Der Spreepark Berlin ist ein ganz besonderer Lost Place, denn es handelt sich um einen ehemaligen Freizeitpark. Der heute verlassene Freizeitpark wurde zur Zeit der DDR unter dem Namen Kulturpark Plänterwald eröffnet. Zu besten Zeiten zog die Freizeit-Attraktion rund 1,7 Millionen Besucher an, doch mit der Wende startete der Niedergang. Zuletzt bewegten sich die Attraktionen im Spreepark Berlin im Jahr 2002.
Der Berliner Lost Place heute
Der Spreepark Berlin ist kein frei zugänglicher Lost Place. Angeblich wird der Ort auch von Wachleuten mit Hunden patrouilliert. Allerdings gibt es Führungen durch das Gelände, die ebenfalls von Wachleuten begleitet werden, die darauf achten, dass sich niemand von der Gruppe löst. Ein Zaun, welcher das Gelände umgibt, wird regelmäßig geflickt und der Besitzer gibt an, jegliche unauthorisierten Besucher anzuzeigen.
Betrieb und Geschichte des Spreepark Berlin
Eröffnet wurde der „VEB Kulturpark Berlin“ 1969 als einziger Freizeitpark der DDR. Das war einer der Gründe für die enorme Beliebtheit des VEB Kulturparks. So zog der Park ungefähr 1,7 Millionen Besucher jährlich an. Darüberhinaus repräsentierte der Park für viele Besucher auch ein Stück des Westen im Osten, da die Fahrgeschäfte aus westlichen Ländern importiert worden waren. Interessant dabei ist, dass die Fahrgeschäfte für den Import angepasst worden sind. So wurden Namen geändert und das Design teilweise angepasst. Beispielsweise wurde die Autopiste Carrera in Autobahn Berlin umbenannt und beim Motorrad-Kinderkarussell die BMW Logos entfernt.
Es bestanden noch weitere Unterschiede zwischen den VEB Parks und westlichen Freizeitparks. Während die Fahrgeschäfte westlicher Freizeitparks in die Umgebung eingelassen wurden, bestand der Großteil der VEB Fläche aus einem Asphaltplatz, auf welchem die Fahrgeschäfte wie bei einem Rummel angeordnet waren. Auch die Eintrittspreise erinnerten daran, da der Eintrittspreis für das Gelände im Jahr 1996 bei einer DDR-Mark lag und jede Attraktion zusätzlich bezahlt werden musste.
Zu den Attraktionen zählten aber nicht nur Fahrgeräte, sondern auch zahlreiche Bühnen, die für Unterhaltung sorgten. Diese wurde von Darstellern betrieben, die saisonweise angestellt waren.
Die Wende und ihre Auswirkungen auf den Spreepark
Die Wiedervereinigung, angestoßen durch die friedliche Revolution in der DDR, führte dazu, dass Volkseigene Betriebe aufgelöst wurden. Somit ging das Grundstück des „VEB Kulturpark Berlin“ an den Berliner Senat über. Dieser versuchte einen neuen Betreiber zu finden, schließlich entschied man sich für die Spreepark Berlin GmbH von Norbert Witte. Witte versuchte nun das Grundstück nach westlichen Vorbildern zu verändern. Dafür wurde der große Asphaltplatz aufgebrochen und durch eine „natürliche“ Landschaft ersetzt. Zusätzlich wurden weitere westliche Achterbahnen gekauft. Des Weiteren wurde ein pauschaler Eintrittspreis eingeführt, also ein einmalig zu zahlender Preis beim Betreten des Parks, anstatt separate Kassen an jeder einzelnen Attraktion.
