In Michelstadt steht ein Lost Place, den es so kaum in Deutschland gibt, die ESOC Michelstadt.
Die ESOC ist eine ehemalige Bodenstation der ESA (European Space Agency), die Signale von Satelliten empfangen und teilweise auswerten konnte.
Die ESOC-Bodenstation Michelstadt (damals auch als ESA Groundstation Odenwald bekannt) war die zentrale Empfangsstell für Satellitendaten des Meteosat Satelliten.
Dabei handelt es sich um eine Konstellation von europäischen Wettersatelliten, die von der ESA mitentwickelt und von Eumetsat betrieben wurden.
Die Satellitengruppoerung ging1977 in Betrieb und liefert seitdem Daten für den Nullmeridian Raum um Europa.
Die Erdstation Michelstadt konnte die Signale der Satelliten, die in rund 36.000 km (geostationär) Höhe kreisen, empfangen.
Ziel der Erdstation Michelstadt
Im Jahr 1975 errichtete man die Bodenstation in einer Bodensenke im Norden von Michelstadt.
Schon aus der Ferne erkennbar waren die großen Parabolantennen, die je einen Durchmesser von 15 Metern und 13,5 Metern hatten.
Das Ziel der Bodenstation waren Empfang und Aufbereitung von Satellitendaten. Darunter Satelliten der Meteosat Satellitenkonstellation. Doch auch Forschungsprojekte wie „Hipparcos“ zählten zu den Aufgaben der ECOS Michelstadt.
Bei Hipparcos handelt es sich um einen 500kg schweren Satelliten. Dieser Satellit befindet sich seit dem 8. August 1989 im All. Er konnte Daten zu Sternenbildern und Veränderungen am Nachthimmel erfassen.
ESOC Michelstadt sollte ursprünglich die einzige Bodenstation für Hipparcos sein und mit einer permanenten Verbindung zum Satelliten seine Daten empfangen und weiterleiten.
Die Bodenstelle war bis Betriebsende des Hipparcos im Juni 1993 aktiv und konnte zuverlässig Daten liefern.
2002 ging die Anlage in den Besitz der „Nachrichtentechnischen Systementwicklungsgesellschaft“ (NTS GmbH) mit Sitz in München über und wurde unter ihr stillgelegt.
Die ESOC Michelstadt heute
Die Station war laut des Michelstädter Bürgermeisters Dr. Tobias Robischon sehr fortschrittlich.
In den frühen 2000er-Jahren wurde die Arbeit in der ESOC-Bodenstation aufgegeben und von einer Firma aus München übernommen, die aber nach dem Tod des Inhabers pleite ging.
Von dem Gelände sind heute noch eine Parabolantenne sowie ein Gebäude vorhanden. Die technische Ausstattung ist jedoch nicht mehr vorhanden.
Die knapp 15 Meter große Antenne konnte früher Satellitendaten empfangen und der Weiterverarbeitung weiterleiten.
Das Gelände befindet sich in Privatbesitz von Walter Scharmann, der das Gebäude 2014 übernahm und ein 50 Hektar großes Biotop um das Grundstück herum besitzt.
Seit 2010 fällt der zunehmende Vandalismus auch der Stadt als Problem auf.
Doch seit September 2021 wurden Weiterverwendungspläne mit Architekturstudenten der Hochschule Darmstadt zum Projekt „Zwischen Himmel und Erde“ entwickelt. Unter anderem wurden das Gelände und das Gebäude von Müll befreit und Ideen entwickelt, das Gelände mehr mit der Natur zu verbinden und zu einem Ort der Kunst zu machen. Es wurden verschiedene Ausstellungsräume mit Kunst und Forschungsprojekten zur Naturverschmelzung und auch Fotoausstellungen geplant. Durch die lange Zeit, die das Gelände bereits verlassen ist, muss jedoch zunächst die Eignung für solche Zwecke geprüft werden. Erst dann können Genehmigungen für das Projekt ausgestellt werden.
Bis 2024 soll eine neue dauerhafte Nutzung ausgearbeitet sein. Die große Parabolantenne soll erhalten bleiben und ein Teil der Austellung werden.
Mit der künstlerischen Ausstellung soll jeder die Möglichkeit bekommen, die ehemalige ESOC Stelle in Michelstadt völlig legal zu besuchen. Sie soll als Erlebnis- und Ausflugsort in die Landschaft integriert werden und mit dem privaten 50 Hektar Biotop verbunden werden.
Um die Natur vor Ort zu schützen, ist zudem ein spezielles Mobilitätskonzept für eine Anfahrt ohne Auto geplant.
Der Grundbesitzer Walter Scharmann übernimmt die Finanzierung des Umbaus. Ihm liegen die Natur und das Gelände sehr am Herzen.
Laut Medien wird das Gelände derzeit videoüberwacht, da es trotz der groben Absperrungen weiterhin zu Vandalismus käme.
Fotoquelle: Markus Goebel