
Ein Outlet der Fabrik, das sogenannte „DeBeukelaer Factory Outlet Kempen“ existiert weiterhin an dem Standort und repräsentiert so weiter die Geschichte der Prinzenrolle in der Stadt.