1997 wurde eine Erbpachtvertrag zwischen dem Spreepark und dem Senat von Berlin geschlossen. Darin wurde gegen finanzielle Mittel festgelegt, dass der Spreepark sich zukünftig besser in die Umwelt einzubinden hat. Konkret bedeutete dies, dass es fortan verboten war, Bäume zu fällen und große Flächen zu asphaltieren. Das verhinderte in den Folgejahren das Neubauen von Parkplätzen, obwohl diese dringend nötig gewesen wären, da ohne Besucher ohne sie einen Fußweg von 15 Min. zurücklegen mussten. Diese Situation war auch einer der Gründe für den Einbruch der Besucherzahlen, die nur noch bei ca. 500.000 pro Jahr lagen. Aufgrund der Investitionen in den Umbau, war der Spreepark außerdem stark verschuldet. Das führte zu steigenden Eintrittspreisen, was wiederum weitere Besucher abschreckte.
Das Ende dieses Kreislaufs kam 2001, als Familie Witte versuchte, den Erbpachtvertrag zu kündigen. Dies wurde jedoch nicht gewährt, woraufhin die Familie Insolvenz angemelden musste.
Die Zukunft des Spreepark Berlin
Nach der Pleite wurde von verschiedenen Firmen versucht das Areal zu übernehmen, jedoch scheiterten die Verhandlungen an den strengen Umweltvorlagen. Das führt dazu, dass über die Jahre sämtliche Angebote für potentielle Käufe zurückgezogen wurden. Während dieser Zeit wurde das Gelände des Freizeitparks nicht genutzt. Schließlich entschied sich das Land Berlin, das Gelände 2014 zurückzukaufen. Zuständig ist seit dem Jahr 2016 die Landeseigene Grün Berlin GmbH. Die Vision der GmbH ist es den alten Spreepark nachhaltig wieder auferstehen zu lassen. Dafür wurde in einem Bürgerbeteiligungsprozess ermittelt, welche Ziele es dabei zu erreichen gilt. Die Achterbahnen werden demnach nicht wieder fahren, das verlassene Riesenrad wird saniert. 2026 ist die Wiederöffnung des Freizeitparks geplant.
Norbert Witte und der Spreepark Berlin
Die Verbindung zwischen Familie Witte und dem Spreepark entstand 1989, als sich die Familie im Freizeitpark mit einigen Fahrgeschäften und Imbissbuden einmietete. Dass Norbert Witte überhaupt einen Stellplatz auf einem deutschen Rummel/Freizeitpark bekommen hatte, war bemerkenswert. Wenige Jahre zuvor (1981) waren sieben Menschen bei einem Unfall auf einem von Wittes Fahrgeschäften ums Leben gekommen und 15 Menschen schwer verletzt worden. Daraufhin wurden ihm Stellplätze auf Deutschem Boden grundsätzlich nicht mehr gewährt.
Nach der Wiedervereinigung schaffte er es jedoch, den Zuschlag für den Spreepark zu bekommen. Dort betrieb er bis zum Jahr 2001 Fahrgeschäfte. Wie oben beschrieben musste, er am Ende jedoch Insolvenz anmelden. Als Grund für das Scheitern seines Freizeitparks nannte er die strengen Umweltauflagen des Berliners Senats.
Während des Insolvenzverfahrens ließ er mehrere Attraktionen in Schiffscontainer verpacken und verschicken, angeblich zu Reparaturzwecken. Jedoch stellte sich dies als ein Unwahrheit heraus, denn in Wirklichkeit setzte er sich mit diesen Fahrgeschäften nach Peru ab, um einen zweiten Versuch für einen Freizeitpark zu wagen. Dieser Freizeitpark scheiterte jedoch ebenfalls. Als er seine Attraktionen wieder nach Deutschland bringen wollte, wurde Witte 2004 dabei erwischt wie er versuchte, 167kg Kokain nach ins Land zu schmuggeln. Dieses versuchte er in einem seiner Fahrgeschäfte zu verstecken, das er nach Deutschland zurückbringen wollte. Als Folge wurde er zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Auch sein Sohn Marcel wurde beim Drogenschmuggel erwischt, allerdings in Peru, wo dieser zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt wurde.
Quellen
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Norbert_Witte
https://www.spiegel.de/international/germany/life-is-a-rollercoaster-the-downfall-of-a-funfair-family-a-632771.html