MEGA Möbelhaus Klipphausen

Im sächsischen Klipphausen bei Dresden steht ein gigantisches, verlassenes Möbelhaus, das früher der Möbelwelt Zick und dann dem Konzern Mega-Möbel gehörte, bis es aufgegeben und zum Lost Place wurde. Auf drei Etagen und rund 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wurden seit 1997 Möbel verkauft, womit das Möbelhaus zu seiner Zeit nicht nur das größte Möbelhaus Dresdens, sondern das sogar das Größte in ganz Sachsen war.

Die Möbelwelt Zick: Aufstieg in den 1990er-Jahren

Hinter dem Möbelhaus bei Dresden stand die von Ulrich Zick gegründete Möbelwelt Zick, die größte Möbelhauskette Ostdeutschlands. Zick, ursprünglich aus Schwaben, kam 1990 in die neuen Bundesländer und baute aus einem Fünf-Mann-Betrieb innerhalb weniger Jahre die marktführende Möbelkette in Sachsen auf. Zuvor war er bereits als Handelsvertreter für den bayerischen Polstermöbelhersteller himolla tätig, der europaweit größte Konzern dieser Branche.

Zicks eigene Unternehmensgruppe umfasste später rund 100 Filialen in Ostdeutschland. Dazu gehörten 50 Küchenwelt-Studios und 10 Polsterwelt-Geschäfte. Mit durchschnittlich 179 Millionen Euro Jahresumsatz und bis zu 1.250 Beschäftigten (zuletzt etwa 1.100) war Möbel Zick Mitte der 90er der größte Möbelhändler Sachsens, laut einigen Medien sogar Ostdeutschlands. Zicks Erfolgsrezept in der Nachwendezeit waren schnelle Expansion und kreative Standortwahl.

Die erste Filiale wurde 1990 im Kultursaal der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Taubenheim bei Meißen eröffnet. 1993 ließ Zick sogar Viehställe zu Möbel-Verkaufshallen umbauen.

Das Flaggschiff in Klipphausen-Taubenheim

Den Höhepunkt der Expansion markierte das neue Flaggschiff im Gewerbegebiet Taubenheim (Gemeinde Klipphausen) nahe Meißen und Dresden. Dort entstand 1996/97 auf einem rund 8 Hektar großen Areal ein gigantisches Möbelhaus mit drei Etagen und 18.000 m² Verkaufsfläche. Zur Finanzierung und Erschließung des Standorts holte man einen Investor ins Boot: Die Kölner Immobilienfirma Ebertz & Partner entwickelte die Halle über einen geschlossenen Immobilienfonds und vermietete sie an die Zick-Gruppe. Im August 1997 wurde das spätere Mega-Möbelhaus feierlich eröffnet und galt als modernstes und größtes Möbelhaus der Region. Dennoch war die Standortwahl ungewöhnlich, da die riesige Möbelfiliale fernab von Autobahnen und Großstädten lag. Zick hoffte offenbar, mit diesem ländlichen Möbel-Einkaufszentrum Kunden aus der ganzen Region Dresden–Meißen anzuziehen, was zunächst auch klappte. Anfangs lief das Geschäft gut, doch das änderte sich schon bald.

Krise und Insolvenzen: Das schnelle Ende der Möbelwelt Zick

Nicht lange nach der Eröffnung des Möbelriesen geriet die Zick-Gruppe in Schwierigkeiten. Die anfängliche Kauf-Euphorie im Osten sank Ende der 90er spürbar ab. Der Umsatz brach massiv ein und am 10. September 1998 stellte die Möbelwelt Zick beim Amtsgericht Dresden einen Insolvenzantrag. Für tausende Kunden bedeutete das bange Ungewissheit: Viele hatten hohe Anzahlungen für bestellte Möbel geleistet und fürchteten nun um ihr Geld. Schätzungsweise 15.000 Käufer hatten zu dieser Zeit Anzahlungen geleistet. Verbraucherschützer warnten bereits seit früheren Branchenpleiten vor solchen Vorkasse-Geschäften und rieten Möbelkäufern: „Keine hohen Anzahlungen vor einer Lieferung der Waren“. Tatsächlich verloren zahlreiche Kunden ihr Geld oder erhielten die Ware erst nach weiteren Zahlungen – allein im Bereich Küchenwelt summierten sich die Forderungen der Gläubiger auf fast 130 Millionen DM.

