An der malerischen Südostküste Spaniens, nahe der Stadt Carboneras in der Provinz Almería, steht das berüchtigte Geisterhotel „El Algarrobico“, einer der größten Lost Places in Spanien. Dieses 21-stöckige Betongebäude mit seinen 411 geplanten Zimmern erhebt sich wie ein unwillkommener Gigant über dem Strand von Carboneras, nur 30 Meter vom Meer entfernt. Das verlassene Hotel sollte einst eine luxuriöse Urlaubsdestination werden, wurde aber nie fertiggestellt und ist heute ein Symbol für massiv gescheiterte Bauvorhaben und die komplexen Auseinandersetzungen zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichen Interessen. Seine Geschichte erinnert etwas an das verlassene Hotel am Strand von Corralejo auf der spanischen Nachbarinsel Fuerteventura.
Die Entstehungsgeschichte des El Algarrobico Hotels
Die Geschichte des El Algarrobico Hotels beginnt im Jahr 2003, als die Gemeinde Carboneras eine Baugenehmigung für das Projekt erteilte. Das geplante Luxushotel mit 21 Stockwerken und 411 Zimmern sollte Touristen aus aller Welt anziehen. Doch von Anfang an war das Projekt umstritten, da es im Naturpark Cabo de Gata-Níjar liegt, einem geschützten Gebiet, das für seine unberührten Strände und einzigartige Flora und Fauna bekannt ist. Umweltaktivisten, allen voran Greenpeace, protestierten vehement gegen den Bau dieses Geisterhotels in Spanien.
Proteste und erste gerichtliche Schritte
Die Proteste der Umweltschützer ließen nicht lange auf sich warten. Greenpeace und andere Organisationen wiesen darauf hin, dass der Bau des El Algarrobico Hotels gegen mehrere Umweltgesetze verstieß. Besonders kritisiert wurde die Tatsache, dass das Hotel nur 30 Meter vom Strand entfernt errichtet wurde, was im Widerspruch zu den geltenden Bauvorschriften stand, die einen Mindestabstand zum Meer vorschreiben.
2005 erzielten die Umweltschützer einen ersten Erfolg: Ein Gericht ordnete den Stopp der Bauarbeiten an. Zu diesem Zeitpunkt war das Hotel bereits weit fortgeschritten, mit fast allen Stockwerken und einer sichtbaren Struktur. Greenpeace bezeichnete das halbfertige Gebäude als „illegales Hotel“ und startete eine breite Kampagne, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Plakate und Protestaktionen, sowohl an Land als auch auf dem Wasser, waren an der Tagesordnung.
Rechtsstreit und gerichtliche Entscheidungen
Die nächsten Jahre waren geprägt von einem intensiven Rechtsstreit, der sich über mehr als ein Jahrzehnt hinzog. 2012 erklärte der oberste Gerichtshof von Andalusien den Bau des Hotels für illegal. Die Richter entschieden, dass das Projekt gegen geltende Umweltgesetze verstoßen hatte und nicht hätte genehmigt werden dürfen. Dieses Urteil schien zunächst das Ende des Projekts des Geisterhotels in Spanien zu besiegeln.
Jedoch folgte 2014 ein gegenteiliges Urteil einer anderen Kammer des Regionalgerichts, die den Bau für legal erklärte. Dieses Hin und Her in der Gerichtsbarkeit trug dazu bei, dass das Hotelprojekt weiterhin in der Schwebe blieb und keine klaren Entscheidungen getroffen wurden. Schließlich entschied Spaniens Oberster Gerichtshof im Jahr 2016 endgültig, dass der Bau illegal sei und die Genehmigungen unrechtmäßig erteilt wurden.
Politische und soziale Implikationen des Lost Place Hotels
Die politischen Implikationen des El Algarrobico-Projekts sind weitreichend. Die Weigerung der Gemeinde Carboneras, die Baugenehmigung zurückzuziehen, hat zu anhaltenden politischen Spannungen geführt. Die sozialistische Regierung der Stadt hatte sich bis zu den Parlamentswahlen im Mai 2023 geweigert anzuerkennen, dass das Hotel unrechtmäßig errichtet wurde. Ein Misstrauensvotum und Machtverschiebungen in der Stadtverwaltung haben die Situation weiter verkompliziert.
Im Juli 2021 lehnte der Oberste Gerichtshof Andalusiens einen erneuten Antrag von Greenpeace auf Abriss des Geisterhotels ab. Die Richter erklärten, dass der Abriss erst erfolgen könne, wenn die Gemeinde Carboneras die ursprüngliche Baugenehmigung offiziell zurückzieht, was bis heute nicht geschehen ist. Diese Entscheidung verdeutlicht die Komplexität der Situation und die Herausforderungen, die mit der Umsetzung rechtlicher und umweltpolitischer Maßnahmen verbunden sind.
Ein Symbol des gescheiterten Urbanismus
Für viele Umweltschützer, insbesondere Greenpeace, ist das Hotel El Algarrobico zu einem Symbol für die Zerstörung der Küste geworden. Es steht exemplarisch für die negativen Folgen von unkontrolliertem Bauwesen und der Missachtung von Umweltgesetzen. Trotz wiederholter Wahlversprechen zum Abriss und der möglichen Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Sanierung der Umgebung bleibt das Hotel bis heute bestehen.
Die Zukunft des Geisterhotels El Algarrobico
Das Schicksal des verlassenen Hotels El Algarrobico bleibt ungewiss. Während einige Stimmen weiterhin den Abriss fordern, gibt es auch Vorschläge, das Gebäude zu renovieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. Dies könnte beispielsweise ein ökologisches Bildungszentrum oder eine Einrichtung für nachhaltigen Tourismus sein. Jedoch sind solche Pläne bislang nicht konkretisiert worden und die rechtlichen Hürden bleiben hoch.
Die Tatsache, dass das Hotel nach all den Jahren noch immer steht, zeigt die Schwierigkeiten auf, die Spanien im Umgang mit solchen Bauprojekten hat. Es wird noch einige Zeit und viele gerichtliche Auseinandersetzungen brauchen, bis eine endgültige Lösung gefunden wird.
Fazit zum Lost Place Hotel El Algarrobico
El Algarrobico bleibt ein Mahnmal für gescheiterte Bauvorhaben und die Herausforderungen, die entstehen, wenn wirtschaftliche Interessen und Umweltschutz kollidieren. Das Schicksal dieses Geisterhotels an der Costa del Sol ist weiterhin ungewiss, und es steht zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, die sowohl den Erhalt der natürlichen Umgebung als auch die rechtlichen und politischen Gegebenheiten berücksichtigt.
Hier noch ein interessanter Spiegel-Artikel zum Hotel.