Die Insolvenz der Möbelwelt Zick erschütterte die Region, zumal das Unternehmen ein großer Arbeitgeber war. Der selbsternannte „Möbelkönig“ Ulrich Zick musste sich wenig später vor Gericht verantworten. Im Mai 2002 verurteilte das Landgericht Dresden den mittlerweile 60-Jährigen wegen Insolvenzverschleppung und Untreue in zehn Fällen zu zweeinhalb Jahren Haft.

Ulrich Zick wurde im Frühjahr 2002 vom Landgericht Dresden wegen Gesamtvollstreckungsverschleppung und Untreue in zehn Fällen in Höhe von zusammen rund 920.000 Euro zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht gab der Hausbank (Commerzbank) und anderen kreditgebenden Banken (darunter die Hamburgische Landesbank) Mitschuld am eingetretenen Schaden und wies eine Revision des Urteils ab. Zicks Söhne wurden im November 2002 ebenfalls verurteilt, unter anderem wegen Beihilfe zur Untreue, für die 15 Monate und sieben Monaten Haft ausgesprochen wurden. Das Gericht stellte fest, dass Zicks Firmenimperium bereits Ende Mai 1998 objektiv zahlungsunfähig gewesen war.

Mega-Möbel: Neuer Betreiber und erneuter Niedergang

Nach der Zick-Pleite stand das Möbelhaus in Taubenheim erstmals leer, doch ein Lost Place sollte es noch nicht werden. Schon bald startete die Brandenburger Möbelhandelskette Mega-Möbel eine Übernahme des riesigen Möbelhauses. Ende der 1990er Jahre eröffnete sie dort das Mega-Möbelhaus Klipphausen. Anfangs hoffte man, das etablierte Haus würde unter neuer Führung wieder rentabel laufen, doch die Probleme blieben letztlich ähnlich. Mega-Möbel, ein mittelständisches Unternehmen aus Werder (Havel), hatte einst sieben Filialen und rund 400 Mitarbeiter in Brandenburg. Doch 2002 brachen die Umsätze um 20 % ein, und im Folgejahr geriet auch Mega-Möbel in die Zahlungsunfähigkeit. Am 13.06.2003 meldete die Mega-Möbel GmbH Insolvenz an und musste bald darauf die letzte verbliebene Filiale am Standort Klipphausen aufgegeben.

Bis Anfang 2004 fanden in der leeren Taubenheimer Möbelhalle noch Abwicklungs-Veranstaltungen statt. Ein Hamburger Industrieverwerter organisierte über ein Dutzend Versteigerungen von Restposten, um die Lagerbestände zu liquidieren. Schließlich wurde das Gebäude gänzlich geräumt und das leerstehende Möbelhaus entwickelte sich zum Lost Place.

Leerstand, gescheiterte Pläne und zunehmender Verfall

In den folgenden Jahren entwickelte sich das verlassene Möbelhaus Klipphausen zum Sinnbild für ungenutztes Potenzial. Zahlreiche Nachnutzungspläne scheiterten. So plante 2009 ein Veranstalter, die leerstehenden Hallen für Großpartys und Events zu nutzen. Kurz vor der ersten Veranstaltung wurden die Pläne aus Brandschutzgründen untersagt. 2011 versuchte Ronny Melkus, Sohn des DDR-Rennfahrers Ulli Melkus, eine Indoor-Kartbahn in der ehemaligen Möbelhalle einzurichten. Doch auch dieses Vorhaben zerschlug sich. Währenddessen nagten Vandalismus und Diebstahl an dem Gebäude.

2012 ließ der damalige Eigentümer Ebertz & Partner Teile des Erdgeschosses aus Sicherheitsgründen zu zumauern. Eine dauerhafte Lösung für den Standort blieb aus, bis sich schließlich 2013 mit der Leipziger Immobilienfirma I-Pro im Rahmen einer Zwangsversteigerung ein Käufer fand. „Wir wollen es mit Leben erfüllen. Uns schweben verschiedene Nutzungen vor“, erklärte Geschäftsführerin Renate Stenger im August 2013. Vorgesehen waren unter anderem Gewerbeansiedlungen, Lagerflächen, Handwerker-Werkstätten, eine Gastronomie und sogar Freizeiteinrichtungen, zu denen auch eine Kletterwand gehören sollte.

Bevor jedoch neue Mieter einziehen konnten, musste das Areal umfassend entrümpelt und saniert werden. Die Schäden durch jahrelangen Vandalismus waren enorm. „20 Container mit Unrat kamen schon zusammen“, berichtete I-Pro-Objektleiter Matthias Momberg über die Aufräumarbeiten. Die einst prächtige Möbelausstellung war nur noch ein „dreigeschossiger Rohbau mit Dach“, so Momberg. Die Firma investierte auch in Sicherungsmaßnahmen, in dem sie alle Zugänge mit Betonpollern und Schranken blockierte, um unbefugte Eindringlinge fernzuhalten.

Dennoch blieb die Gefahr allgegenwärtig. Im Februar 2020 sorgte ein Vandalismus-Vorfall erneut für Schlagzeilen, denn Unbekannte waren mit schwerem Gerät auf das Gelände eingedrungen und hatten die zugemauerte Außenwand eingerissen, um im Inneren verbliebenen Wertgegenständen zu suchen. I-Pro-Geschäftsführerin Stenger beklagte den erneuten Schaden von mehreren Tausend Euro: „Wir haben uns riesig geärgert“, sagte sie der Sächsischen Zeitung über den Vorfall. Durch das klaffende Loch war das verlassene Möbelhaus fortan frei zugänglich.

Verlassenes Möbelhaus: Der aktuelle Zustand des Lost Place

Über zwei Jahrzehnte nach seiner Schließung steht das Mega-Möbelhaus Klipphausen nach wie vor leer und verfällt immer mehr. Wo früher Möbel verkauft wurden, sind heute Moos und Graffiti. Das Areal hat sich zu einem Hotspot für Urban Explorer und Neugierige entwickelt, was den Anwohnern sehr misfällt. Das verlassene Möbelhaus, oft als Sachsens bekanntester Lost Place bezeichnet, zieht Urbexer aus ganz Deutschland und dem Ausland an. In dem labyrinthartigen Komplex wurden bereits Partys gefeiert, Nächte verbracht und Gefechte mit Airsoft-Waffen ausgetragen. Im März 2025 fand die Polizei mehrere zurückgelassene Panzergranaten im Gebäude – glücklicherweise handelte es sich nur um Übungsmunition.

Da das Gelände offenbar völlig ungesichert und offen zugänglich ist, kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen und Lärmbelästigungen. Anwohner klagen über nächtliches Böllerknallen und Motorenheulen, als würden dort illegale Autorennen stattfinden. Der Ortschaftsrat von Taubenheim ist alarmiert: „Da muss endlich etwas passieren“, drängt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Richter mit Blick auf die unhaltbaren Zustände. Bislang fehlt allerdings eine konkrete Perspektive. Weder die erhoffte Wiederbelebung durch I-Pro noch ein Verkauf haben den Leerstand beenden können.

So bleibt das verlassene Mega-Möbelhaus eine ungenutzte Immobilie und damit ein beliebter Lost Place für viele Urbexer. Ob und wann das riesige Möbelhaus wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt wird, ist offenbar ungewiss.

Quellen: Sächsische Zeitung, Manager Magazin, VerbraucherNews.de, moebelkultur.de, verlassenes.de, Wikipedia u.a.

Weitere Informationen

Einschätzung des Ortes

Bekanntheit
20%
Gefahr
20%
Vandalismus
20%
Schwierigkeit des Betretens
20%

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